• November 10, 2022
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Auch Powerfrauen müssen mal inne halten, weiß Dr. Katja Scarlett Daub, Inhaberin der Apotheken am Hauptbahnhof und auf der Haupstraße, aus eigener Erfahrung.

 

Wollten Sie schon immer die Beste sein?

Dr. Daub: Ich will meine Aufgaben bestmöglich erledigen, ja. Privat sieht das anders aus. Ich brauche nicht das größte Auto, um glücklich zu sein.

Woher kommt der Drang zur Superlative?

Dr. Daub: Das ist kein Drang zur Superlative, sondern zur Optimierung. Das erfordert oftmals großes Durchhaltungsvermögen. Ich habe gelernt, mich durchzubeißen, nicht gleich aufzugeben, auch wenn es mal schwierig wird. Das ist etwas, was ich bei vielen jungen Menschen heute vermisse –  wenn es nötig ist, die Zähne zusammenzubeißen.

Ich habe das früher beim Sport gelernt. Vielleicht hat auch meine Zeit im Kinderheim mit dazu beigetragen, mich zu behaupten, stets meinen Weg zu gehen, voranzukommen und nicht aufzugeben.

Das klingt nach einer schlimmen Zeit…

Dr. Daub:  Nein, gar nicht. Mit vier Jahren wurde ich adoptiert. Gerade deswegen haben mir meine Eltern dieses Fordern und Fördern stets mitgegeben.

Ist das auch Ihre Philosophie im Umgang mit Ihrem Team?

Dr. Daub: Ich habe in den Apotheken fast ausschließlich mit Frauen und ihren Mentalitäten zu tun. Das Führen eines Frauen-Teams empfinde ich als echte Herausforderung. Sie haben andere Ansprüche als Männer. Während man bei Männern auch mal auf den Tisch hauen kann und sagen: „Ey, es reicht - lass mich in Ruhe“, muss ich bei Frauen – auch wenn ich innerlich explodiere -  nett bleiben. Das empfinde ich als sehr anstrengend. Ich bin durchaus empathisch und versuche, immer für mein Team da zu sein, wenn jemand Hilfe oder Unterstützung braucht. Manchmal fällt es mir zugegebenermaßen schwer, die an mich herangetragenen Probleme als solche zu bewerten, aber ich versuche, sie ernst zu nehmen. Die große Herausforderung ist, die Balance zwischen Milde und Strenge zu finden – das kennen sicher auch alle Eltern bei Konfliktsituationen mit ihren Kindern. Grenzen müssen aufgezeigt werden

Da darf man sich dann auch nicht verbiegen?

Dr. Daub: Genau. Ich fordere viel. Dabei weiß ich natürlich, dass ich meine persönlichen Ansprüche an mich selbst nicht automatisch auf andere projizieren darf.

Ist Ihr Gegenüber aufgrund Ihres hohen Anspruches manchmal überfordert?

Dr. Daub: Das glaube ich nicht. Ich bin sehr diszipliniert. Wenn ich einen Fehler gemacht habe, bügle ich ihn wieder aus. Ich kann aber genauso um Hilfe bitten, wenn ich an meine Grenzen komme. Primär versuche ich, es alleine zu meistern. Das ist dann mein Anspruch.

Hatten Sie während Ihrer Laufbahn immer ein bestimmtes Ziel vor Augen?

Dr. Daub: Ja, mein Ziel ist, selbstbestimmend zu sein. Natürlich bin ich meine eigene Chefin, aber dennoch muss ich im Alltag viel Fremdbestimmung durch Banken, Behörden, Gesetzgeber oder durch Personalangelegenheiten akzeptieren

Ist Selbstbestimmung eine Hauptmotivation?

Dr. Daub: Ich bin gern unabhängig. Aber nicht als Lebensziel. Es ist mir wichtig, Dinge abzuschließen. Ich möchte gern hinter existenziellen Aufgaben einen Haken machen. Ich freue mich, wenn die „Hausaufgaben“ erledigt sind und Zeit zur freien Verfügung vor mir liegt.

Haben Sie Angst vor dem Älterwerden?

Dr. Daub: Nein, überhaupt nicht. Ich habe Respekt davor, aber keine Angst. Ich glaube, wenn man an die eigene Gesundheit denkt, seine Grenzen kennt und diese wahrnimmt und für sich die nötigen – manchmal auch nur kurzen - Pausen einfordert, ist viel gewonnen. Gesund zu sein, ist die beste Voraussetzung, um Krisen zu bewältigen.

Ihr Rat ist also, immer auf das persönliche Wohlbefinden zu achten?

Frau Daub: Ja natürlich. Es reicht, eine kleine Balance zu schaffen. Man darf nicht leichtfertig werden in Bezug auf die Gesundheit. Wenn ich es auf der einen Seite übertreibe, muss ich auf der anderen Seite wieder ausgleichen.

Leben Sie selbst nach dieser Regel?

Dr. Daub: Sicherlich. Gerade, wenn ich weiß, ich brauche Zeit für mich, dann bin ich auch konsequent. Ich habe wenig Freizeit, doch wenn ich mir frei nehme, ist auch das Telefon aus und ich möchte nicht gestört werden.

Das klingt sehr weise. Haben Sie immer alles im Griff?

Dr. Daub: Nein. Es wäre anmaßend, das von sich zu behaupten. Natürlich holt mich manchmal der Alltag ein und ich werde dünnhäutig und komme an mein Limit. Ich bin auch nur ein Mensch, habe schlechte Tage und werde vielleicht mal zickig.

Also darf man auch mal schlecht gelaunt sein?

Dr. Daub: Natürlich. Dabei darf man nur nicht unfair werden. Manchmal ist es keine wirklich schlechte Laune, sondern das Gefühl, dass es zu viel wird. Das Pensum ist manchmal schon enorm. Wirklich ärgerlich werde ich, wenn ich nach außen ehrlich kommuniziere, dass mein Zeitbudget erschöpft ist und Zeitdiebe dies regelrecht ignorieren.

Sind Sie streng?

Dr. Daub: Ja und nein. Einerseits bin ich sehr streng, andererseits manchmal zu mild, denn Konsequenz kann auch sehr anstrengend sein. Da lasse ich dann auch mal was durchgehen, obwohl ganz klar ein Regelverstoß vorliegt. Auch hier ist die Balance wichtig.

Was haben Sie vom Leben gelernt?

Dr. Daub: Vor allem habe ich gelernt, dass das soziale Netzwerk sehr wichtig ist. Inbegriffen sind da natürlich auch Familie, Freunde, Kollegen und Geschäftspartner. Die eigenen Grenzen erkennen und, wenn Hilfe benötigt wird, um Unterstützung bitten und diese auch annehmen, das ist wichtig. Genauso selbstverständlich ist es aber auch, für andere da zu sein.

All diese Erkenntnisse vereinen Sie in der erfolgreichen Führung Ihrer Apotheken. Wie stellen Sie sich da die Zukunft vor? Wird es Änderungen geben?

Dr. Daub: Definitiv. Das Arbeitspensum und einige Inhalte und Schwerpunkte meines Unternehmens werde ich ändern. Mein aktuelles Projekt „Die Superschnelle Logistik“ möchte ich vorantreiben. Der Grundgedanke dahinter: „Wir sind schneller als das Internet.“

Das ist aber mal eine Ansage...

Dr. Daub: Man kann selbstverständlich das Internet nutzen, um uns zu finden. An Sonn- und Feiertagen ist unsere Vorort-Verfügbarkeit und Lieferfähigkeit in Sachsen einzigartig. Das ist gerade bei Notfällen und besonderen Arzneimitteln wie Betäubungsmitteln sehr relevant und die Patienten, Angehörigen, aber auch die verordnenden Ärzte sind dankbar, unsere Logistik zu nutzen. In Dresden hat die Bahnhof-Apotheke die längsten Öffnungszeiten (täglich bis 22 Uhr – auch an allen Sonn- und Feiertagen). Die Erreichbarkeit aller drei Filialen ist sehr gut. Zudem werden wir auch an Sonn- und Feiertagen vom Pharma-Großhandel beliefert. Wir bieten also täglich gute Erreichbarkeit und Lieferfähigkeit. Wir sind glücklich, wenn der Kunde mit einem Lächeln die Apotheke verlässt.