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60. Beitrag: "Positive Energie" (7. März)

Es war ganz still im Japanischen Zimmer auf der "MS Amadea". Eine Gruppe von rund zwanzig Passagieren saß ruhig im Kreis. Jeder hatte seine Hände auf die Augen gelegt. Im Hintergrund spielte leise Musik. Es war Reiki-Zeit auf dem Kreuzfahrtschiff...

Insgesamt sechs verschiedene Kurs gab Reiki-Meisterin Christa Frey auf dem Reiseabschnitt zwischen Tahiti und Osaka. Mit jedem Kurs hatte sie vier Treffen und die Passagiere erhielten nach Beenden den 1. Reiki - Grad. Da ich ein Mensch bin, der sich sehr für solche Dinge interessiert, saß ich empfangsbereit im ersten Kurs. Die Reiki - Meisterin erklärte, wie wichtig es ist, dass wir uns Energie vom Universum zuführten. Sie zeigte uns die Griffe am Kopf, wie das funktionieren soll. Also entweder ich war sehr gut dafür geeignet oder überhaupt nicht. Während alle still und entspannt da saßen, kämpfte ich mit mir selbst. Erst dachte ich, ich müsste laut lachen. Doch dann lösten sich tatsächlich irgendwelche Blockaden und mir liefen mal wieder die Tränen runter. Da es so still war, wusste ich gar nicht wie ich vor Peinlichkeit so leise schniefen konnte, dass es keiner merkte. So ein Blödsinn! Dabei war ich wirklich glücklich und entspannt, hatte Abstand von den Sorgen zu Hause und fast ein neues Leben hier. Die erste Reiki - Sitzung war also auch meine letzte. Das war nichts für mich. Stattdessen unterhielt ich mich mit der Reiki - Lehrerin und hörte mir die Sache "von außen" an. Sie erklärte, dass die Energie durch das leichte Auflegen der Hände dem Körper von außen zugeführt wird, was man automatisch nutzt, wenn man sich weh getan hat und die Hand darauf legt, beim Nachdenken die Stirn berührt oder ein Kind streichelt. Soweit konnte ich ihr folgen. Tatsächlich erzählten ein paar Tage später Passagiere, ihre Schlafstörungen wären verschwunden, "heilte" ich das gestoßene Knie meiner Tochter mit dem Auflegen der Hand und begannen 80 Passagiere der "MS Amadea" damit, ihre eigenen Energiereserven aufzufüllen und damit dem Schiff eine positive Stimmung zu geben. Sogar dem Kreuzfahrtdirektor fiel auf, wie harmonisch dieser Reiseabschnitt seit Tahiti verlaufen war. Ein wenig mochte es vielleicht auch daran gelegen haben, dass Christian Adlmaier schon in seiner Begrüßungsrede im Bordfernsehen darauf hingewiesen hatte, das wir uns auf dem Schiff alle grüßen und ein Lächeln ein Zurücklächeln verursacht. Oder es hatte an den freundlichen Menschen auf den Inseln gelegen, die uns ein Stück ihrer positiven Lebenseinstellung mitgegeben hatten. Oder es lag an der freundlichen Besatzung, dem Service, dem Essen – was auch immer. Es herrschte jedenfalls ganz sicher eine positive Energie auf dem Schiff.

Davon beeindruckt ließ ich mich von Christa Frey zu einer Kinesologie - Sitzung überreden. Schon einmal habe ich erwähnt, dass eine solche Reise auf einem Schiff eine gute Möglichkeit ist, Entscheidungen für das Leben zu treffen. Mit vielen Passagieren kommt man schnell in tiefgreifende Gespräche. Daher weiß ich von Entscheidungen vom Wohnortwechsel über die Jobkündigung bis - lieber würde ich schreiben Heiratsantrag, aber das wäre gelogen - bis zur Scheidung. Ich überlege natürlich auch, wie mein Leben nach dieser Weltreise weitergeht. Natürlich habe ich mit Louisa, meinen Eltern und meinen Magazinen einige Anker zu Hause. Wie man mit Ankern verfahren kann, habe ich auf dem Schiff gelernt: Man kann sie tief auf dem Meeresgrund als Halterung einhaken und auf dem Schiff bleiben; man kann sie einhaken, das Schiff befestigen und selbst vom Schiff aus zu verschiedenen Inseln tendern; oder man hebt sie hoch und nimmt sie mit. Eigentlich steht mir die ganze Welt offen (übrigens jedem von uns). Einige Plätze waren auf dieser Reise dabei, wo es mir gefallen würde, zu leben: Buenos Aires zum Beispiel oder Chile. Jobmäßig kann ich mir auch alles vorstellen. Ich würde gern mal Bratwürstchen an einem Stand verkaufen oder ein Buch schreiben auf einer Terrasse in einem Haus am Meer. Ich hätte gern noch zwei oder drei Kinder mehr oder könnte mir auch gut vorstellen, aus meinen Magazinen ein Zeitschriftenimperium aufzubauen. Alles ist möglich. Doch was soll man wählen?

Christa Frey ließ mein Unterbewusstsein anhand von Muskelspannung sprechen. Verrückt war ihre Demonstration: "Du heißt Anja", sagte sie und ließ mich meinen Arm gegen ihre Hand drücken. "Du heißt Gabi", sagte sie dann und mein Arm wackelte kraftlos in der Luft herum. Eigenartig. Mit dieser Methode testete sie meine innere Einstellung zu verschiedenen Lebensentwürfen und das Ergebnis war verblüffend. "Das ist es, was sie wirklich wollen", erklärte sie und dass ich nun nicht danach handeln müsse. Nur mein Unterbewusstsein wolle genau das.

Was ich euch mit diesen Zeilen sagen möchte ist, dass ich jedem von euch eine solche Schiffsreise empfehle. Sie muss nicht so lange sein wie unsere Weltreise. Aber das eigene Leben lässt sich viel besser betrachten, wenn man ein Stück weg ist vom Alltag, wenn man sich in einem Umfeld positiv eingestellter und gleich gesinnter Menschen befindet und durch die Weite des Meeres und die Schönheit der Natur zu den wichtigen Dingen im Leben zurück gefunden hat. Und wenn es ohne Schiff sein muss – tretet symbolisch einen Schritt zurück, betrachtet euer Leben und fragt euch knallhart: Ist es wirklich das, was ich gewollt habe? Und bitte geht mir nicht zu leichtfertig mit einem bequemen "Ja" um.

Meine Energien seien jedenfalls in Ordnung, meinte die Meisterin. Das bestätigte mir einen Tag später auch ein japanischer Meister für Neo Energy und Reflexologie: "You have very good energy, very good vibrations", meinte der. Aber das ist schon wieder eine andere verrückte Geschichte, die wir in Yokohama, unserer ersten Station in Japan erlebten. Mehr dazu - morgen.

Musiktipp zur Stimmung: Titel "Hidden Persuasion", Vonda Shepard, Album: "Heart and Soul"

Wenn ihr Fragen über Reiki oder Energien habt, könnt ihr diese der Reiki-Meisterin Christa Frey direkt stellen: christafrey@t-online.de.

Anja Fließbach: Mittwoch, 7 März 2007, 23:01 Uhr