• Dezember 28, 2021
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Auf wen können Sie sich denn richtig verlassen? Ich meine nicht nur die Familie, die immer für Sie da ist. Das sollte normal sein. Ich meine mehr die Geschäftswelt.

Diese vehemente Leichtigkeit, mit der viele heute ihre Zusagen nach dem eigenen Befinden, der Stimmung, dem Wetter oder der Weltlage nicht unbedingt nicht einhalten, aber ausdehnen in alle Richtungen, ist schwierig.

Wer ruft denn heute noch um ein Uhr an, wenn er gesagt hat, er wird um ein Uhr anrufen? Ist es eine zuverlässige Person, handelt es sich um eine maximale Toleranz von fünf bis zehn Minuten. Aber die meisten: halbe Stunde später, Stunde später, am nächsten Tag, überhaupt nicht. Ich ver- stehe es nicht. Die Ausreden sind meist nicht mal kreativ: Stress, viel los, anderer Anruf. Wenn wenigstens mal einer sagen würde: „Ich habe es vergessen.“ Oder: „Ich habe mich nicht getraut, weil ich noch keine Ergebnisse hatte.“ Oder: „Nur weil ich sage, ich rufe an, heißt das nicht, ich rufe an.“

Letzteres wird auf alle Lebens- und Geschäftsbereiche ausgedehnt. Fast alle kommen zu spät – einige selten, andere immer. Sei es bei einigen Menschen Teil der Geschäftstaktik oder ein Klar- stellen von Hierarchien - schlimm genug! Unzuverlässigkeit, Zeitverschiebungen. Wir vergessen oft, dass der andere nicht weniger Zeit- und Termindruck hat.

Fast scheint es, als ob die für jeden erreichbare Freiheit, die Schnelllebigkeit und Flexibilität die Zuverlässigkeit verdrängt hat. Nur wenige denken daran, dass ihr Handeln einen oder meistens mehrere andere Menschen beeinflusst und oft in ihrer Aktivität, ihrem Handeln, ihrem Leben ein- schränkt, bremst, behindert – auf jeden Fall für den anderen Unannehmlichkeiten oder Enttäuschungen bedeutet. Nicht gehaltenen Zusagen, gebrochenen Versprechen, verpasste Termine – mit Nonchalance und einem Lächeln wird das Handeln oder eben Nichthandeln abgetan. Wer nicht zuverlässig ist, der kann sich bald auf die anderen auch nicht mehr verlassen. Und: Schnell wird er nicht mehr ernst genommen.

Also, lassen Sie uns alle verbindlicher sein! Achten wir auf unsere Versprechen und zollen wir unseren Mitmenschen Respekt, indem sie sich auf uns und unsere Worte verlassen können.

Herzlichst!
Ihre Anja K. Fließbach

PS: Nun halten Sie mir aber bitte nicht jedes Mal dieses Editorial unter die Nase, falls ich mal zu spät kommen sollte. Es könnte ja wirklich mal Stau sein ...