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Mit Hollywoodstar Tom Hanks auf einen Latte

Die Porzellantasse hat er sich extra bestellt, obwohl in diesen Tassen sonst nur Schokolade gereicht wird.
Ein paar Sonderwünsche werden schon erfüllt, wenn man der erfolgreichste Schauspieler Hollywoods ist und einer der bekanntesten Stars der Welt. Tom Hanks (55, „Forrest Gump“) verbringt ganze Nachmittage in Dresden, schlendert durch die Stadt, geht shoppen, in die Karl May-Bar, ins Museum – unglaublich, aber wahr. Heute ist der Star auf einen Latte und auf einen Plausch ins „Einstein“ gekommen.
Auch Café-Chefin Vicky Hermet-Schleicher (32) ist begeistert und strahlt über das ganze Gesicht. „Ich habe Sie trotz Ihrer Sonnenbrille gleich erkannt“, erklärt sie. Hanks lacht. Er ist entspannt, lehnt sich zurück und erzählt über sein Riesenprojekt, für das er in Dresden, im Elbsandsteingebirge und in Berlin zu Gast ist. „Wolkenatlas“ heißt der Streifen, der teuerste deutsche Film aller Zeiten. Rund 160 Millionen Dollar kostet die Produktion.
Hanks spielt in dem Film, der auch in Babelsberg gedreht wird, die Rolle des Londoner Arztes Dr. Henry Goose. Hollywood-Schönheit Halle Berry und Schauspieler Hugh Grant sind auch mit dabei. Halle Berry und Hugh Grant wohnen in der „Elbresidenz“ in Bad Schandau, Hanks gleich hier nebenan im Kempinski Hotel Taschenbergpalais. Tom Hanks hatte auch erst in Matthias Opitz´ „Elbresidenz“ in einer gemütlichen Suite mit Blick auf die Elbe übernachtet. Ruhig war es da. Entspannend. Die meiste Zeit hatte Tom Hanks in der Lobby gesessen und sich mit seinem neuen IPad2 beschäftigt. Grüße von der Enkelin, E-Mails. Das Übliche. Doch Tom Hanks wollte auch etwas vom berühmten Dresden sehen, und so zog er ins Kempinski um, während seine Kollegen in Bad Schandau blieben.
Vom Taschenbergpalais aus unternahm Weltstar Tom Hanks seine Spaziergänge. So ist er zum Beispiel über die Carolabrücke geschlendert und hat auf dem Flohmarkt einige DDR-Erinnerungsstücke gekauft.
Ein junger Mann, verantwortlich für die Sicherheit des Hollywoodstars, folgt ihm auf seinen Spaziergängen und sitzt auch heute vorm Café Einstein mit am Tisch. Der Sicherheitsmann und eine persönliche Sekretärin reisen mit Tom Hanks.
Sie kümmert sich um das Organisatorische, er überprüft in den Hotels Zufahrten, Räumlichkeiten und schützt den Star in der Öffentlichkeit.
Geschützt wird Hanks auch von der Produktionsfi rma. „Closed set“ ist der Status. Keine Informationen dürfen während der Dreharbeiten nach außen dringen, keine offi ziellen Pressetermine sind geplant. Entgegen seiner ganzen Encourage ist Tom Hanks selbst aber sehr aufgeschlossen, freundlich und entspannt. Er schwatzt unbekümmert und freut sich, dass die Dresdner so nett mit ihm umgehen.
Seine vier Kinder hat Tom Hanks nicht mit nach Dresden gebracht. Anders als Halle Berry, die ihre Tochter (wie fast immer) mit dabei hatte.
Doch einen Arzt haben beide Hollywoodstars gebraucht. Hanks wegen einer Erkältung, Berry wegen ihres gebrochenen Fußes. „Alles wieder in Ordnung“, signalisiert Hanks.
Der Schauspieler lacht viel und gern. Auch die Sache mit der Schreibmaschine war amüsant. Keiner wusste so recht, woher das Gerücht kam, das in Dresden die Runde machte und durch die Medien ging, dass er Schreibmaschinen sammeln würde. Zwar besitzt er wohl eine „Erika E/10“. Aber eine direkte Sammlung gäbe es nicht. Nun wissen die Hoteliers gar nicht, was sie mit den vielen von Dresdnern für ihn abgegebenen Schreibmaschinen machen sollen. Die Leute vom DDR-Museum in Radebeul, das Hanks besuchte, lachten auch amüsiert. Von einem geheimen Treffen zur Übergabe einer Erika-Schreibmaschine an einen unbekannten Mittelsmann wurde erzählt.
Wer genau hat das geglaubt?

Tom Hanks sitzt immer noch in der Herbstsonne und nippt an seinem Latte. Ohne Zucker trinkt er ihn. So wie er stets auf seine Ernährung und seinen Blutzuckerspiegel achtet. Er trinkt kaum Alkohol (nur dunkles Bier), raucht nicht und lebt angeblich recht gemütlich mit seiner Frau Rita Wilson in Kalifornien. Dort fährt er ein cooles grünes Elektroauto, geht am Strand von Santa Monica spazieren, im Brentwood Park walken, angeblich regelmäßig in die Kirche und auch hin und wieder einkaufen.
„Und ich trinke oft und gern einen Coffee to go“, sagt er und lobt die reichliche Auswahl im Dresdner Cáfe Einstein. Er fachsimpelt mit Vicky Hermet-Schleicher über die vielen Kaffeesorten und über die Vorzüge von handgelesenem und gut geröstetem Kaffee. Außer für Kaffee hat Tom Hanks auch ein Faible für die DDR-Geschichte, denn neben den Dreharbeiten für „Wolkenatlas“ nutzt der Hollywoodstar die Zeit in Ostdeutschland auch für die Recherche für sein ganz besonderes Lieblingsprojekt – die Geschichte von Dean Reed. Hanks will einen Film über das Leben des US-amerikanischen Sängers und Schauspielers drehen, der in der DDR lebte und 1986 unter ungeklärten Umständen im Zeuthener See ums Leben kam. Hanks traf sich deshalb schon mit Reeds erster Frau, der Schauspieleragentin Wiebke Reed, mit Reeds Witwe Renate Blume-Reed und dem ehemaligen SEDGeneralsekretär und DDR-Staatsratsvorsitzenden Egon Krenz. Zwischendurch sah es so aus, als hätte Hanks den Film aus den Augen verloren.
Doch erst kürzlich habe er mit Geschäftsleuten und Freunden gesprochen, die der Meinung waren, dass Reeds Leben ein guter Stoff für einen Film wäre. Aber auch für Hollywoodstars ist es in der heutigen Zeit schwer, genug Geld für aufwendige Produktion aufzutreiben. Der Film „Larry Crown“, für den Hanks selbst als Co-Autor das Drehbuch geschrieben hat, Regie führte und neben Julia Roberts die Hauptrolle spielte, hat gezeigt, wie schwer die Finanzierung von großen Projekten im Moment ist.
Aber Hanks´ Dean-Reed-Film kommt bestimmt, denn sein Interesse für die DDR-Vergangenheit ist groß. Den Dokumentarfilm „The Red Elvis“ hat er sich schon angesehen und Schauspielerkollege Armin Mueller-Stahl (übrigens ein Onkel von unserem SemperOpernball-Organisator Hans-Joachim Frey) hat er auch dazu befragt. Armin Mueller-Stahl soll erstaunt gewesen sein, wie viel Hanks von Dean Reed, aber auch zum Beispiel von Christa Wolf gelesen hat. Kein Wunder, dass dem zweifachen Oskargewinner Hanks der Besuch im DDR-Museum ganz besonders gefallen hat.
„Eine faszinierende Zeitreise in die Vergangenheit“, fasst er seinen Besuch zusammen. Doch auch die aktuellen Themen interessieren den Hollywood-
Star. In seinem Larry Crown“-Film spielte er einen Helden, der sich neu erfinden muss, der mit 55 Jahren plötzlich arbeitslos wird, sein Haus verliert
und nochmals die Schulbank drücken muss. „Durch die Wirtschaftskrise hat diese Geschichte natürlich einen ganz neuen Stellenwert bekommen“,
äußerte sich Hanks zum Film. „Larry besitzt ein Haus, das er sich nicht leisten kann. Die Schulden sind längst höher als sein eigentlicher Wert.
Genauso wie es vielen Amerikanern geht. Diese Realität verwirrt uns zunehmend,
aber wir müssen uns ihr stellen.“
Genussvoll beißt der doppelte Oscargewinner auf seinem Café-Platz auf dem Dresdner Altmarkt, gleich neben „Silbermann“ und dem Kulturpalast,
von seinem Butter-Croissant ab. Er genießt. Nicht nur das leckere Gebäck des Café Einstein, sondern auch seine neue Freiheit. Seine vier Kinder sind
jetzt aus dem Haus, und er hat mit seiner Frau Rita. noch viele Pläne. Gesund und fit bleiben, das wünscht er sich. Sein Motto, das er aus seinem
Larry Crown – Film zieht: „Man muss immer an sich selbst glauben!“ Und wir glauben an Tom Hanks und freuen uns auf den „Cloud Atlas“, den
Film, der im nächsten Herbst in die Kinos kommen soll.
Anja K. Fließbach