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Dirndl for beginner
Was Sie mindestens über Dirndl wissen sollten
Wiesn-Zeit ist Dirndl-Zeit. Die bayerische Tracht hat zum Oktoberfest Hochkonjunktur und sich inzwischen weltweit etabliert. Selbst Hollywoodstars wie Paris Hilton und Selma Hayek tragen stolz ihre Dirndl. Doch worauf kommt es bei einem Dirndl an und wie erschafft man das perfekte Dekolleté? Wir sprachen mit Modedesignerin Sara Linke über verrückte Farbkombinationen und wieso Dirndl-Tragen etwas besonderes bleiben sollte.
Was gibt es zur Geschichte des Dirndl zu sagen?
Linke: Es ist eine folkloristische Tracht, die nicht nur im Alpenraum bekannt ist. Das typisch bayrische Dirndl stammt von einem Kleid ab, das von Dienstmädchen getragen wurde. Im 19. Jahrhundert entwickelte es sich stetig weiter und wurde zu einem regelrechten Modetrend. Inzwischen ziert es keine Dienstmädchen mehr, sondern starke Frauen und Stars auf der ganzen Welt. Übrigens gibt es Tracht ja nicht nur in Bayern - anhand der Farbe und Form lässt sich aber sehr leicht erkennen, aus welcher Region die Tracht stammt.
Wie unterscheiden sich die verschiedenen Dirndl?
Linke: Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal ist die Länge. Es gibt Dirndl, die sind bodenlang und welche, die eigentlich schon fast zu kurz sind. Diese Unterschiede sind unabhängig davon, ob es sich um ein Hochzeitsdirndl oder um ein klassisches Dirndl handelt. In der Gastronomie werden zudem meistens schlichtere Varianten getragen, die sich doch klar von den sehr dekorierten Wiesn-Dirndl unterscheiden.
Aus welchen Einzelteilen besteht ein Dirndl?
Linke: Zu einem Dirndl gehört ein cosargenartiges Oberteil und ein Rock. Der Rock kann verschiedene Formen und Volumen haben. Bei herkömmlichen Dirndln sind es meistens Teller- oder Faltenröcke. Dazu gehört eine Schnürung und eine darunter getragene Bluse. Essentiell ist auch die Schürze. Meistens toben sich die Designer hier besonders aus und experimentieren viel rum.
Mit welchem Dirndl kann man sich dieses Jahr auf dem Oktoberfest sehen lassen?
Linke: Besonders im Trend liegt dieses Jahr ein gewisser Materialmix. Hochwertige Stoffe wie Seide und Brokat, am besten in einem Zusammenspiel von matt und glänzend. Und es kommt auch darauf an, was sich unter den Überröcken befindet. Gerade die Petticoats und Unterhosen dürfen ruhig frech, jung und verspielt sein.
Dirndl sollten auch bequem sein, oder?
Linke: Genau! Denn unabhängig davon, was gerade im Trend liegt, eine Frau sollte immer etwas tragen, in dem sie sich wohl fühlt und was ihr steht. Dann ist eigentlich auch die Schnittführung, Länge und Farbe nicht mehr so wichtig. Alles, was von Frauen mit einer gewissen Überzeugung getragen wird, kann dann im Trend liegen. Sich zu verkleiden bringt meistens nichts. Fühlt man sich in seiner Kleidung schön, finden das auch andere toll.
Gibt es dennoch bestimmte Farbkombinationen, die frau besser nicht trägt?
Linke: Seit einigen Jahren geht der Trend in der Modewelt zum Color Blocking. Das sind sehr außergewöhnliche Farbkombinationen. Color Blocking ermöglicht zweifelsohne eine schier unendliche Vielfalt. Es kommt sehr auf die Wirkung an, die man erzielen möchte. Zarte Pastelltöne wie Lindgrün oder Rosé wirken eher verspielt, verträumt und mädchenhafter. Diese zusammen mit kräftigen Farben wie Türkis und Rot zu kombinieren ist gewagt und auffällig und ich finde das sehr erfrischend und aufregend. Genauso verhält es sich mit einer Kombination von Blau und Gelb. Doch allgemein gilt: Über Geschmack lässt sich streiten. Ich bin kein Freund von getrübten Farben - Frauen sollten sich nicht dahinter verstecken - helle und kräftige Farben wirken einfach stärker und frischer.
Die Preise für Dirndl sind sehr unterschiedlich. Wie lassen sich diese Preisschwankungen erklären?
Linke: Der Preis hängt von verschiedenen Faktoren ab. Handelt es sich um einen großen oder kleinen Betrieb? Wie viel Handarbeit steckt in den Kleidern? Welche Materialien kommen zum Einsatz? Ist das Dirndl ein Einzelstück oder eher Massenware? Und natürlich spielt der Name des bzw. der Designer eine Rolle.
Bei einem Dirndl sticht das Dekolleté sofort ins Auge. Haben Sie Tipps für ein schönes Dekolleté?
Linke: Grundvorrausetzung ist ein gut sitzender BH. Außerdem gibt es Dirndl, die den Push-Up-Effekt zusätzlich unterstützen. Wichtig ist aber nicht nur die Kleidung. Das, was man hat, sollte makellos erscheinen, die Haut gut gepflegt sein. Ein Tipp ist, vorher kalt und dann warm zu Duschen. Das regt die Durchblutung an und sorgt für einen rosigen Teint. Und ein bisschen Training schadet auch nicht.
Einige Frauen tragen inzwischen auch Lederhosen statt klassischer Dirndl. Was könnten dafür die Gründe sein und wie beurteilen Sie das aus modischer Sicht?
Linke: Ein Grund dafür ist sicher, dass Frauen nicht immer das kleine Mädchen sein wollen. Eine starke, emanzipierte Frau, die auch im Alltag gerne burschikos auftritt, will sich vielleicht nicht in ein Kostüm pressen. Vielleicht stellt so ein Traditionsbruch auch eine kleine Rebellion gegen das Klischee dar. Frauen wirken in Lederhosen frech und jung. Manchen Frauen steht es sogar einfach besser als ein Kleid. Ich persönlich bin für beides offen.
Dirndl gelten als alltagstaugliche Tracht. Ist es sinnvoll, ein Dirndl täglich zu tragen?
Linke: Das Dirndl gibt einem ein Gefühl, was man in Jeans und Sweater niemals haben wird: Frisch, beschwingt und jugendlich. Ob man ein Dirndl zu etwas alltäglichem machen sollte, weiß ich nicht. Für mich bleibt es etwas besonderes, vielleicht abgesehen von den Arbeitsdirndl in den Biergärten. Man feiert ja auch nicht jeden Tag Weihnachten.