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„Entführung aus dem Serail“ an den Landesbühnen

Ein Mozart zwischen Halbwelt und Mafia

„Die Entführung aus dem Serail“ war bereits 1782 bei der Urauf- führung in Wien ein ganz großer Wurf. Die sogenannte „Türken- oper“ war zu dieser Zeit groß in Mode. Was knapp 100 Jahre zu- vor die Stadt in Angst und Schre- cken versetzt hatte, verzückte jetzt das Wiener Publikum: Die Geschichte einer jungen Dame und ihrer Dienerin, die in die Gefangenschaft eines Türken gera- ten, gedieh zum Kassenschlager. Handlung und Setting entsprachen ganz der damaligen Türkenmode, die anlässlich des 100-jährigen-Jubiläums der Zwei- ten Türkenbelagerung von Wien und des Siegs über die Türken en vogue war. In der Inszenierung der Landesbühnen Sachsen umschifft Intendant und Regisseur Manuel Schöbel die Klippe dieser Orient-Okzident-Nummer geschickt und siedelt das Stück im Halbwelt-Milieu an. Zwischen mafiösen Zuhältern und Nachtklub-Besitzern wird Konstanze gegen ihren Willen festgehalten und kann nur mühsam den Avancen des „Bosses“ Bassa Selim widerstehen.

Ein tolles Bühnenbild (Ausstattung: Kim Scharnitzky und Antonio Bianco, Studenten des Musterstudienganges Bühnenbild_Szenischer Raum der TU Berlin) und ein inspiriertes Ensemble. Wunderbar charismatisch: Marko Bräutigam in der Sprechrolle als Bassa Selim. Jedoch: Die eigent- liche Schwäche der Inszenierung ist aus meiner Sicht die etwas holprig anmutende Aktion auf der Bühne. Manchmal stehen die Figuren beinahe wie Falschgeld in der Gegend herum, sie werden nicht wirklich entwickelt, die Aktionen auf der Bühne unterliegen nicht immer einer sichtbaren Choreografie. Schade eigentlich, denn Anna Erxleben als Konstanze, Matthias Frey als Belmonte und Iris Stefanie Maier als Blonde machen ihre Sache ganz prima.

 


Fazit: Für Mozart-Fans auf alle Fälle ordentlich - wer keine großen Innovationen erwartet, ist hier richtig.