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Ein Kind als Kellner
Altes Wettbüro, Antonstraße 8, 01097 Dresden
Wenn man reinkommt, ist man erschrocken. Das Restaurant hat einen unangenehmen DDR-Charme und man wischt automatisch über den Sitz und den Tisch. Es wirkt einfach angestaubt, obwohl es das nicht ist. Ein Junge kommt zum Tisch und fragt, was wir bestellen wollen. Wir schauen uns um. Was ist das? Wer? Warum? Er erklärt, dass er Praktikant sei und uns bedienen wird. Wollen wir das? Wir sind im Geschäfts-Modus und hätten gern professionellen Service. Oder können wir auch Praktikanten-Preise zahlen? So wie beim Friseur – wenn der Lehrling schneidet? Schon mal so viel – nein, es gab trotz Kinder-Service, also Service durch ein Kind, Erwachsenen-Preise. Es kam, wie es kommen musste. Es lief alles durcheinander. Wir bestellten die Getränke extra langsam und deutlich. Trotzdem verstand der Junge nicht, kam nach fünf Minuten wieder, entschuldigte sich und fragte erneut, was wir trinken wollten. Und wir hatten keine Zeit! Darf man einem Kind ungeduldig antworten? Wir haben keine Erfahrungen mit Kinder-Kellnern und sind genervt. Hätten wir das gewusst, wären wir nicht gekommen. Wir bestellen Curry-Linsen und eine kleine Portion Gnocci. Die Mutter (sie ist nicht die Mutter, aber die skurrile Situation lässt dieses Bild entstehen) serviert und erklärt dem Jungen vor unserer Nase alle Handgriffe. Nein, wir wollen keine Probanden sein! Wir haben nicht zugestimmt. Aber wenn wir das laut sagen, bekommt der Junge vielleicht ein Trauma und wir sind Schuld, dass er eine super Kellner-Karriere liegen lässt. Wir bekommen vom gut schmeckenden Essen kaum etwas mit, weil wir die eigenartige Situation beobachten und schauen, wie die andere Gäste reagieren. Sie tuscheln, verdrehen die Augen und wirken – wie man so schön sagt – passiv aggressiv. Es ist Mittagszeit, hier sind Geschäftsleute, Jeder möchte schnell und unkompliziert ein gutes Essen. Das ist nicht möglich.
Der Bezahl-Vorgang ist ähnlich kompliziert. Der Junge versucht es mit unserer EC-Karte (ab wie vielen Jahren darf man das überhaupt?). Die Frau steht daneben und erklärt jeden Handgriff. Wir fragen sie erneut nach unserem Latte Macchiato, den der Junge vergessen hat. Wieder müssen wir warten. Wir erklären zum Schluss, dass wir das alles eigenartig finden. Sie findet es großartig - ein netter Junge und er wäre gar nicht 11 Jahre, wie wir schätzten, sondern schon viel älter. Na, dann!
Fazit: Ambiente und Service eine Katastrophe. Essen gut.