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Der Mutige

Es bedarf einer gehörigen Portion Mut und Selbstbe­wusstsein, direkt nach der Wende seine Heimat zu­rückzulassen und aus Nordrhein-Westfalen in den Osten zu gehen. Doch Rechtsanwalt Thomas Börger sah die Chance - und nutzte sie. "Ich schrieb am Freitag mein Examen und fuhr am nächsten Tag in den Osten. Ich wollte schon immer Anwalt werden, es war einfach mein Traumberuf", erzählt er. Schon in der Schule war er Klassenan­walt. Sein ausgeprägter Gerechtigkeitssinn und die Freude am Beruf zeichnen ihn heute noch aus. "Es ist ein kreativer Beruf in dem man viel bewirken kann," erklärt der gebürtige Duisburger, der auch nicht vor langwierigen Prozessen zurückschreckt. Vor einiger Zeit vertrat er eine Frau, der aufgrund eines Fehlverhalten als 17-jährige gekün­digt wurde. Erst vor dem Bundesverfassungsgericht bekam sie Recht gesprochen und durfte zurück in ihren Beruf. Doch als Anwalt erlebt man auch immer wieder die negativen Seiten der Menschen. Beson­ders bitter war es für einen Mandanten und Vater von vier Kindern. Eines Tages, so erzählt Börger, machte ein Freund den Mann darauf aufmerksam, dass ihm nur eines seiner vermeintlichen vier Kinder ähnlich sehe. Es wurde ein Vaterschaftstest durchgeführt bei dem sich herausstellte, dass er nicht der Vater der anderen drei Kinder ist. "Seine Frau hatte ein Verhältnis mit ihrem Chef - über 20 Jahre lang." Für Börger war dies einer seiner bewegendesten Fälle. In all den Jahren hat er aber nie die Freude an seinem Beruf verloren. Im Gegenteil: "Es gibt immer sehr viele schöne Erlebnisse - besonders, wenn man Ver­fahren gewinnt. Als Familienanwalt sind gerade die Fälle wichtig, bei denen man einen als gerecht empfundenen Zustand wieder herstellt", so der Fachanwalt. Schließlich sollte es immer im Interesse der Eltern sein, im Fall einer Scheidung nicht die Kinder leiden zu lassen. "Man kann allerdings nicht immer gewinnen. Wer das behauptet, sagt nicht die Wahrheit. Häufig versuche ich, einen Vergleich bei den Parteien zu erreichen, damit man sich gar nicht erst vor dem Gericht treffen muss." Das ist dann meist im Interesse aller.