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Gute Verträglichkeit und Wirksamkeit

Neue Medikamentengruppe für Arthritis auf dem europäischen Markt

 

Etwa 800.000 Menschen in Deutschland leiden unter rheumatoider Arthritis. Damit ist sie die häufigste chronisch-entzündliche Rheuma-Erkrankung. Unbehandelt führt sie zu Gelenkentzündungen, die eine Schwerbehinderung des Patienten und seine Berufsunfähigkeit zur Folge haben kann. Viele Rheuma-Medikamente wirken jedoch nur temporär oder schlagen beim Patienten gar nicht erst an.

 

Eine in der Europäischen Union neu zugelassene Wirkstoffgruppe verspricht Hoffnung. Auf der Vorab-Pressekonferenz anlässlich des 45. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) in Berlin erläutern Experten ihre Vor- und Nachteile und betonen die Notwendigkeit neuer Therapieformen in der Rheumatologie.

 

Erkrankt ein Patient an rheumatoider Arthritis, empfehlen Ärzte, innerhalb der ersten drei Monate mit einer Therapie zu beginnen, da den Gelenken ansonsten Gelenken nachhaltiger Schaden droht. „Doch nicht jeder Patient verträgt die zur Verfügung stehenden Mittel oder erfährt durch die Medikamente eine zügige Verbesserung des Befindens“, betont Professor Dr. med. Hanns-Martin Lorenz, Präsident der DGRh. So sei es ein großer Erfolg, dass aktuell zwei neue Medikamente in der EU zugelassen wurden, die auf den Wirkstoffen Tofacitinib und Baricitinib basieren.

 

Die Wirkung der neuen Medikamentengruppe besteht in der Hemmung spezieller Enzyme, den Janus-Kinasen 1 und 3, deren Überaktivierung dazu führt, dass Zellen ein abweichendes immunologischen Verhalten zeigen und dadurch Erkrankungen wie die rheumatische Arthritis entstehen. „Mit den neuen Wirkstoffen ist es gelungen, Entzündungsprozesse, die die Arthritis hervorrufen, auf zellulärer Ebene zu unterbinden“, erklärt Lorenz.

 

Klinische Studien belegen, dass die Medikamente bislang recht gut vertragen werden. „So sind diese Kinase-Inhibitoren die neuen Hoffnungsträger in der Rheumatologie – insbesondere für Patienten, bei denen auch die Biologika keine Wirkung zeigten,“ so Lorenz. Denn selbst die derzeit viel eingesetzten Biologika-Therapien schlügen nicht bei jedem Patienten an oder verlören mit der Zeit ihre Wirkung. Ein weiterer Vorteil: Sie können im Gegensatz zu Biologika in Tablettenform vom Patienten selbst eingenommen werden.

 

Der Stellenwert dieser neuen Therapie ist derzeit noch schwer einzuordnen. „Für Tofacitinib existieren bereits große Datenbanken aus den USA, Schweiz und Russland, wo der Wirkstoff schon länger zugelassen ist. Dadurch wissen wir zumindest, dass die Therapie ähnlich sicher ist wie die mit Biologika und kaum unvorhergesehene Nebenwirkungen auftreten“, sagt Professor Dr. med. Bernhard Hellmich, Tagungspräsident der DGRh und Chefarzt der Klinik für Innere Medizin, Rheumatologie und Immunologie an der Medius Klinik Kirchheim.

 

In der Rheumatologie gibt es bislang nur wenige Optionen, mit denen sich Patienten behandeln lassen können und viele Arzneimittel sind noch nicht zugelassen. Denn bis die Forschung beim Patienten ankommt, durchlaufen die Wirkstoffe etliche Jahre im Zulassungsverfahren. Daher ist die Entdeckung neuer Therapiestrategien für viele Tausend Patienten von großer Bedeutung. Seit den 1950er Jahren wird Cortison als Basismedikament verwendet und seither meist mit anderen Medikamenten, die fortwährend entwickelt werden, kombiniert. Biologika und nun auch die Signaltransduktionsinhibitoren sind die aktuell effektivsten Therapien gegen rheumatoide Arthritis. „Ärzte und Patienten sind stets darauf angewiesen, dass neue Wirkstoffe entdeckt werden, die den Patienten helfen, welche noch keine effektive Therapie genießen“, betont Hellmich. Auf der Vorab-Pressekonferenz in Berlin anlässlich des DGRh-Kongresses berichten Rheumatologen über aktuelle Forschungsergebnisse und die Therapie mit den neuen Wirkstoffen.