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104. Beitrag: "Der Kreuzfahrt - Knigge" (25. April)
Wenn man so wie ich ein aufmerksamer Beobachter auf einem Kreuzfahrtschiff ist, muss man sich manchmal schon das Lachen verkneifen. Besonders schwierig ist es, ernst zu bleiben, wenn man einen Gleichgesinnten gegenüber hat, dessen Blick genau verrät, wie ähnlich amüsant er diese Situation findet. Es ist schön, Rainer Wälde kennengelernt zu haben und deshalb habe ich ihn eingeladen, eine Zusammenfassung seiner Erkenntnisse auf der "Amadea" zu schreiben.
Von Rainer Wälde
Nervig: Drängeln und Ellenbogen-Einsatz bei Busausflügen. Etliche Gäste kämpfen um die besten Plätze. Alle wollen in der ersten Reihe sitzen. Locker: Mut zur Langsamkeit, oft bleiben gute Plätze in den letzten Busreihen mit extra Beinabstand frei.
Verkrampft: Wenn der Nachbar beim Sport- und Animationsprogramm kein Gefühl für Distanzzone hat und im bereits überfüllten Fitnesscenter noch seine Matte dazwischen quetschen will, obwohl kein Platz mehr ist. Entspannt: Nächstes Mal früher kommen oder Alternativprogramme wählen.
Schäbig: Trinkgeld-Knauser und Pfennigfuchser. Sie wissen genau, was es auf dem Schiff an kostenlosen Extras gibt. Austern, Hummer, Tischwein, Kabinenservice, usw. Alles wird für selbstverständlich genommen. Dankbarkeit? Fehlanzeige! Hab ich doch alles bezahlt. Großzügig: Dem Kellner ein simples "Dankeschön" und hin und wieder ein dankbares Trinkgeld.
Unangenehm: Sonnenliegen-Blockade ab Sonnenaufgang. Liegen werden mit persönlichen Accessoires für 10 Stunden in Beschlag genommen, doch in Wirklichkeit nur wenig in Anspruch genommen. Angenehm: Sonnenliege nur für kurze Abwesenheiten blockieren. Wenn es länger als 30 Minuten dauert, die Liege freigeben und bei Bedarf ein neues Plätzchen suchen.
Abstoßend: Herrschafts-Allüren im Restaurant. Service-Mitarbeiter von oben herab behandeln – Bevorzugte Plätze im Restaurant und in der Showlounge mit Trinkgeld "erkaufen". Einladend: Fehler im Service überspielen und Mitarbeiter bei passender Gelegenheit loben. Mit dieser Haltung ermutigen sie auch die mitreisenden Gäste.
Fies: Trittbrettfahrer und Reklamationsspezialisten: "Ich bin nur hier, weil ich bei der letzten Kreuzfahrt einen Gutschein für diese Tour herausgeschlagen habe. Mal sehen, welche Punkte ich dieses Mal wieder finde, die ich reklamieren kann." Souverän: Einen weiten Bogen um diese Mitreisenden machen. Jede weitere Minute mit diesen Meckerern ist Zeitverschwendung.
Langweilig: Selbsternannte Kreuzfahrtexperten. Sie sind die absoluten Besserwisser und waren irgendwann und irgendwie schon auf jedem Kreuzfahrtschiff. Dort sei "alles viel besser, schöner, billiger, edler…" Keine Ahnung, warum sie dieses Schiff gebucht haben. Kurzweilig: Schnell aufstehen, nichts wie weg von dieser Einweg-Kommunikation und neue interessante Gesprächspartner suchen.
Kindisch: Jammern auf hohem Niveau. "Auf der gesamten Speisekarte finde ich gar nichts, was mir schmecken würde." Oder: "Wenn mein Stammplatz im Restaurant nicht mehr frei ist, werde ich heute auch nichts essen. Reif: Auf einem 4-Sterne-Schiff gibt es auf Speisekarte immer Alternativen. Ansonsten wie zuhause ein Käsebrot bestellen.
Rainer Wälde ist Berater und Trainer, TV-Moderator und Buchautor. Gemeinsam mit seiner Frau Ilona leitet er die TYP Akademie in Limburg. Sie gehört zu den Marktführern für Image- und Stilberatung in Deutschland und weiteren europäischen Ländern: www.typakademie.de Als Berater ist er hauptsächlich in den Feldern Persönlichkeitsentwicklung, Marketing, Public Relations, Kundenservice und Business-Etikette tätig. Rainer Wälde ist seit 2004 Herausgeber des Referenzwerks " Der große Knigge" im Verlag Deutsche Wirtschaft und Mitbegründer des Deutschen Knigge-Rates. Auf der MS Amadea produziert er während der Weltreise eine wöchentliche Fernsehsendung, die unter dem Titel "Leben mit Stil" ab September 2007 im Internet zu sehen ist" www.lebenmitstil.de
Anja Fließbach: Mittwoch, 25 April 2007, 10:37 Uhr