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Eines ist mein Alltag nicht – normal!
Montagmorgen ist wahrscheinlich für alle Menschen ein eigenartiges Ding. Manchmal liebe ich das Wissen, eine ganze Woche vor mir zu haben, in der ich mit all meinen Mitarbeitern vorankommen kann. Wenn ich am Wochenende arbeite, habe ich zwar Ruhe, aber mit Trubel im Hintergrund macht es mehr Spaß. Und wenn schon Freitagmittag alle im Wochenendmodus sind, nicht nur bei uns - vor allem auch draußen -, werde ich unruhig. Ich würde lieber weiter die Aufgabenberge abarbeiten, damit sie irgendwann mal kleiner werden. Aber das wird mit und ohne Wochenende nichts. Immer mehr, mehr, mehr. Ich renne seit Jahren dem Moment hinterher, in dem - und wenn es nur mal ein paar Minuten sind - wirklich nichts zu tun ist.
Also wie so ein Montagmorgen bei uns aussieht, schreibe ich sicher später mal. Da passiert mit fünf Menschen in einer Zweiraumwohnung viel - Lustiges. Der eine schreit hier, der andere schimpft da, zwei rennen immer. Ich bin erstaunlicherweise morgens zuhause immer im Alpha-Modus. Familienchaos entspannt mich eher. Das ist schließlich gar nichts im Gegensatz zum Rest des Tages.
Bei der Konferenz musste ich mal wieder kräftig auf den Tisch hauen und unser Wandboard war nach dem Meeting vollständig beschrieben. Das Tischhauen gibt es bei mir in unterschiedlichen Modi. Dieses Mal war es der "Verflixt, macht mal ein wenig hin"-Modus. Also harmlos. Im Stakkato verteilte ich die Aufgaben, ließ mich schnell über Probleme, Verzögerungen, Ergebnisse von Wochenendaufgaben informieren. Ich war sozusagen nur auf dem Sprung, denn ich musste mit meiner Tochter zum Zahnarzt. Gerade überlegte ich noch, wie ich unseren Art-Direktor Jens Moldenhauer zum angesetzten Meeting in einer halben Stunde treffen, mit der Bahn zur Staufenbergallee fahren und bei allem pünktlich sein könnte, als Jens schon in der Redaktionstür stand. Blitzschnell fiel mir auf, dass er wohl noch nicht zuhause war und seine Wohnung lag wo? Genau: in der Nähe der Stauffenbergallee. Und so nahm der Tag smooth Fahrt auf, ich holte beim Bäcker noch schnell einen Latte Macchiato und ein Stück Pflaumenkuchen auf die Hand und hatte im Auto von Jens drei Dinge: Besprechung vom Gesundheitsmagazin, Frühstück (das schaffe ich zu Hause morgens für mich selbst nicht) und Transport für meine Tochter und mich. Super!
Der Zahnarzt war cool. Dr. Kissner - da bin ich gern. Während meine Tochter behandelt wurde, gab es für mich eine professionelle Zahnreinigung. Das hatte ich noch nie gemacht - ich kam mir vor wie eine Putte im Dresdner Zwinger, die sandgestrahlt wurde. Es war herrlich. Und wenn ich schon eine Zahnbehandlung entspannend finde, können Sie auf meinen durchschnittlichen Stresspegel schließen.
Louisa braucht eine Spange. Super! Neuer Termin beim Kieferorthopäden, Kosten rund 3000 Euro, neuer Termin für mich. Termine, Termine.
Der nächste Termin war gleich mittags beim Kinderarzt. Die U für den Kleinen. Wir liefen die Königsbrücker zum Albertplatz runter, schnell für Disy auf der Bank vorbei. Plausch mit der Bankfrau über deren Bulgarienurlaub. Weiter über die Sachsenbrücke gelaufen. Hier ging mir die Puste aus. So ein halbes Stück Kuchen... Ich blieb stehen und betrachtete die vielen Schwalben, die hier an der Brücke ihre Nester haben. "Geh weiter, Mama, das ist ja peinlich", drängte meine Tochter. Ich verstand allerdings nicht, was peinlich daran war, auf einer Brücke zu stehen und Schwalben zu beobachten. Nicht mal das darf man mehr! Hinter dem Sachsenplatz "gabelte" uns mein Freund auf, der inzwischen den Kleinen aus dem Kindergarten geholt hatte. Mit beiden ging es nun zum nächsten Arzt. Der Kleine musste zeigen, was er kann - und natürlich kann er schon alles das, was die Kinder mit vier Jahren können. Nur das Hüpfen und Ballfangen sollen wir üben. Klar, das übe ich mit ihm. Die Große hat sieben Kilo abgenommen. Bedenklich! Überweisung in die Uniklinik. Noch ein Termin!
Zurück in der Redaktion bestürmen mich alle. "Haben Sie eine Minute?", so beginnt Ulrike immer. "Ehm, wir müssten dann noch...", ist Anjas Anfang. "Soll ich...", leitet Max immer ein. Und so hat jeder seine Berechtigung. Frau Salzer beginnt schon in der Mitte des zweiten Satzes und Andreas kippt zehn supertolle Sachen, die er erlebt hat und die wir machen können, auf einmal über mir aus. Frau Hille kocht sich da immer erstmal einen Tee und erzählt dann lange und ausführlich, während ich im Augenwinkel immer schon die nächsten Fragenden ungeduldig in der Tür stehen sehe.
Es ist kurz nach dem Mittag und der Tag geht so weiter. Es gibt noch solch einen Nachmittag und solch einen Abend. Der späte Abend und die Nacht gehören dieses Mal einem Stoß von 160 ausgedruckten Seiten Gesundheitsmagazin-Entwürfe. Ich gehe halb vier ins Bett. Mein letzter Satz mit Blick auf die Manuskript-Seiten: "Da ist noch viel Arbeit."
30. Juni 2014
Aufgrund der aktuellen Lage (so einen Schicksalsschlag muss man schließlich erstmal verkraften...), bringen wir hier wie bei einer TV-Serie drei ältere Beiträge, bevor sozusagen die neue Staffel beginnt. Die Beiträge wurden noch nicht veröffentlicht, wurden aber vor vier Wochen schon geschrieben. Ende der Woche geht es dann aktuell weiter.
Liebe Grüße Eure Anja