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Editorial Sommer 2010

Na, haben Sie auch schon Gold gekauft? Diese Frage habe ich auf meiner Facebookseite gestellt und die Diskussion ging los. Einer empfahl, Tütensuppen zu kaufen, denn die würde man bald brauchen, wenn es nichts mehr zu essen gäbe. Die anderen hatten sich bereits mit Goldmünzen oder Barren eingedeckt und es entbrannte ein Streit über die Frage, ob man den Schatz nun im Schließfach oder unterm Bett aufbewahren sollte. Die einen hatten für sich entschieden alles Geld auszugeben und das Leben bis zum Tag Null zu genießen. Die anderen wollten es gerade sparen, damit es – wenn auch nicht mehr viel wert – dennoch zum Überleben reichen würde. Nie hätte ich gedacht, ich würde Zeilen wie diese über die Realität schreiben. Einem Roman hätte ich solchen Inhalt zugetraut, aber das sind ernsthafte Diskussionen aus unseren Tagen. Die ganzen letzten Jahre, in dem sich die Entwicklung des Finanzmarktes, der Schulden, der Wirtschaft, der Umwelt abzeichnete, hat das nur wenige Menschen ernsthaft interessiert. Nun, wo aktuelle Ereignisse die mediale Aufmerksamkeit auf diese Punkte legen, bricht eine regelrechte Massenhysterie aus. Panik! Eine ganze Welt voll Fässer, die nicht nur bald überlaufen, die mit lautem Knall platzen müssen. Viele haben mich in den letzten Wochen nach meiner Meinung zum aktuellen Stand gefragt. Nun, wenn ich alle Interviews und Gespräche mit den Wirtschafts- und Finanzleuten in den verschiedenen Ländern meiner zwei Weltreisen und der Pressereisen wie Puzzleteile zusammensetze, sollte ich Ihnen lieber nichts über das entstehende Gesamtbild verraten. Ich habe nicht nur in den USA über den Dollar oder in China über die Währungsreserven recherchiert, ich habe mich auch in den Arabischen Emiraten, in Asien, Afrika und Südamerika ausführlich über die Lage erkundigt. Europa sehen wir jetzt, aber die Welt ist mehr als unser kleiner Kontinent ... Ganz ehrlich? Es geht perspektivisch nur mit einem „Reset“-Knopf. Es tut der Menschheit bei allem Unheil gut, das Gesamtbild mal zu überdenken. Wenn alles weg wäre, würde ich mich am meisten über sinnlosen Stress und verlorene Zeit ärgern, die ich nicht mit meiner Familie verbracht und das Leben genossen habe. Was wäre dann nur wichtig? Die Gesundheit der Kinder, Wasser, Essen, ein Dach und Wärme. Aber nun genug! Bei allem Boulevard-Stil, der mir aus Morgenpost-Zeiten noch freundlich anhängt und den im Augenblick auch sonst seriöse TVSendungen und Nachrichtenmagazine zelebrieren, sind wir dennoch bei klarem Verstand. Was tut man bei Krisen? Sich beruhigen und die rationale Gehirnhälfte einschalten. Vorsorgen ja, Umschichten auch und die eine oder andere Idee für den Notfall durchdenken. Disy lesen hilft besonders, denn wir haben den deutschen Top-Analysten vom Bankhaus Lampe zum aktuellen Stand in Sachen Kapitalmarkt befragt (s.S. 38). Diese rationale und kluge Betrachtungsweise tut gut in diesen hysterischen Tagen.

 

Also entspannen wir uns und bleiben cool!

 

Herzlichst!

Anja K. Fließbach