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Uwe Herrmann, Modeschöpfer und Designer der Debütantinnen-Kleider

Sie entwerfen und nähen die Kleider für die Debütantinnen. Ein Traumjob? Herrmann: Auf jeden Fall viel Arbeit. Ich kam dazu im Jahr des ersten Balls, weil die Veranstalter rote Kleider für die Debütantinnen suchten. Da gab es in Dresden nicht so viel Auswahl. Ich hatte damals in meinem Geschäft 150 rote Kleider. Das war mein Einstieg.

Am Anfang lief alles noch etwas durcheinander?
Herrmann: Zum ersten SemperOpernball trug das Mädchen mit einer 48er Konfektionsgröße ein Organza-Kleid in dunklem Bordeaux und das Mädchen mit 32er Konfektionsgröße ein feuerrotes Kleid. Der Kontrast wirkte in dem Umfeld nicht unbedingt harmonisch. Also versuchten wir eine Harmonie zu fi nden. Erst war ich skeptisch, weil mein Ziel war, Geld zu verdienen. Wenn normale Kunden bei mir ein Debütantenkleid kaufen, verdiene ich daran. Aber jetzt bin ich Sponsor und verdiene nichts mehr.

Warum machen Sie es dann?
Herrmann: Weil ich mit Leib und Seele Dresdner bin. Ich habe hier meine Wurzeln.

Wie lange arbeiten Sie an den Kleidern?
Herrmann: Wenn der Ball zu Ende ist, sitze ich bereits im Februar mit Sabine und Tassilo Lax zusammen, und wir machen uns Gedanken über das neue Kleid. Zuerst bestimmen wir Farbe und Stoffe. Ich orientiere mich an den Stoffmessen in Paris und Indien. Dort werden für Prêt-à- Porter, für Haute couture und New York exklusiv Stoffe gezeigt. Danach folgt der Schnitt.

Was ist dabei zu beachten?
Herrmann: Na zum Beispiel haben wir uns festgelegt, dass wir nach dem opulenten Schnitt vom letzten Mal ein minimalistisches Kleid machen. Aber minimalistisch bedeutet: Eine Frau mit einer großen Oberweite und eine Frau mit einem großen Po muss da trotzdem reinpassen. Ich muss einen minimalistischen Schnitt von der 32er- bis zur 48er-Größe realisieren. Wenn die Frauen nebeneinander stehen, muss das noch gut aussehen. Im Juni lasse ich den Stoff färben, zeige die Stoffprobe und die ersten Entwürfe dem Verein. Da wir bei einem schmalen Kleid kein Diadem nehmen können, kriegen die Mädchen ein rundes Krönchen. Das ist reine Handarbeit.

Kreieren Sie auch den Schmuck?
Herrmann: Ja. Dieses Mal sollten die Debütantinnen wie Königinnen aussehen. Die Idee der Krone kam von Sabine Lax. Ich habe sie gezeichnet, setzen lassen und produziert. Im August hatte ich die Musterkrone fertig, und im September die Kleider fertig genäht. Wir machen dann zwei Castings - im Oktober und im November. Da sind 160 Kleider genäht. Wenn dann noch welche fehlen, nähe ich die nach.

Warum sollten junge Leute Debütanten werden?
Herrmann: Ich kann den jungen Menschen nur dazu raten: Nehmt diesen kulturellen Rahmen in die nächste Etappe mit hinüber. Sonst haben wir irgendwann nichts mehr. Das begreifen viele nicht. Solche Bälle sind wichtig, die Traditionen gehen hinüber in die nächste Generation. Ich bin sicher, wenn es den Opernball in hundert Jahren noch gibt, wird das Enkelkind von einer Debütantin defi nitiv auch Debütantin werden, weil die Oma das Kleid, das Diadem, die Krone oder was auch immer vererbt hat.