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Editorial Sommer 2011

Es ist dein Recht, so zu leben, denn du hast nur das eine, okay! Du gibst dich nicht gern zufrieden…“ Vor vier Jahren spielte mir ein guter Freund auf dem Schiff dieses Lied von Peter Cornelius auf meinen iPod. Ich höre es jetzt wieder oft, wenn ich mit dem Kinderwagen zwischen Redaktion, Disy-Shop in der Centrum-Galerie, Kundenterminen und Anwaltsmeeting, Stillpausen zu Hause, Schlusskorrekturen und Steuerberater, Interviews und Lehrergespräch hin und her flitze. „Kannst du nicht noch bleiben? Nein, du musst geh´n. Lass dich weiter treiben, trotzdem war´s schön.“ Das Leben geht immer weiter und weiter und weiter. Manchmal allerdings gibt es Stau. Bei mir zurzeit oft, weil ich ständig die Berge an Aufgaben vor mir sehe und genau weiß, dass es nie, nie zu schaffen ist. „Du hast die Kraft einer Löwin, doch du treibst so wie ein Segel im Wind.“

 

Wer hat nur das Gerücht mit der Löwin in die Welt gesetzt? Und der Wind ist lange schon ein ständiger Orkan, und das Segel steif und festgezurrt auf geradem Kurs. Mein Freund, es ist lange her, dass du mir mit Cornelius´ Worten sagtest: „Zeig mir deinen Himmel, zeig mit deine Sterne!“ Eine herrliche Regennacht gestern, zum melancholischen Genießen ideal – und ich? Keine Kraft für Mußestunden. „Es wäre dumm zu versuchen, an Gesetzen des Lebens zu dreh´n.“ So ein Leben hat eine ganz schöne Kraft. Da muss man rackern, um es im Zaum zu halten.

 

„Zeig mir die Winkel, die nur dir gehören.“ Ja, verfl ixt! Es gibt sie noch. Klein sind diese Winkel geworden, wo nur ich bin. Aber diese Winkel gebe ich nicht her. Da kann es um mich herum tosen und scheppern (ich habe euch wirklich gern, liebe stürmische Familie, liebe selbstbewusste Kunden und anspruchsvollen Leser), aber diese paar Minuten zwischen den Terminen, die gehören mir.

 

Und wenn ich dann die Kopfhörer aufsetze, bin ich wieder ich und finde zurück zu meiner Musik und mir selbst. Mein Geist öffnet sich wieder für die Weite der Welt. Ich kann durchatmen, muss lächeln und vielleicht auch mal bisschen weinen, und ich erinnere mich, dass ich lebe. Danke mein Freund, danke für die Musik! Und natürlich ist es nur gerecht, dass ich auch meinem dritten Kind einen Satz widme. Ich hoffe, es wirkt hier im Editorial nicht langsam inflationär. Aber: Ich wünsche dir ein wunderbares Leben, mein Kind! Erfüllt und frei, beschützt und lebendig, intensiv und bunt und voller Liebe!

 

Auch für dich: Willkommen, mein Sohn!
Auf die Mußestunden und die stillen Winkel! Kämpfen Sie dafür!

 

Herzlichst,

Anja K. Fließbach

 

PS: Liebe Oberbürgermeisterin, vielen Dank für die Glückwünsche zur Geburt! Es ist eine warme Geste, die neuen Mini-Dresdner per Glückwunschkarte willkommenzuheißen.