• Dezember 27, 2021
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Marian Kuprat im Interview über sein neustes Album, Pub-Konzerte und seine Stammkneipe

Mit seinem Album „Die letzte Bar der Stadt“ lädt der Singer-Songwriter Marian Kuprat nicht nur auf ein oder zwei Bier am Tresen ein, sondern veröffentlichte auch eine Hommage an seine Stammkneipe in seiner Heimat Haltern am See. Im Interview hat uns der Musiker aus dem Ruhrpott nun erzählt, wie der Titelsong „Die letzte Bar der Stadt“ entstanden ist, warum er lieber kleine Kneipenkonzerte als große Festivals spielt und was er für die Zukunft alles noch geplant hat.

Seit Jahren schreibst du deine eigene Musik. Was hat dich 2013 dazu bewegt, unter deinem eigenen Namen eine Solo-Musikkarriere zu starten?

Marian Kuprat: Ich habe zuvor in verschiedenen Rockbands gesungen und dort viel Energie und Herzblut in das Songwriting gesteckt. In jeder Band gab es neben vielen gemeinsamen Kompositionen auch Songs, die nur aus meiner Feder stammten. Wenn sich diese Bands dann nach CD-Produktionen aus den Gründen auflösten, aus denen sich die meisten jungen Bands auflösen – Studium, Freundin, Job, Umzug – waren die schönen Lieder für immer verloren. Um das für die Zukunft zu verhindern, entschied ich mich dazu, fortan nur noch unter eigenem Namen aufzutreten. So können die Songs für immer bleiben.

Zehn bittersüße Liebeserklärungen an das Leben sind auf deinem neusten Album „Die letzte Bar der Stadt“ zu finden. Hast du einen Lieblingssong oder gibt es einen Song, der dir besonders viel bedeutet?

Marian Kuprat: Bei diesem Album habe ich so viel Zeit und Arbeit in das Songwriting und die Demoaufnahmen in meinem Homestudio gesteckt, dass mir alle Lieder ans Herz gewachsen sind. Das gilt auch für die, die es dann letzten Endes nicht auf das Album geschafft haben. Und so sollte es auch grundsätzlich sein, denn ich könnte niemals Lieder spielen, hinter denen ich nicht hundertprozentig stehe. Mein persönlicher Lieblingssong der Platte variiert dementsprechend von Tag zu Tag, das hatte ich zuvor auch noch bei keiner Produktion.

Basiert dein Album auf einem wahren Ort? Gibt es die letzte Bar der Stadt wirklich?

Marian Kuprat: „Die letzte Bar der Stadt“ basiert auf meiner langjährigen Stammkneipe in meinem Geburtsort Haltern am See. Wo es früher vergleichsweise viele Kneipen für eine Kleinstadt gab, sind mittlerweile nur noch – wenn überhaupt – eine Handvoll übrig geblieben. Der Song ist 2017 entstanden, als meine Stammkneipe von einer Schließung bedroht war. In der gesamten Halterner Bevölkerung regte sich damals großer Widerstand und das vorzeitige Aus der Kneipe konnte abgewendet werden. Daher verschwand auch der Song erstmal wieder in der Schublade.

Jetzt wurde es durch die Corona-Pandemie wieder eng für die Wirtsleute, die mittlerweile gute Freunde von mir sind. Es gab dann zu Beginn der Krise auch einen Musikfilm mit künstlerischen Beiträgen von allerhand Musiker:innen aus den Regionen Ruhrgebiet und Münsterland, zu welchem ich das Lied beisteuerte. Den Machern des Films gefiel der Titel so gut, dass sie den Film direkt danach benannten.

In deinem Song „Übermorgen“ singst du: „Manchmal glaub ich, dass man schnell vergisst, dass die Welt nach Morgen nicht zu Ende ist.“ Was machst du an solchen Tagen, die einfach mal nicht so laufen wie geplant?

Marian Kuprat: Ich selbst habe einfach ein eher schlechtes Zeitmanagement und schiebe gerne unangenehme Dinge auf die lange Bank. Ich ertappe mich dann dabei, lieber die Gitarre in die Hand zu nehmen und Songs zu komponieren, anstatt irgendwelche vermeintlich wichtigen Anrufe zu tätigen oder Schreiben aufzusetzen. Aber am Ende des Tages ist es doch auch eigentlich das, worauf es ankommt – sich nicht von dem abbringen zu lassen, was für einen selbst am wichtigsten ist.

Zu „Übermorgen“ ist auch ein Musikvideo von euch erschienen. Welche Idee steckt hinter den verschiedenen Uhren und Wecker?

Marian Kuprat: Die Idee kam von Julian, der das Video gefilmt und geschnitten hat. In erster Linie unterstreicht es die Thematik des Songs: Die Prokrastination. Man verliert sich stundenlang in Dingen, seien sie nun mehr oder weniger produktiver Natur. Dabei übersieht man dann gerne all die ganzen Warnzeichen, die auf einen anstehenden Termin, ein wichtiges Datum oder – noch schlimmer – eine wichtige Frist hinweisen.

Nicht nur in Deutschland , sondern auch in Russland warst du bereits auf Tour in Städten wie Sankt Petersburg und Weliki Nowgorod. Gibt es einen Ort oder ein Festival, wo du gerne mal auftreten würdest?

Marian Kuprat: In Russland war ich bislang bereits sechs mal auf Tour, pandemiebedingt sind die Touren sieben und acht leider erstmal ausgefallen. Ein spezielles Festival oder einen besonderen Ort, an dem ich unbedingt mal spielen wollen würde gibt es eigentlich gar nicht. Es klingt vielleicht wie eine leere Phrase, aber letzten Endes kommt es bei jedem Konzert doch auf die Leute an, die vor der Bühne stehen. Was nützt es zum Beispiel bei Rock am Ring zu spielen, wenn nur Idioten da sind? Dann doch lieber einen schönen Abend im kleinen Pub um die Ecke mit einer Handvoll coolen Leuten. Aber natürlich wären die großen Festivals ein Traum, das Deichbrand in Cuxhaven finde ich zum Beispiel unfassbar sympathisch. Und natürlich die altehrwürdigen Spielorte wie die Royal Albert Hall, die ich mit deutschsprachiger Musik vermutlich niemals bespielen werde.

Was hast du für die Zukunft geplant? Hast du schon neue Songs in der Pipeline?

Marian Kuprat: Ich arbeite gerade einige Demos aus. Zum einen ist ein reines Singer-Songwriter-Album geplant – also ganz akustisch mit Gitarre, Mundharmonika, Klavier und vielleicht ein, zwei klassischen Instrumenten. Zum anderen habe ich auch bereits ein paar neue Songs für ein Album mit kompletter Besetzung geschrieben. Darüber hinaus arbeite ich gerade mit Musikern aus anderen Genres zusammen – mal sehen, was dabei am Ende herauskommt.