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Neue Medikamente zur Prophylaxe

Monoklonale Antikörper verhindern Migräneattacken 

 

Etwa jeder Zehnte in Deutschland leidet unter Migräne. Zur Vorbeugung der Anfälle stehen Patienten bisher oft Arzneimittel zur Verfügung, die sie täglich einnehmen müssen oder mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Müdigkeit und Gewichtszunahme einhergehen. Bei der Suche nach neuen Wirkstoffklassen sind jetzt sogenannte monoklonale Antikörper gegen den Botenstoff CGRP in den Fokus getreten. Sie könnten eine neue Ära in der Migränetherapie einleiten. Experten beziffern die Anzahl der Migräneanfälle in Deutschland auf täglich etwa 350000. „Neben Mitteln zur akuten Schmerzlinderung werden Arzneien zur Vorbeugung immer wichtiger“, sagt Professor Dr. med. Martin Marziniak, Chefarzt der Klinik für Neurologie am kbo-Isar-Amper-Klinikum München-Ost. Das sogenannte Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) überträgt Schmerzsignale und gilt als der wichtigste Botenstoff bei der Entstehung von Migräne Die monoklonale Antikörper sind immunologisch aktive Eiweiße, die im Körper zirkulieren. Sie erkennen eine bestimmte Oberflächenstruktur des Botenstoffs CGRP und des CGRP-Rezeptors, binden sich daran und blockieren somit die Weiterleitung des Migränesignals. Laut Dr. med. Uwe Reuter, Leiter der Kopfschmerzambulanz an der Klinik und Poliklinik für Neurologie der Charité Berlin, sind vier verschiedene monoklonale Antikörper an insgesamt ca. 1000 Patienten getestet worden. Alle vier Antikörper hätten zu einer Abnahme der Migräneattacken um 50 bis 75 Prozent. Nebenwirkungen seien dabei gleichermaßen häufig aufgetreten wie in den Placebo-Kontrollgruppen. „Wir stufen diese neuen Substanzen, die speziell zur Vorbeugung von Migräne entwickelt wurden, als erfolgreich und hoffnungsvoll ein“, betont Professor Marziniak. „Die Patienten nehmen die Antikörper nicht täglich ein, sie werden ein- oder zweimal im Monat injiziert“, so Marziniak. Bis zur Zulassung der neuen Medikamente könnten jedoch noch gut drei Jahre Vergehen.