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49. Beitrag: "Das Kreuz des Südens" (23. Februar)
Es hat immer noch etwas Faszinierendes für die Menschen - das berühmte Kreuz des Südens. Hoch steht es am Himmel und immer wieder wird es gesucht von den Menschen auf der "MS Amadea". Am Abend gehen die Arme in die Höhe und die Finger tippen gen Himmel. "Da!" Oder: "Nein, dort", streiten sich die Passagiere.
Deshalb hat der zweite Offizier des Schiffes, Andreas Slowik, sich der Suchenden angenommen und bietet bei klarem Himmel immer wieder Sternenführungen an. Das "Crux" oder eben "Kreuz des Südens" leuchtet nur in der südlichen Hemisphäre und wandert in Jahreszeitenfolge von Ost nach West um den Himmelspol. Eigentlich sind es größere Sternengruppen der Milchstraße, die die Eckpunkte des Kreuzes darstellen und die wir nur jeweils als einen Punkt erkennen. Die fünffache Verlängerung der Längsachse zeigt den südlichen Himmelspol an, eine senkrechte Linie nach unten zum Horizont zeigt: Hier ist Süden.
Ich als leidenschaftlicher Sternengucker suche das Kreuz des Südens ehrlich gesagt nur, wenn mich ein anderer Passagier dazu auffordert. Wenn ich in die Sterne sehe, dann genieße ich nur und will keine Sternenbilder analysieren. Aber den Mythos kann ich durchaus verstehen. Für die Menschen, die früher in der Südsee lebten, war das Kreuz des Südens eine Überlebenshilfe in ihren Booten. Heute gehört es zur Südseeromantik wie die weißen Strände. Was ich auf dieser Reise auch gerade erst gelernt habe: Es gibt eigentlich gar keine Südsee. Zumindest steht sie so nicht offiziell in den Fachbüchern der Geographen. Der Spanier Vasco Núnez de Balboa nannte das Meer zwar 1513 "Mar del Sur", als er als erster Weißer hier her kam. Aber der richtige Name ist Ozeanien. Hauptsächlich waren es die Engländer und Franzosen, die die meisten Inseln hier entdeckten. Sie suchten die "terra australis incognita" – ein geheimnisvolles Land irgendwo im Süden. Der englische Kapitän John Byron entdeckte die erste Insel, Kapitän Samuel Wallis, ebenfalls Engländer, kam mit der "Dolphin" und fand Tahiti, wo wenig später auch der Franzose Louis Antoine de Bougainville eintraf und es für Frankreich beanspruchte (mehr dazu im Beitrag "Tahiti-Iti"). Doch der berühmteste Südseeentdecker war immer noch der englische Kapitän James Cook, der von den Gesellschaftsinseln (siehe Beitrag "Inseln im Wind") über die Fidschi-Inseln, Neukaledonien und Tonga die meisten Islands als erster Europäer betrat.
Das wissen die meisten. Nur das mit Ozeanien – das war mir neu. Ich stehe ja immer zu meinen Wissenslücken, nur so kann man sie schließen. Ozeanien, das ich nur als Südsee kannte, liegt zwischen dem nördlichen und südlichen Wendekreis und umfasst 70 Millionen qkm, wovon eine Million qkm Inseln sind auf denen 5,3 Millionen Menschen leben. Papua-Neuguinea ist dabei die größte Landmasse (780000 qkm). Es gibt hier zwischen 8000 und 10000 Inseln. Also brauche ich mich nicht wundern, wenn nachts bei meinen Rundgängen immer mal wieder Lichter im Meer auftauchen oder an unseren Panoramafenstern in der Kabine plötzlich eine Insel "vorbei kommt".
Nachdem wir jetzt in Polynesien waren und das sehr genossen, führt unsere Reiseroute nun nördlich Richtung Mikronesien. Der dritte Teil von Ozeanien ist übrigens Melanesien, "schwarze Inseln". Dort sind wir bei unserer letzten Weltreise lang gefahren und ich war von diesen Inseln (dazu gehört auch Fidschi) nicht wirklich begeistert. Also bin ich froh, dass sich ab jetzt die Reiseroute von unserer ersten Weltreise unterscheidet und ich in den nächsten Wochen auch endlich Neuland betrete. Später kommen zwar wieder Orte und Länder, die ich schon bereist habe. Aber die nächsten Destinationen sind Insel, wo man, wie unser Kreuzfahrtleiter Christian Adlmaier es ausdrückt: "Sonst nie hin kommt."
Froh bin ich, dass wir dabei aber noch meinem Liebling treu bleiben – dem Pazifischen Ozean, der mehr als ein Drittel der Erdoberfläche einnimmt zwischen der Antarktis im Süden und der Beringstraße im Norden. Es ist so ein angenehmes und sanftes "Getuckel" hier, die Sonnenuntergänge sind nach wie vor überwältigend und die Farben des Meeres zwischen Türkis und Hellblau. Immerhin 32 Grad warm ist das Meer, die Tage sind heiß und die Abende, an denen wir draußen neben dem Grillbuffet an Deck sitzen, sind gemütlich. So schön kann das Leben sein.
Musiktipp zur Stimmung - bitte nicht lachen: Titel "Russian National Hymn", Helmut Lotti, Album: From Russia With Love
(Okay, ihr lacht. Aber nur, weil ihr noch nie mit dieser kraftvollen Musik einem Sonnenuntergang entgegen gefahren seid und euch gefühlt habt wie der König der Welt. Probiert es mal!)
Anja Fließbach: Freitag, 23 Februar 2007, 1:18 Uhr
Kommentare zum 49. Beitrag
Liebe Anja. Es ist schon ein Kreuz mit dem Kreuz. Du hast wie immer sehr lustig beschrieben, wie verrückt die Leute nach diesen Sternen sind. Ich habe das auch oft erlebt und bin nun nach vielen Jahren auf See schon etwas "abgebrüht". Deine Beiträge rütteln mich allerdings immer wieder wach, die Augen offen zu halten und auch nach mehreren Jahren und einer gewissen Routine die Schönheiten der Welt wahrzunehmen. Genieße die Inseln, die vor euch liegen. Dein Manus
Kommentiert von: Manus | Freitag, 23 Februar 2007, 1:35 Uhr
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Hallo Sascha. Dein letzter Kommenar war wohl nichts. Was heißt den bitte "trotz Kind"? Man.
Kommentiert von: Man. | Freitag, 23 Februar 2007, 1:48 Uhr
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Ich finde das auch frech, was Sascha sagt. Als ob man mit Kind keine Frau mehr ist. Conny
Kommentiert von: Cornelia | Freitag, 23 Februar 2007, 6:18 Uhr
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Lest euch den Kommentar von Sascha richtig durch. Da steht, er wünscht sich eine Frau und Mutter seiner Kinder wie Anja. S.
Kommentiert von: S. | Freitag, 23 Februar 2007, 8:12 Uhr
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Es duerfte schwierig sein, so zu bleiben, wenn man erst mal jemandes "Frau" ist. Partnerschaft schliesst ein solches Leben aus. Deshalb sind auch so viele Maenner von Frauen, die wie Anja leben, fasziniert. Ich versuche mir gerade, Anja's Abenteuer mit Partner im Schlepptau vorzustellen. Wie anders die dann aussehen, bzw. gar nicht erst stattfinden wuerden.
Kommentiert von: HappySingleMom | Freitag, 23 Februar 2007, 12:29 Uhr
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Es kommt immer auf den Mann an. Warum soll ein Mann solch eine Frau nicht unterstützen? Wer weiß, vielleicht will eine Frau mit dem richtigen Mann an der Seite gar nicht mehr so leben. Vielleicht ist es eine Suche oder Kompensation. S.
Kommentiert von: S. | Samstag, 24 Februar 2007, 0:54 Uhr
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Warum glauben eigentlich so einige der Kommentatoren dass Anja auf der Suche nach einem Mann ist, oder irgendwas kompensieren muss?( moechtegern Psychologen ? ) Ich denke sie ist mit ihrem Leben recht zufrieden! Einen Mann haette sie laengst haben koennen ( wenn sie wollte)
" S " muss ich recht geben! Mit " DEM " richtigen Mann kann man alles unternehmen ( auch mit 3 Kindern )
Hallo Anja, danke fuer Deine wunderschoenen Berichte :-)
Kommentiert von: aki | Samstag, 24 Februar 2007, 1:54 Uhr
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(Letzte Aktualisierung: 24.02.2007)