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Wenzel Prager Bierstuben - Königstraße 1

 

Dieses Wenzel! Wir wollen nicht hin, wir müssen. Die Leute vom Wenzel Prager Bierstuben haben sich via Facebook öffentlich über unseren Grobentwurf der letzten Kritik beschwert, die wir ihnen per Mail geschickt hatten.Ein Riesentamtam. Eigentlich hatten wir nur die Kellnerin nicht so nett gefunden.

 

Jedenfalls mussten wir nun eben nochmal hin zum kritisieren. Normalerweise gehen wir zu dritt, der Kritiker und zwei Zeugen. Dieses Mal schickte uns die Chefredaktion gleich zu fünft los, natürlich wieder anonym. Das Ergebnis? Es war schlimmer als beim ursprünglichen Besuch. Schon bei der Platzwahl wurden wir von einem Raum zum anderen geschickt und wieder zurück. Welche Plätze waren reserviert? Das Personal war sich nicht einig. Letztlich platzierte man uns fünf Gäste an einem Zehnertisch. Ungemütlich. Ungemütlich war eine gute Beschreibung für den gesamten Besuch. Die Chefs hier schienen auf die Heizung zu verzichten. Die Besucher im Gastraum trugen Mäntel,Schals und zum Teil Mützen an den Tischen. Es war, auf Deutsch gesagt, schweinekalt. Es wurde über die Tische hinweg über die Kälte gescherzt und geschimpft.

Die eine Kellnerin („Es ist meine erste Woche und ich bin allein hier in diesem Raum.“) tat uns allen Leid. Sie bemühte sich, den Tränen nah, um den Gästen gerecht zu werden. Sie schaffte es eine Stunde lang nicht, die leeren Gläser vom Tisch zu räumen. Sie konnte uns auch nicht erklären, was der Unterschied zwischen Böhmischen Knödeln und Kartoffelknödeln ist, musste erst in der Küche nachfragen. Vergaß es zwischendurch. Kam wieder. Wir bestellten Kartoffelknödel und serviert wurden - richtig - Knödel. Außerdem fragten wir, ob wir den Rindergulasch statt Pilsner Art, Zigeuner Art bekommen könnten. Ja, geht, war ihre Auskunft. Serviert wurde – man ahnt es schon – Pilsner Art. Sie kam aus dem Entschuldigen nicht raus. Sie tippte auf ihrem Bestellgerät herum und erklärte, dass sie mit dem System nicht klar käme. Nach dem Salat wurden die Gerichte serviert, nur nicht das vom Kritiker. Wir warteten rund 50 Minuten, machten zwischendurch Fotos mit dem Handy mit Zeitangabe. Das würden uns die Chefs sonst wieder nicht glauben. Irgendwann, als der Gastraum fast schon leer war, kam die Frage: „Wollen Sie noch etwas?“ Ähm, ja - das Essen. Das wäre richtig gut. Sie fragt erneut, was wir wollten. Dann erinnert sie sich. Und - entschuldigt sich. Und - tippt auf ihrer Bestellmaschine herum.

Wir sind nicht sicher, ob wir lachen oder schimpfen sollen. Wir entscheiden uns für Alkohol, bestellen Glühwein wie er auf der gedruckten Karte steht. Und jetzt wird wirklich ein Loriot-Sketch aus dem Wenzel Prager Bierstuben-Besuch: Jetzt ist auch noch der Glühwein „aus.“ Mitten am Tag.

Plötzlich geht Glas zu Bruch. Auf der anderen Seite des Raumes ist Gewusel, die Kellnerin kommt mit dem Besen. Auch das noch. Als endlich das Essen für den Kritiker serviert wird, fragt einer der zwei fremden Gäste, die an unseren Tisch platziert wurden, wo wir denn das Essen her hätten. In seiner Speisekarte würde nur ein Gericht stehen. Wir durchsuchen die Karten. Such den Fehler! Dann finden wir heraus, dass sie verschieden gebunden sind. Es fehlen Seiten. Bei einer Speisekarte ist es natürlich schwierig, wenn die Speisen fehlen. Die Kellnerin ist verzweifelt. Wir trösten und beruhigen sie. Sie erzählt uns von ihren bisherigen Stationen mit scharfer Kritik an ihrem aktuellen Arbeitgeber. Die Worte bilden wir hier nicht ab. Wir können ihre Aussagen auch nicht prüfen, sondern nur schreiben, was wir tatsächlich erlebt und gesehen haben. Und das war an diesem Tag: Chaos und Kälte.

 

Fazit: Die Besuche sind unterschiedlich. Unser letzter Besuch war ganz okay, der hier beschriebene das reinste Desaster. Gäste mit Mütze und Jacken, eine frustrierte Kellnerin. Aber lustig war´s.