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117. Beitrag: "Mit dem Porsche durch das Emirat" (11. Mai)
Coole Loungemusik tönte aus den Boxen des gelben Porsche. Ich streckte die Hände nach oben und jubelte dem Leben zu. War das toll! Helmut Meckelburg, General Manager vom Taj Palace Hotel in Dubai, chauffierte mich durch eine der dynamischsten Städte dieser Welt. Eine coole Situation, eine verrückte Situation. Eine coole Stadt und - ja, vor allem eine verrückte Stadt...
Für Louisa und Sandra hatte Helmut einen Chauffeur mit Wagen bestellt, der unserem Porsche folgte. Verzeihung, seinem Porsche. Ein weiterer Wagen mit Fahrer brachte inzwischen unser Gepäck vom Hotel zum Schiff. Das nannte ich stilvolle Logistik. Schon am Vorabend hatte uns Helmut einen Wagen mit einem schicken Fahrer aus Pakistan geschickt, der in einem Hollywoodfilm den reichen, sympathischen Schwiegersohn hätte spielen können. Schon in den letzten Tagen in Indien, dann im Oman und nun in Dubai musste ich mit vielen Klischees aufräumen, was Araber, Inder und Pakistanis betraf. Vielleicht wanderten wirklich nur die nicht ganz so hübschen nach Europa aus und die anderen gingen alle nach Dubai. Oder ich war einfach zu lange auf dem Schiff gewesen... Jedenfalls fand ich selbst die Chauffeure hübsch. Sandra fand das zum Glück auch, was mich etwas beruhigte.
Dank des geöffneten Porschedachs hatte ich freien Blick auf die Hochhäuser von Downtown Dubai. Wahnsinn! Irre! Unvorstellbar! Ich bin sicher, dass Helmut das Wort "Wahnsinn" für die nächsten Jahre nicht mehr hören kann, weil er es bestimmt hundert oder zweihundert Mal an diesem Tag von seiner Beifahrerin in verschiedenen Tonhöhen und Lautstärken, aber immer mit einem Kopfschütteln in hoher Frequenz begleitet, ertragen musste. Diese Stadt war WAAAHNSIIIIN!
Dubai gehört zu den Vereinigten Arabischen Emiraten, liegt neben Abu Dhabi und Sharjah, ist 4000 qkm groß und hat 1,2 Millionen Einwohner - Tendenz rasant steigend, besonders seit Ausländer nun auch Immobilien in Dubai erwerben und besitzen dürfen. Helmut fuhr mit uns durch die Zukunftsgebiete, durch Dubai Marina und zu den Palms. Es war, als fuhren wir mit einem Spielzeugauto durch eine große Legostadt. Als hätte ein Riese einen Kübel voll Bausteine ausgekippt und war mit seinen Freunden dabei, eine große Stadt aufzubauen. Nicht ein Hochhaus nach dem anderen, nein, alle gleichzeitig. Baukräne über Baukräne, ein Geflecht aus Baustellen und Baustellen und Baustelle. Das ganze Gebiet war EINE Baustelle. Lärm, Krach, Staub und überall indische Arbeiter, die im Schatten neben den halbfertigen, gigantischen Bauten saßen, offensichtlich Pause hatten und uns anstarrten. Ehrlich gesagt würde ich ihre Blicke als anzüglich und unangenehm bezeichnen. Hätte Helmut nicht beteuert, dass bei 0,5 Prozent Kriminalität Dubai eine der sichersten Städte der Welt wäre, hätte ich mich sehr unwohl gefühlt. Aber die indischen Bauarbeiter, es waren Hunderte, beobachteten uns nur stumm. Die wiederum sahen nun nicht mehr aus wie nette Schwiegersöhne in Hollywoodstreifen. "Natürlich sind die für Dubai-Verhältnisse arm", gestand Helmut ein, "aber im Verhältnis zu den Löhnen zu Hause verdienen sie viel." Es war eben alles relativ.
Wir sahen Dubais Zukunftsprojekte: The World - eine künstlich aufgeschüttete Inselgruppe, die vier Kilometer vor der Küste ins Wasser gebaut wird, die Form einer Weltkarte hat und die man nur mit dem Hubschrauber oder dem Boot erreichen kann. Die Inselgruppe ist 540qkm groß, soll Villen und Appartements für 150.000 Menschen tragen. Eine Insel soll übrigens Michael Schumacher gehören, angeblich ein Geschenk von Scheich Muhammad ibn Raschid Al Maktum (der Chef des Landes).
In Dubai Marina wird unser Helmut Meckelburg auch ein Appartement beziehen. Er zeigt uns die Baugrube für das Hochhaus. Rund 4 Milliarden Euro werden gerade in dem Viertel verbaut und es entsteht luxuriöser Wohnraum für 100 000 Menschen. "Die Baufirmen hier kommen alle aus Asien", so Meckelburg. "Preiswert, schnell - aber deutsches Know How wäre besser gewesen." Das größte Problem der Zukunft sieht Helmut nämlich im Straßenverkehr. Es werden megaviele Mega -Hochhäuser gebaut, ganze Stadtviertel auf den Wüstensand gesetzt, aber es gibt deswegen kaum mehr Straßen. "Wir haben jetzt schon ein Problem mit den vielen Autos und dem Stau, in Zukunft wird das eine Katastrophe."
Plötzlich stoppt er den Porsche und der Fahrer hinter uns hält auch an. Helmut steigt aus und zeigt mit dem Finger ins Meer. "Dort bauen wir unser neues Hotel", sagt er. Da auch heute wieder viel Sand und Staub in der Luft ist, kann ich nur schwach einige Umrisse im Meer erkennen. "Palm Islands", erklärt Helmut wie ein Moderator bei einer Show, der gerade den Star des Abends angekündigt hat. Inzwischen sind es schon drei "Palmen", die Dubai baut. Es sind auch künstliche Inselgruppen vor der Küste, die durch einen fünf Kilometer langen "Stamm" mit dem Festland verbunden sind. Die erste ist fast fertig und alle Wohnungen etc. sind vollständig verkauft. Ein Mega-Projekt - immerhin sollen auf der dritten "Palme" immerhin 500 000 Menschen wohnen.
Ich würde die Baustellen - Masse gern von oben sehen. Helmut kennt ein Gebäude und einen Platz. Eigentlich gerade für die Öffentlichkeit geschlossen, aber Helmuts Visitenkarte mit dem goldenen "Taj" - Logo lässt einige Mitarbeiter schnell alle Türen öffnen. Der Blick von oben ist irre: Die ganze Stadt ist eine Baustelle.
In der Lobby trinken wir Cáfe und schwatzen wieder über die Faszination des Emirates und der Stadt. Ich habe da so eine Idee und schnell, wie oft in meinem Leben, nimmt die Idee Formen an. Helmut gibt mir sofort Telefonnummern und Namen und eigentlich könnte ich gleich loslegen. Aber ich muss am Abend zurück auf´s Schiff - Kabine wechseln.
Wir fahren in die City zurück und das Staunen geht weiter. Helmut zeigt uns den Burj Dubai Tower, der nächstes Jahr fertig gebaut sein soll und mit 170 Etagen und 700 Meter dann das höchste Gebäude der Welt sein soll. Bis jetzt ist es das 101 in Taipeh, auf dem wir vor ein Paar Wochen waren (siehe mein Eintrag "Das höchste Gebäude der Welt"). Außerdem nehmen wir schnell einen Lunch in der Skihalle der Stadt. Ich schrieb schon öfter das Wort "verrückt", aber hier war es wirklich angebracht. Mitten in der Wüste hatten die Araber einen künstlichen Skihang mit echtem (!) Schnee, Lift und Skischule gebaut. Während des Essens beobachten wir die Skifahrer. Danach zeigt uns Helmut die Shopping Mall, die gleich angeschlossen ist. "Alles Marmor", erklärt er und zeigt auf den Fußboden.
Am Abend waren wir fix und fertig. Wir hatten in den zwei Tagen noch die Kamel- und Pferderennbahn besucht, auf der das am höchsten dotierte Pferderennen der Welt ausgetragen wird (das Preisgeld beträgt 15 Millionen Dollar), wir sahen noble Wohngegenden und Golfplätze, waren auf dem berühmte Gold Souk und ließen uns erklären, warum Parfum hier 3000 Dollar kostet (edle Essenzen in Goldflakons). Am Abend hatten wir uns dann ohne Helmut mit drei Freunde vom Schiff im Inn - Lokal "Terrasse" direkt am Yachthafen getroffen. Ich war so euphorisch, dass ich wieder die Rechnung übernahm. Es war das teuerste Essen, das ich je hatte (und da war meine Halbzeitparty auf Saipan schon eine Superlative gewesen). Aber - es sollte noch eine Steigerung geben. Denn für Helmuts Gastfreundschaft wollte ich mich bedanken. Ich lud ihn und seine Freundin für den nächsten Tag ins !Burj Al Arab! zum Mittag ein. Wenn schon verrückt, dann richtig! Das "Burj Al Arab" ist das einzige 7 Sterne Hotel der Welt. Luxus pur.
Aber das erzähle und zeige ich euch morgen.
Spruch des Tages: Wie du beim Sterben gelebt zu haben wünschtest, so solltest du jetzt schon leben. Marc Aurel
Musiktipp zur Stimmung: Titel "I´m Ready", Bryan Adams
PS: Morgen oder übermorgen beantworte ich den nächsten Schwung eurer Fragen.
Anja Fließbach: Freitag, 11 Mai 2007, 11:18 Uhr