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Dresdner sind in guten Händen

An der Gesundheitsversorgung sind eine Vielzahl von Institutionen, Einrichtungen und Personen beteiligt. Das Gesundheitssystem insgesamt umfasst die Leistungserbringer, also Ärzte, Apotheker, Pflegepersonal etc., den Staat (Bund, Länder und Kommunen), die Krankenversicherungen, die Unfall-, Pflegeund Rentenversicherung, die Kassenärztlichen Vereinigungen, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer und ihre Verbände, weitere im Gesundheitswesen tätige Interessenverbände und nicht zuletzt die Patienten, zum Teil vertreten durch Patientenverbände und Selbsthilfeorganisationen.

Das Gesundheitswesen in Deutschland durchläuft dabei seit Anfang der 1990er Jahre erhebliche strukturelle Veränderungen. Ursachen des Wandels sind demographische Veränderungen und eine damit einhergehende Alterung der Gesellschaft, Neuerungen in der Diagnostik, Therapie und Medizintechnik, aber auch ökonomische Zwänge in den Sozialversicherungssystemen. Abgesehen von den kommunalen Krankenhäusern, Gesundheitsämtern und Hochschulkliniken werden die Versorgungsleistungen weitgehend privat erbracht. Krankenhäuser sind für die stationäre medizinische Versorgung zuständig. Die ambulante Versorgung erfolgt über die niedergelassene Ärzteschaft, die ihre Aufgabe als Hausarzt oder Facharzt verschiedener Spezialgebiete wahrnimmt. Außerhalb der Krankenhäuser dominieren freie Berufe, wie niedergelassene Ärzte, Zahnärzte und Apotheker. Die Pflege umfasst all diejenigen Aufgaben, die die Sorge um und die Unterstützung von pflegebedürftigen Menschen in medizinischsozialen Dingen betreffen. Pflege erfolgt in Deutschland (teil-)stationär wie ambulant durch beispielsweise ambulante Pflegedienste, Kurzzeitpflege, Tagespflege und verschiedenste und mittlerweile breit ausdifferenzierte betreute und begleitete Wohnformen. Leistungen der Selbsthilfegruppen sind eine wichtige Ergänzung zum professionellen Gesundheitssystem. Gesundheitliche Selbsthilfegruppen werden von der gesetzlichen Krankenversicherung gefördert. Alle Krankenkassen sind gesetzlich dazu verpflichtet. Für die Unterstützung von örtlichen Selbsthilfegruppen sind neben den Selbsthilfeorganisationen die Selbsthilfekontaktstellen von Bedeutung. Professionelle Mitarbeiter vermitteln Suchende an bestehende Selbsthilfegruppen oder unterstützen bei der Gründung neuer Gruppen.

Die ambulante Versorgung in Dresden

Sachsenweit war zwischen 2000 und 2010 eine leichte Abnahme der Allgemeinmediziner zu verzeichnen. Fachärzte der inneren Medizin in ambulanten Praxen nehmen im genannten Zeitraum zu. Die Anzahl ambulanter Ärzte der Frauenheilkunde sowie Kinder- und Jugendmedizin ist im Zeitraum 2000 bis 2010 relativ konstant. In Dresden waren am 1. Oktober 2011 insgesamt 2 970 Ärztinnen und Ärzte sowie psychologische Psychotherapeuten in der ambulanten Versorgung tätig (Kassenärztliche Vereinigung Sachsen 2012). Bei einer Einwohnerzahl von 523.807 Menschen zum Stichtag 1. Dezember 2011 entspricht dies in etwa 176 Einwohner pro ambulanten Arzt bzw. Psychotherapeuten. In den anderen beiden sächsischen Großstädten Chemnitz und Leipzig arbeiteten 2 649 bzw. 2 014 Ärzte und psychologische Psychotherapeuten in ambulanten Praxen.

 

Der Großteil der ambulanten Praxen sind Hausärzte der Allgemeinmedizin mit 752 Ärztinnen und Ärzten. Einen weiteren hohen Anteil der ambulanten Versorgung machen hausärztliche bzw. fachärztliche Internisten aus, in denen zusammen 533 Ärztinnen und Ärzte tätig sind. Den dritten Rang nehmen mit 228 die ambulant tätigen Frauenärzte ein, gefolgt auf Rang vier mit 171 die Kinderärzte. Die Ärztinnen und Ärzte in der ambulanten Versorgung sind mehrheitlich als niedergelassene Ärztinnen und Ärzte tätig. Nur etwa 300 Ärztinnen und Ärzte sind angestellt in der ambulanten Versorgung (z. B. in Medizinischen Versorgungszentren).

 

Entgegen den ländlichen Gebieten in der Bundesrepublik, liegt nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung der Versorgungsgrad bei Haus- und Fachärzten in Dresden jeweils bei über 110 Prozent. Eine besonders hohe Versorgungsquote liegt für Fachärzte der Kinderheilkunde sowie für Internisten vor.
     

Seit 2000 werden Berufserlaubnisse für psychologische Psychotherapeuten erteilt. Beginnend mit einer Anzahl von 6 im Bundesland Sachsen wurden 2007 bereits 65 Berufserlaubnisse erteilt. Die Zahl der ärztlichen und nichtärztlichen Psychotherapeuten hat sich vor allem in den alten Bundesländern erhöht. Dies steht in Zusammenhang mit dem seit 1999 geltenden Psychotherapeutengesetz, das die nichtärztlichen und die ärztlichen Psychotherapeuten in die kassenärztliche Versorgung einbezogen hat. In Dresden sind mit Stichtag 1. Oktober 2011 in der ambulanten Praxis 311 psychologische sowie ärztliche Psychotherapeuten tätig. Während im Januar 2008 die Anzahl bei insgesamt 168 Psychotherapeuten (ärztliche und psychologische Psychotherapeuten) lag. Auf jeden Psychotherapeuten kommen so-mit 3 080 Einwohner. Der Versorgungsgrad wird durch die Kassenärztliche Vereinigung mit 110 Prozent bewertet. Das Verhältnis der ärztlichen zu den nichtärztlichen Psychotherapeuten beträgt 17,5 Prozent zu 82,5 Prozent und entspricht damit nicht dem Richtwert von 40 Prozent zu 60 Prozent. Im Sächsischen Vergleich weist Dresden eine gute Versorgungsquote mit Psychotherapeuten auf (Statistisches Landesamt, 2008).

Die stationäre Versorgung in Dresden

Daten zur stationären Versorgung in Sachsen zeigen folgende Versorgungssituation (Statistisches Landesamt, 2011): Am 31. Dezember 2010 gab es im Freistaat Sachsen 80 Krankenhäuser. Im Jahresdurchschnitt 2010 standen insgesamt 26.383 Krankenhausbetten zur Verfügung, das waren 114 aufgestellte Betten weniger als im Vorjahr. Für die Versorgung von jeweils 100.000 Einwohnern in Sachsen standen durchschnittlich 635 Betten zur Verfügung, ein Bett mehr als 2009. Betrachtet man die Krankenhäuser insgesamt, so befanden sich die meisten Betten in den Fachabteilungen Innere Medizin (8 863), Chirurgie (5 382), Psychiatrie und Psychotherapie (2 791) sowie Frauenheilkunde und Geburtshilfe (1 831). Damit entfielen 72 Prozent der Betten auf diese Fachabteilungen. An dieser Verteilung der Betten auf die genannten Fachabteilungen hat sich gegenüber den letzten Jahren nichts geändert.

In Dresden existierten im Jahr 2011 7 Krankenhäuser sowie 3 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen. In den Krankenhäusern wurden 3.570 Betten sowie in den 3 Vorsorge- und Rehabilitationseinrichtungen 144 Betten zur Verfügung gestellt (Statistisches Landesamt, 2011).

Im Jahr 2009 dauerte eine stationäre Behandlung im Krankenhaus durchschnittlich acht Tage, 2010 etwas kürzer (7,9 Tage). Die längste Verweildauer hatten die Fachabteilungen Kinder- und Jugendpsychiatrie (44,8 Tage), die Psychotherapeutische Medizin (38,7 Tage) sowie die Psychiatrie und Psychotherapie (22,3 Tage). Eine Behandlung in der Fachabteilung Augenheilkunde dauerte mit durchschnittlich 2,7 Tagen am kürzesten. Die Bettenauslastung betrug im Berichtsjahr 80,3 Prozent und ist gegenüber dem Jahr 2009 um 0,2 Prozentpunkte gestiegen. Die höchste Auslastung war mit 92 Prozent in der Fachabteilung Kinder- und Jugendpsychiatrie zu verzeichnen. Die niedrigste Auslastung hatte die Fachabteilung Kinderchirurgie mit 57,1 Prozent. In den 80 Krankenhäusern des Freistaates waren am 31. Dezember 2010 insgesamt 47.491 Personen beschäftigt, davon 36.780 Frauen (77,4 Prozent). Die Gesamtzahl der Beschäftigten hat sich zum Vorjahr um 660 Angestellte erhöht. Zur Behandlung der Patienten waren im Berichtsjahr 7 390 hauptamtliche Ärzte in den sächsischen Krankenhäusern beschäftigt, das waren 277 bzw. knapp vier Prozent mehr als 2009. Die Anzahl der Beschäftigten beim nichtärztlichen Personal ist von 2009 bis 2010 um ein Prozent auf 40.101 Personen gestiegen. Im Jahr 2010 wurden in Sachsens Krankenhäusern insgesamt 978.892 vollstationäre Behandlungsfälle erfasst, das waren 9 309 (ein Prozent) mehr als im Vorjahr. Damit musste statistisch gesehen fast jeder vierte Einwohner Sachsens 2010 ein Krankenhaus zur stationären Behandlung aufsuchen.

Weniger Zahnärzte und Kieferorthopäden

Der Versorgungsgrad mit an der vertragszahnärztlichen Tätigkeit teilnehmenden Zahnärztinnen und Zahnärzten ist in Dresden zwischen 2002 und 2008 von 123,6 Prozent auf 115,3 Prozent zurückgegangen (Statistisches Landesamt, 2010b). Im Jahr 2009 lag er bei 116,8 Prozent. Damit liegt Dresden im sächsischen Vergleich im Mittelfeld. Bei Kieferorthopäden ist der Versorgungsgrad in Dresden von 2002 103,7 Prozent auf 96,3 Prozent in 2008 gefallen und sinkt weiter (Statistisches Landesamt, 2010b). 2009 lag der Versorgungsgrad bei Kieferorthopäden in Dresden bei 94,6 Prozent (Statistisches Landesamt, 2010b).

Apotheken in Dresden

Zwischen 2000 und 2010 stieg die Zahl der öffentlichen Apotheken in Dresden von 105 auf 120, die Anzahl der Einwohner, die eine Apotheke versorgt, verringerte sich im gleichen Zeitraum von 4 684 auf 4 359 (Statistisches Landesamt, 2011f; Abbildung 32).
       

Pflegeeinrichtungen in Sachsen

Die Zahl der Pflegeeinrichtungen erhöhte sich aufgrund der gestiegenen Anzahl Pflegebedürftiger sowohl im stationären als auch im ambulanten Bereich. 2009 wurden in Sachsen 45.825 Pflegebedürftige stationär betreut, 1999 waren es 30.752. In Dresden gab es 2010 insgesamt 78 Pflegeeinrichtungen. Davon sind 57 Pflegeheime mit 235 Seniorenplätzen und 5.285 Pflegeplätzen. Die übrigen Einrichtungen sind Einrichtungen der Kurzzeitpflege mit 223 Plätzen bzw. der Tagespflege mit 320 Plätzen. Die Cultus gemeinnützige GmbH der Landeshauptstadt Dresden betreibt dabei 5 der Alten- und Senioreneinrichtungen.

Auf einen Beschäftigten einer stationären Pflegeeinrichtung in Sachsen kamen damit im Durchschnitt 1,46 Pflegebedürftige, 1999 waren es 1,61. Die Beschäftigten der zugelassenen ambulanten Pflegedienste betreuten 2009 insgesamt 37.087 Pflegebedürftige, durchschnittlich 2,2 je Beschäftigten. 1999 entfielen mit 29.971 betreuten Pflegebedürftigen durchschnittlich 2,9 auf jeden dort Beschäftigten (Statistisches Landesamt, 2011).

Im Vergleich mit allen Pflegebedürftigen haben stationär betreute oft höhere Pflegestufen, das betrifft insbesondere Pflegebedürftige in vollstationärer Dauerpflege. Hier wurden am Jahresende 2009 unter anderem 7.769 Schwerstpflegebedürftige (Pflegestufe III und Härtefälle) betreut. Weitere 6.384 Personen mit dieser Pflegestufe wurden im häuslichen Umfeld gepflegt, etwa die Hälfte davon (3.235 Personen) nahm dazu keine professionelle Hilfe in Anspruch. Ambulante Pflegedienste betreuten 3.149 Schwerstpflegebedürftige, in 1.504 Fällen davon übernahmen sie nur einen Teil der Pflege. 2.261 Personen befanden sich Ende 2009 in teilstationärer Pflege, fast alle davon in Tagespflege (Statistisches Landesamt, 2011).

Selbsthilfe in Dresden

Die Selbsthilfe stellt eine bedeutende Ergänzungsleistung im Gesundheitssystem dar. Sie hat ihre Vorläufer in den Emanzipationsbewegungen des 19. Jahrhunderts, insbesondere in der Frauen- und der Jugendbewegung. Seit den 1960er Jahren besteht die offene Selbsthilfe in Deutschland. Im Fokus der Selbsthilfe steht Förderung der aktiven und eigenverantwortlichen Rolle des mündigen Patienten. Mittlerweile wird die Selbsthilfe in Deutschland gesetzlich gefördert. Die Selbsthilfe ist in Gruppen bzw. Zusammenschlüssen von Betroffenen bzw. deren Angehörigen organisiert. Die Arbeit der Selbsthilfegruppen hat zum Ziel, gemeinsam Krankheiten zu bewältigen sowie Unterstützungsleistungen bei psychischen und sozialen Problemen zu bieten.

In Dresden hat sich eine vielseitige Selbsthilfelandschaft entwickelt. Dresden verfügt über eine kommunale Kontakt- und Informationsstelle für Selbsthilfegruppen (KISS) zur Unterstützung der Selbsthilfegruppen. Mehr als 200 Gruppen sind derzeit in der Stadt aktiv. Themen sind unter anderem chronische Erkrankungen und Gesundheitsförderung, psychische Probleme und Erkrankungen, Behinderungen, Sucht, Eltern und Kinder, Alter und Senioren sowie besondere soziale Situationen (KISS, 2011; Abbildung 35). Die meisten Gruppen gibt es im Bereich Gesundheit und chronische Erkrankungen sowie Sucht (KISS, 2011). Aber auch Selbsthilfe-gruppen, die Menschen mit psychischen Problemen Unterstützung und Hilfe bieten, sind mit über 15 Prozent vertreten.

Die Bedeutung der Arbeit der Selbsthilfegruppen wird auch darin deutlich, dass es seit 2000 zunehmend viele Bemühungen gibt, Selbsthilfegruppen zu gründen. Seit 2000 wurden durchschnittlich pro Jahr zehn bis elf Versuche unternommen Selbsthilfegruppen zu gründen. Zur Gründung kam es im Durchschnitt in acht bis neun Fällen (KISS, 2011; Abbildung 36).