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123. Beitrag: "Hiobsbotschaft in Salalah" (17. Mai)
Auf unserer Weltreise hatten wir schon viele Inseln und Orte besucht, die wie Musik klangen. Aber Salalah mit unterschiedlicher Betonung und Tempi gesprochen oder gesungen, machte Louisa und mir viel Spaß. Die "MS Amadea" hatte im Hafen von Salalah, wieder im Oman, festgemacht und wir besuchten das Land des Weihrauchs...
Eine staubige, trockene Ebene. Im Hintergrund erhebt sich das Dhofar-Gebirge - unser erstes Ziel. Unser Bus ächzt und stöhnt unter der Hitze der arabischen Sonne und quält sich die Berge hinauf. Lange hält er nicht durch. Die Maschine streikt. Der Fahrer probiert in verschiedenen Gängen anzufahren. Nichts! Wilde Kamele ziehen träge an uns vorbei. Der heiße Wind weht Sand über die Straße. Der Gedanken, hier in der Einöde zu Fuß bis zur nächsten Zivilisation zu ziehen, lässt uns verstummen und still auf die Kreativität des Fahrers hoffen. Ein paar Minuten später springt der Motor wieder an. Die wilden Kamele heben nicht mal den Kopf.
Den ganzen Tag, vor allem bei den steilen Ab- und Auffahrten ohne Straßenbefestigungen und den spitzen Kurven, mache ich mir Sorgen um die Kondition unseres Busses. Aber er hält durch.
Die erste Pause hat er wieder in der nordwestlichen Bergregion. Wir besuchen das Grab des Hiob. Schuhe aus! Kopftücher auf! Ein langes Grab, bedeckt mit Leichentüchern, erwartet uns in einer einfachen Halle. Unsere Freundin, Ilona Wälde, erzählte uns zur Erinnerung die Geschichte von Hiob, dessen Familie bei einem Brand ums Leben gekommen war und dem diese Botschaft gebracht wurde - deshalb "Hiobsbotschaft". Hiob aber zerbrach nicht an dieser Bürde, sondern glaubte und schließlich bekam er eine neue Familie und neues Glück. Ich frage unseren Guide, was es für Beweise gäbe, dass hier genau dieser Hiob begraben liegen würde. Er zeigt uns einen Fußabdruck im Felsen und eine Wasserquelle. "Beweise gibt es nicht", sagt er. "Aber man vermutet es."
Gegen Mittag verlassen wir die Berge und fahren nach Salalah zurück. Hier hat der Vater des amtierenden Sultans, Sultan Said bin Taimur, seinen Regierungssitz gehabt. Hier in der Stadt ist es so grün, wie in einer Oase. Kokospalmen, Bananenstauden und Papayapflanzen beruhigen die Augen und die erhitzten Gemüter. Auch unser Bus scheint sich gut abzukühlen, die Motorgeräusche werden gleichmäßiger. Im 12. Jahrhundert war Salalah, das früher Al - Baleed hieß, reich durch den Handel mit Weihrauch und arabischen Pferden. Wir gehen über einen Weihrauchmarkt. Hier sitzen Frauen und Männer auf klapprigen Stühlen oder auf dem Boden und lassen verschiedene Mischungen auf den Weihrauchbrennern räuchern. Die glühende Kohle wir immer wieder angefacht. Den Weihrauch kann man sich abpacken lassen. Verschiedene Farben und verschiedene Qualitätsstufen bestimmen den Preis. Besonders beliebt wären die Mischungen, erklärt ein Händler. Weihrauch, Myrrhe und Sandelholz. Ich kaufe ein paar Duftöle in kostbar verzierten Flakons für meine Mitarbeiterinnen und bei einem andern Händler an der Straße einen Koffer. Der Bus wartet. "Zwanzig Dollar oder gar nichts", erkläre ich wieder mal während der Bus hupt. Der Händler schaut zwischen Bus, mir und Koffer hin und her und wirft mir den Griff des Koffers zu. Er schimpft uns hinterher, als wir den großen Koffer über die Straße rollen. Ich erkläre Louisa, dass das in diesem Fall ausnahmsweise ein gutes Zeichen ist.
Anschließend fahren wir zu einem menschenleeren Strand, dann zum Sultanspalast (ein Sommersitz) und danach wollen wir sehen, wo der Weihrauch wächst. An einem dieser Bäume erklärt uns unser Guide, wie Weihrauch gewonnen wird. Er ritz die Rinde an, wartet bis Harz heraus quillt. "Das lässt man dann trocknen und kratzt es anschließend ab", sagt er.
Im Licht der Abendsonne haben wir noch etwas Freizeit. Wir spazieren am Ufer des Meeres entlang, klettern über Felsen und laufen hinunter zum Meer. Unser Guide begleitet uns. Er erzählt uns, wie beliebt diese Provinz Dhofar ist. "Wenn der Monsum kommt, wird alles hier grün", meint er und zeigt auf das vertrocknete Land. Die Regenwolken bleiben im Gebirge hängen und bei rund 30 Grad Wärme fällt vier Monate lang ein ständiger, leichter Nieselregen. "Du kannst dir nicht vorstellen, wie schön das ist." Viele Touristen aus dem eigenen Land kommen dann in die Provinz, die 1000 Kilometer von Muscat entfernt ist. Eine Ahnung bekommen wir, als durch zwei Blowwholes neben unserem Weg plötzlich große Wasserfontänen aus dem Boden schießen. Wir werden nass und Louisa lacht laut.
Unser Bus schafft es tatsächlich noch bis zum Hafen. Es ist schon dunkel und als wir mit unserem neuen Koffer übers Schiff laufen, erinnern wir uns und alle, die uns sehen, an die nahe Abreise. Noch drei Länder und der Suezkanal und dann sind wir in Venedig - Endstation.
"Amadea" - Spruch des Tages: "Es ist immer Zeit für einen neuen Anfang" (Konrad Adenauer)
Musiktipp zur Stimmung: Titel "Five past dreams", Chris de Burgh, Album: "The road to freedom"
Anja Fließbach: Donnerstag, 17 Mai 2007, 14:03 Uhr