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Fliegende Freiheit neu definiert
In der Nähe von München entsteht bei der Dornier Seaplane Companydas modernste amphibische Flugzeug der Welt.
Stellen Sie sich vor, sie könnten an einem Abend im New Yorker Hudson Bay ankern und am nächsten schon in den kanadischen Bergen an einem abgelegenen Seeufer Urlaub machen. Das sei logistisch unmöglich? Möglich macht es die Seastar, das Erfolgsprodukt des Flugzeugherstellers Dornier Seaplane Company, die mit ihrem amphibischen Wasserflugzeug auf dem Weltmarkt ganz vorne mitspielen.
Nur 30 km westlich von München werden die weltweit modernsten Wasserflugzeuge entwickelt. In der kleinen Gemeinde Weßling hat die deutsche Niederlassung der Dornier Seaplane Company ihren Sitz. Das amerikanische Unternehmen wird von der Familie von Conrado Dornier geleitet. Er ist einer der Nachfahren der berühmten Dornier-Familie, die seit Anfang des 20. Jahrhunderts für die Entwicklung und Herstellung von Flugzeugen bekannt sind. Zwar hat der Vertrieb und Service seinen Sitz inzwischen in den USA, doch das Know-How und die Technik entsteht weiterhin in Deutschland. Der Anspruch der Dornier Seaplane Company ist kein geringerer als der Weltmarktführer auf dem Gebiet der aeromarinen Industrie zu sein. Mit viel Know-How und langer Tradition will man "die besten Wasserflugzeuge herstellen, verkaufen und dauerhaft den Käufern zur Seite stehen." Das Unternehmen blickt dabei auf eine lange Tradition an Wasserflugzeugen zurück. Von der zweisitzigen Libelle bis zum 169 Passagiere fassenden Do-X; bei Dornier stützt man sich auf nahezu 100 Jahre Erfahrung.
Das Aushängeschild des Unternehmens ist der Seastar. Ein von Professor Claudios Dornier Jr. erdachtes Wasserflugzeug, das, im Gegensatz zu anderen Flugzeugen, nicht aus Aluminium gefertigt wird. Seine Vision war es, amphibische Aeronautik mit einem modernen Design zu verbinden und dabei die "Pferdefüße" anderer Wasserflugzeuge zu überwinden: Rost und die fehlende Seetüchtigkeit. Aus dieser Idee entstand der Seastar. ein 14-sitziges, mehrzweck Wasserflugzeug aus Verbundwerkstoffen mit zwei Motoren, dass auch als Boot genutzt werden kann. Es wurde von Conrado Dornier weiterentwickelt und erhielt 1990/1991 als erstes aus Verbundwerkstoffen hergestelltes, kommerzielles Flugzeug überhaupt die Luftfahrtlizenz, sowohl von den Deutschen als auch den amerikanischen Behörden. Das besondere am Seastar ist, dass sie ohne Hilfe von angebrachten Schwimmkörpern auf dem Wasser landen, starten und auch schwimmen kann. Darüber hinaus verfügt sie über ausklappbare Räder, die das Landen an Land ermöglichen. Durch das besondere Herstellungsverfahren, sind die Unterhaltskosten vergleichsweise gering. Das Flugzeug ist dank der Bauweise praktisch korrisionsfrei. Es entfallen häufige Wartungen und Reparaturen. Auf fünf Jahre hochgerechnet, hat die Seastar entschieden weniger Betriebskosten als die vergleichbaren Flugzeuge Sea Otter oder Caravan. Bei 200 Flugstunden im Jahr sind die Unterhaltskosten rund 400.000 US Dollar geringer, als beim Twin Otter, wenn dieser die selbe Distanz zurück gelegt hat. Da die Seastar eine höhere Reisegeschwindigkeit erreicht, braucht der Caravan für die selbe zurück gelegte Distanz, rund 23 Stunden mehr Zeit. Hochgerechnet bedeutet das, dass bei 1000 Flugstunden im Jahr für die Seastar rund 3,041 Millionen US-Dollar, beim Caravan 2,54 Millionen und beim Twin Otter 400 rund 4,039 Millionen US-Dollar anfallen. Dabei legt die Seastar allerdings den mit Abstand weitesten Weg zurück. Beim CASM-Wert setzt die Seastar mit 0,30 US Dollar sogar neue Maßstäbe. Aber nicht nur bei den Unterhaltskosten ist dieses Flugzeug spitze. Die Kabine bietet mehr Platz für Schultern und Beine, als irgendein vergleichbares Flugzeug dieser Klasse. Die Anzahl der Sitze kann zwischen sechs und 12 betragen. Luxuriöse Materialien, ergonomisch geformte Sitze und bei Bedarf ein voll funktionsfähiger Waschraum lassen kaum einen Wunsch offen und machen auch lange Reisen angenehm. Auch das Cockpit kommt mit modernster Technik. Ein großes LCD Display zeigt die wichtigsten Informationen an und reduziert die Arbeitslast des Piloten. Die beiden leistungsstarken PT6A- 135A Pratt & Whitney Turbomotoren leisten 1300 PS und erlauben einen Start auf dem Wasser in nur 762 Metern bzw. 563 an Land. Die maximale Geschwindigkeit entspricht 180 KTAS (rund 333 Km pro Stunde), was sie zum schnellsten Flugzeug ihrer Klasse macht. Das Fehlen von Schwimmelementen macht sie außerdem sehr aerodynamisch und dadurch sparsamer. Mit der Seastar hat Dornier Seaplane Company Maßstäbe neu definiert und schreibt die Geschichte der Familie Dornier fort.