• Dezember 13, 2021
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Meilenstein für Naturkunde: Start des Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels in Hamburg und Bonn

Staatsvertrag zwischen Hamburg und Nordrhein-Westfalen tritt heute in Kraft

Das zukünftige Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels (LIB) mit den Standorten Bonn und Hamburg nimmt heute offiziell seinen Betrieb auf. Mit Inkrafttreten des Staatsvertrages zwischen Nordrhein-Westfalen und der Stadt Hamburg wird das Centrum für Naturkunde (CeNak) der Universität Hamburg mit der Stiftung „Zoologisches Forschungsmuseum Alexander Koenig – Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere“ (ZFMK) in Bonn zusammengeführt. Kernaufgabe des LIB wird es sein, gemeinsam standortübergreifend den Biodiversitätswandel zu erforschen.

Das neue Leibniz-Institut wird Hamburgs Forschungs-, Bildungs- und Museumslandschaft maßgeblich prägen und weiterentwickeln. Dabei schlägt das LIB eine Brücke zwischen innovativer Forschung und Einbindung der Öffentlichkeit. Die Wissenschaftler:innen am LIB erforschen die weltweit bedrohte Artenvielfalt sowie Prozesse der Evolution und leisten damit einen entscheidenden Beitrag, um die Entwicklung der Arten zu verstehen. Gleichzeitig werden Handlungsempfehlungen entwickelt, um ein weiteres Artensterben zu verhindern. Die aktuell über hundert Wissenschaftler:innen an beiden Standorten können auf über 15 Millionen Objekte der zoologischen Sammlung des ZFMK und der naturkundlichen Sammlungen des CeNaK zugreifen, um Veränderungen bei der Zusammensetzung der Ökosysteme und der Vielfalt der Arten zu erforschen, zu analysieren und zu dokumentieren. Ihre Erkenntnisse  thematisieren sie entsprechend der Philosophie der Leibniz-Forschungsmuseen in Ausstellungen, Veranstaltungen und weiteren Bildungsformaten für die breite Öffentlichkeit. Auf diese Weise gelingt es zum Beispiel, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Entwicklung der Arten besser zu verstehen und den Besucher:innen den Einfluss des Menschen auf die Erde, den Klimawandel und deren Lebewesen konkret begreifbar zu machen. 

Wissenschaftssenatorin Katharina Fegebank: „Mit dem heutigen Tag beginnt ein neues Kapitel für Naturkunde am Wissenschaftsstandort Hamburg. Die Idee des LIB ist zukunftsweisend, um wissenschaftliche Forschung und Wissensvermittlung miteinander zu verzahnen. Für Hamburg eröffnen sich hiermit neue Möglichkeiten, um die Biodiversitäts- und Evolutionsforschung am Standort weiter zu stärken. Gleichzeitig wollen wir die Forschungsthemen und -erkenntnisse auch für die Öffentlichkeit erlebbar machen und mit aktuellen Themen wie Klimawandel oder Infektionsforschung vernetzen. Deshalb werden mit dem LIB in Hamburg Ausstellungen, Forschung und Sammlung unter einem Dach vereint. Den Mitarbeitenden an beiden Standorten danke ich für ihr Engagement und freue mich auf die weitere Zusammenarbeit.“

Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur- und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen: „Das Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels wird dazu beitragen, Antworten auf drängende Fragen zum Beispiel nach den Ursachen des Insektensterbens und den Auswirkungen des Klimawandels zu geben. Die zoologische Sammlung des Museums Koenig wird durch die Zusammenführung mit den naturkundlichen Sammlungen des CeNaK mehr als verdoppelt und inhaltlich ergänzt. Die dadurch entstehenden Synergien werden die internationale Sichtbarkeit und Konkurrenzfähigkeit des erweiterten Forschungsmuseums wesentlich erhöhen und damit die starke Stellung des Wissenschaftsstandorts Bonn weiter ausbauen. Im LIB werden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Bonn und Hamburg künftig gemeinsam die gesamte Breite der Biodiversität der Tiere abbilden und erforschen. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt diesen Weg aus voller Überzeugung. Ich bin sehr gespannt auf die Forschungsergebnisse.“

Mit dem Start des LIB sind umfassende Investitionen in die Vernetzung der beiden Standorte und die Erneuerung der Infrastruktur geplant, um eine exzellente standortübergreifende Forschung zu ermöglichen. Bis 2027 werden rund 90 neue Stellen geschaffen, die meisten davon am Standort Hamburg. Dafür stellen der Bund und die Länder jeweils zur Hälfte für die Erweiterung im Endausbau jährlich 8,8 Millionen Euro zusätzlich bereit. Darüber hinaus engagiert sich das Land Hamburg insbesondere für museale Aufgaben mit rund 3 Millionen Euro jährlich. Die Ergebnisse des neuen LIB sollen an beiden Standorten der breiten Öffentlichkeit präsentiert werden. Hierfür plant die Stadt Hamburg ein neues Naturkundemuseum. Die genaue Standortfrage ist noch offen und soll behördenübergreifend beraten werden. Am Standort Bonn soll das Gebäude des Museums Koenig renoviert werden. Zudem wird derzeit am Standort Bonn-Poppelsdorf ein neues Forschungsgebäude für das ZFMK gebaut.

Nordrhein-Westfalen und Hamburg hatten im September 2018 einen gemeinsamen Antrag gestellt, um das ZFMK in Bonn, das als Leibniz-Institut für Biodiversität der Tiere bereits langjähriges Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft war, um das CeNak in Hamburg zu erweitern – zu einem neuen Leibniz-Institut zur Analyse des Biodiversitätswandels. Bereits im Sommer 2019 hatte sich die Leibniz-Gemeinschaft für die Realisierung der Zusammenführung der Bonner und Hamburger Forschungsstandorte ausgesprochen. Im Januar 2020 hatte zudem der Wissenschaftsrat den Antrag als „sehr gut“ bewertet.