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Hermann Bühlbecker: Hermann und seine Schokoladenfabrik
Prof. Dr. rer. pol. Hermann Bühlbecker im Porträt
Elegant gekleidet, die langen, leicht gewellten Haare nach hinten gekämmt, gepfl egter, grauer Bart, schlank: So sieht man Professor Dr. Hermann Bühlbecker auf vielen Veranstaltungen und so tritt er auch bei unserem Treffen auf. Der 64-jährige Aachener leitet seit 1978 die Geschicke der Lambertz-Gruppe (seit 1992 als Alleingesellschafter), eines der größten Hersteller für Süß- und Backwaren in Deutschland. Was macht seinen Erfolg aus?
Als Familienunternehmer, sein Onkel (Karl F. Kittelberger) sorgte dafür, dass er 1976 eine Stelle als Assistent der Geschäftsleitung übernahm, sind ihm Werte wie Herkunft und Tradition sehr wichtig. Das Unternehmen war aufgrund seiner Spezialisierung auf Saisongebäck finanziell angeschlagen und musste kurze Zeit später noch einen Großbrand verkraften. Nach nur zwei Jahren übernahm Bühlbecker die gesamte Geschäftsführung von seinem Onkel. Dass die Lambertz-Gruppe auch heute noch ein Familienunternehmen ist, macht ihn stolz. "Wir stehen für Werte, für Familie, Tradition und regionale Verbundenheit", erklärt er. Auf die Frage, ob er zu Weihnachten mit der Familie noch Plätzchen macht, sagte Bühlbecker: "Wenn man so viel backt, wir haben über 30 Ofenstraßen, dann bemüht man sich, zu Hause nicht auch noch selbst zu backen. Vor allem merkt man dann irgendwann, dass man es selber gar nicht so gut kann, wie wir es in der Manufaktur oder Fabrik machen." Bühlbecker lässt sein Privatleben weitestgehend aus der Öffentlichkeit heraus. Seit einigen Jahren schon ist er mit seiner Frau Zahra zusammen. Dass die Lambertzgruppe viel Wert auf regionale Herkunft liegt, hängt auch mit dem Geschäftsmodell zusammen. "Food-Business ist Local- Business", sagt Bühlbecker. "In Westdeutschland isst man Printen, in Ostdeutschland Stollen und in Bayern, da isst man besonders gerne Lebkuchen." Er selbst stammt aus dem tiefen Westen: Aachen. Doch schon nach dem Abitur zog es Bühlbecker nach Bayern. Als Sohn eines Architekten studierte er BWL in Erlangen und Nürnberg. Schon damals spielte er leidenschaftlich Tennis und konnte sich sogar sein Studium damit finanzieren. Sein erstes Auto kaufte er sich von dem Geld, das er als Tennistrainer verdiente. Auch das Studium finanzierte er mit den Prämien seiner aktiven Zeit. Heute ist Tennis nur noch Hobby, wie er Disy gegenüber gesteht: "Heute spiele ich noch in der Nationalmannschaft - allerdings nur in meiner Altersklasse. Es ist nach wie vor eine große Leidenschaft meinerseits." Regelmäßiger Sport ist auch das Geheimnis seiner schlanken Statur, die er trotz seiner zweiten Leidenschaft - Süßigkeiten - inne hat. Auch seine Firma ist im Tennissport involviert. "Wir sponsern zum Beispiel Philipp Kohlschreiber", erzählt der Süßwarenhersteller. Der Erfolg seines Unternehmens, (3.500 Mitarbeiter, 585 Millionen Euro Umsatz 2013/14, über 20 Süßwarenhersteller im Portfolio) ist ihm nicht zu Kopf gestiegen. Im Gegenteil, schließlich ging es der Lambertz-Gruppe nicht immer so gut wie heute. "Am Anfang hatten wir kein Geld für Werbung. Also veranstalteten wir Events. Wir wollten, dass die Kunden unsere Produkte mit Geschichten verbinden - Lifestyle und Genuss", so Bühlbecker. Diese Taktik hat den Süßwarenhersteller gerettet und noch erfolgreicher gemacht. Jetzt sieht man den Alleingesellschafter neben Promis wie Heidi Klum, Bill Clinton, Dita Van Teese und Antonio Banderas. Einige Stars, wie zum Beispiel Chris de Burgh oder Elton John, zählt er zu seinen Freunden - auch wenn er das Wort Freundschaft lieber relativiert: "Ich bin vorsichtig mit dem Wort Freundschaft. Es wird gerade in Promi-Kreisen inflationär gebraucht." Für die Lambertz-Gruppe sind die Auftritte des Chefs gute PR. Dennoch kommt seine eigentliche Arbeit nicht zu kurz. Seine Firma ist wie eine Familie für den Unternehmer - Freizeit und Arbeit gehen da schon mal fließend ineinander über. Da verwundert es nicht, dass sich Bühlbecker wünscht, dass seine Tochter irgendwann ebenfalls ins Unternehmen einsteigt. Bekannt ist Bühlbecker auch für sein soziales Engagement. Er unterstützt die American Foundation for AIDS Research, die Deutsche AIDS-Stiftung, die Clinton Foundation, die Welthungerhilfe und vieles mehr. 2009 gründete Bühlbecker die Afghanistan-Initiative, die in Zusammenarbeit mit dem deutschen auswärtigem Amt jungen Afghanen ermöglichte, eine Bäckerlehre zu absolvieren. Aufgrund seines Engagement wurde ihm 2004 das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.