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Editorial Herbst 2011

Plötzlich hatte ich Angst. Diese Angst war wie ein Blitzschlag in mein Leben gekommen und hatte alles Positive in einem Augenblick verbrannt. Gleich Entwarnung, es hat sich alles wieder eingerenkt. Dennoch - diese Erfahrung hat mich und mein Leben verändert. Ich hatte Angst, ich hätte eine schlimme Krankheit. Die Erfahrung dieser Angst und die Tatsache, wie schnell sich das Leben ändern kann, hinter einen Schock, aber auch eine absolut defi nierte Klarheit auf das ließen einzig Wesentliche in meinem Leben: meine drei Kinder. Nichts, aber auch gar nichts anderes ist wichtig. Erwachsene können sich selbst helfen – Freunde, Verwandte und auch meine Mitarbeiter. Mein Denken, für jeden in vollem Umfang verantwortlich zu sein, ist nicht richtig. Das habe ich zum Beispiel gelernt, und das hat mich ein wenig befreit.

 

Auch dass wirklich nichts anderes mehr einen Wert hatte – keine Gegenstände, keine Wünsche oder Pläne, nicht das Aussehen oder vergangene Lieben, nicht (ich gebe es zu) die Umwelt oder der Weltfrieden und erst recht kein Job oder gar Geld. „Blödes Geld!“, um es mit den Worten meines 2-jährigen Sohnes auszudrücken. Nichts von diesen Dingen ist einem mehr wichtig, wenn man nicht gesund ist. Die Gedanken drehen sich rund um die Uhr nur um diese Angst. Und man beobachtet fast von außen dieses Gewusel der Leute um sich herum, das Rennen und Hetzen, das Shoppen in den Einkaufszentren und das Ausschreiten der Anzugträger und man hofft, dass diese Leute alle gesund sind. Nicht zuletzt musste ich mir in diesen zwei ängstlichen Tagen still zunicken, weil ich felsenfest meine zwei Weltreisen gegen die Klischees und gegen die Umstände durchgesetzt hatte, als ich 30 und 32 Jahre alt war.

 

Zu jung, um mit dem Schiff um die Welt zu fahren? Tja, weiß man es? Wie viele Wünsche schieben wir vor uns her auf irgendwann. Wie schnell wird daraus niemals. Und für mich wird es auch jetzt wieder Zeit, meine Lebenswunschliste zu aktualisieren. Die letzte ist abgearbeitet (TV-Sendung moderieren, eigene Zeitschrift, Weltreise, Buch schreiben, drei Kinder), aber in meinem Kopf ist schon die nächste. Gleich wenn ich dieses Editorial fertig habe, schreibe ich meine neue Lebenswunschliste. Besser man hat stets eine, auf der zwar viel erledigt ist, auf der es aber auch immer noch genug abzuarbeiten gibt! Und welchen Stand hat Ihre Lebenswunschliste?

 

Herzlichst,

Anja K. Fließbach

 

PS: Natürlich kann ich dieses Editorial so nicht stehen lassen, ohne denen meinen allergrößten Respekt auszusprechen, die ihren Krankheiten standhalten – jeden Tag, jede Nacht. Kein Mensch kann ermessen, wie stark ihr seid!