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Editorial

Mein lieber Mann, war das ein Stück Arbeit! Wer denkt, dass so ein Restaurantführer eine tolle Aufgabe ist, der hat zwar Recht, kann aber nicht ermessen, wie viel Arbeit, Zeit und Stress damit verbunden ist. 

Außerdem hat man immer Ärger. Schreibt man gut, rufen die Leute an und beschweren sich, man sei voreingenommen. Schreibt man schlecht, rufen die Gastronomen an und meinen, die Kritik sei unberechtigt. Schreibt man differenziert und beleuchtet Gutes und Schlechtes, meckern beide Seiten.

Nun, wir sind in erster Linie einmal uns selbst verpflichtet und unseren Werten. Und, da wir echte Journalisten sind, die das noch so richtig von der Pike auf gelernt haben, der Wahrheit. Wir schreiben es immer genau so, wie wir es erlebt haben. Wir beobachten natürlich bei einem Test genauer als andere Gäste. Sicher sind wir nach über 1000 Restaurantbesuchen auch recht verwöhnt und nicht so leicht zu beeindrucken. Eher schnell enttäuscht, wenn etwas nicht passt. Und auch ärgerlich, wenn es zu katastrophal wird. Aber ist man das als normaler Gast nicht auch? Wir verbringen Stunden in Restaurants, alles zusammengerechnet, sind es wahrscheinlich Jahre. Da will man es schön haben, genießen, nett bedient werden. 

Irgendwann ist man sauer, wenn die Speisen vor Fett triefen und man dieses Fett selbst ansetzt. Oder, wenn es freche oder ignorante, arrogante oder muffelige Kellner gibt. Manchmal tun uns auch die Inhaber leid, die mit tollen Konzepten, wunderschönen Restaurants und durchdachten Speisekarten eigentlich alles richtig machen – wenn nur das Personal nicht wäre.

Nach über 1000 Restaurantbesuchen ist Eins mal klar. Wenn es was zu meckern gab, dann in den meisten Fällen über den Service. So richtig schlechte Küche hat man selten. Schlecht behandelt wird man dagegen öfter.

Wir handhaben die Restaurantkritiken in Disy schon seit Jahren in der gleichen Art und Weise: Der Kritiker geht nie allein. Immer ist einer, meistens sind mehrere Zeugen dabei. Wir essen und trinken, fotografieren die Teller, fotografieren auch Beweise für Kritiken, wie die Tischansicht mit einer Zeitangabe, wenn wir lange warten müssen oder die Gäste, die im Saal mit Schal und Mütze sitzen, weil sie frieren. Wenn Kellner über ihre Arbeitgeber herziehen, schreiben wir mit. Und natürlich notieren wir unsere Beobachtungen gleich. Das heißt nicht, dass uns nicht trotzdem mal ein Fehler unterlaufen kann. Auch ein Kritiker ist ein Mensch!

Und der hat einen eigenen Geschmack, den er beschreibt. Über Geschmack kann man manchmal streiten. Klar! Aber unser Kritiker arbeitet seit über 20 Jahren als Journalist, hat die besten und auch die einfachsten Restaurants dieser Welt getestet, ist bekannt mit vielen Mehr-Sterne-Köchen und Promiwirten und liebt einfach gutes Essen, angenehmes Ambiente und vor allem gute Gastgeber. Ab und zu darf mal ein Redaktions-Volontär einen Text vorbereiten, das erkennt der geneigte Leser am Schreibstil.  Aber unser Kritiker verantwortet auch bei diesen Ausnahmen den Inhalt, hat mitgetestet und überarbeitet. 

Doch nun zu etwas wirklich Gutem! Zu diesem Magazin hier. Hier haben wir nämlich aus allen von uns in Dresden und Umgebung getesteten Restaurants die 75 ausgewählt, die am besten bewertet wurden. Hier, in diesem Restaurantführer, sind also nur die besten Restaurants der Stadt drin (außer auf den letzten Seiten – aber sehen Sie selbst!).  Wir haben auf höchstem Niveau nochmals differenziert bewertet, auch sehr streng. Vier Punkte in diesem Magazin sind viel mehr wert als in der regulären Disy. Hier haben wir die Besten der Besten ins Verhältnis gesetzt. 

Und, selbst wenn wir äußerst zufrieden mit einem Restaurant waren, scheuen wir nicht, die wenigen Kritikpunkte trotzdem zu erwähnen. Wir alle können uns verbessern - jeden Tag, mit jeder Aufgabe. Auch wir werden immer besser und lernen auch nach vielen Jahren nie aus.

 

Das wünschen wir auch allen Gastronomen. Bleiben Sie weiter so fleißig! Halten Sie durch in schlechten Zeiten! Wir wissen, dass die Konkurrenz in der Stadt groß ist. Wir kennen die Personal- und Kostenprobleme. Wir wissen, wie schwer es ist, täglich Frische und Qualität zu garantieren. Und wir wissen, dass Meckerer nerven.

 

Nehmen Sie uns Kritik nicht übel. Schätzen Sie vielleicht auch unseren Fleiß und die Mühe, die wir uns mit all dem machen. Wir beobachten und schreiben das alles so sorgsam und aufwendig, weil wir gutes Essen und tolle Restaurants lieben. 

 

Und wir lieben die 75 in diesem Restaurantführer besonders!

 

Herzlichst! Ihre Anja K. Fließbach

 

PS: Wenn Sie meine persönlichen Lieblinge unter den Restaurants und Köchen kennenlernen wollen und die, deren Chefs mich nach Kritiken am meisten ärgern – schauen Sie immer mal in die reguläre Disy-Ausgabe (überall im Handel) oder in meinen Blog auf www.disy-magazin.de.