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Fastnacht oder Karneval – ein deutscher Brauch
Karneval wird überwiegend im Rheinland gefeiert. Bekannte Umzüge finden in Düsseldorf, Köln und Mainz statt. Aber auch in anderen Bundesländern Deutschlands und in Österreich und der Schweiz wird dieses Fest gefeiert – allerdings heißt es dort dann „Fasching“ oder „Fastnacht“.
Fastnacht oder Karneval?
Bereits im 13. Jahrhundert fanden die ersten Karnevalszüge statt und ein König wurde gewählt. Die sogenannten drei „tollen“ Tage fanden von jeher am kleinen „Fastabend“ (Weiberfastnacht) und am folgenden Sonntag sowie am Karnevalsdienstag statt. Der Rosenmontag kam erst im Jahr 1823 hinzu, als Köln an diesem Tag erstmalig auch einen Karnevalsumzug am Montag einführte – den sog. „Rosenmontagszug“. Der Gesamtumsatz der Gastronomie beträgt allein in Köln pro Jahr und Karnevalszeit 165 Millionen Euro.
In Österreich und in der Schweiz heißt der Karneval wie im süddeutschen Raum „Fastnacht“. An diesen Tagen ziehen die Menschen mit Masken durch die Straßen, um den anderen Menschen Angst einzujagen. Einige Gestalten tragen Peitschen oder Glocken und machen viel Lärm, andere erscheinen als Hexen mit ihrem Besen.
Ursprünglich wollte man mit diesem Brauch den Winter und die bösen Geister, die Ernte und Wachstum bedrohten, vertreiben und stattdessen die guten Geister, die den Frühling bringen, anlocken. Der alte Brauch dient heute ausschließlich dazu, den Menschen Spaß zu bringen.
Im Rheinland hingegen wird der Karneval vollkommen anders gefeiert: Nachdem der Krieg mit Frankreich vorbei war, fanden in Köln wieder die ersten Festumzüge statt. Noch heute tragen die Menschen die Kleidung, die damals getragen wurde – Soldatenuniformen und schöne Kostüme. Diese Kostüme wurden früher geschneidert, heute kann man sie u.a. bei Ottoversand.at kaufen.
Die rheinische Karnevalszeit beginnt alljährlich am 11. November mit den Karnevalssitzungen. Im Frühling geht es dann richtig los und überall auf den Straßen oder Festen begegnet man kostümierten Menschen. Höhepunkt ist dann der große Umzug am Rosenmontag, auf dem sich viele geschmückte Wagen aneinanderreihen und von verkleideten und fröhlichen Menschen begleitet werden. In den Hochburgen des Karnevals sind an diesen Tagen die Schulen und Geschäfte geschlossen.
Am sogenannten Aschermittwoch ist dann alles wieder vorbei und der Karneval endet. Danach beginnt zur Vorbereitung auf das Osterfest die Fastenzeit, welche aber heute nur noch von wenigen Menschen eingehalten wird. Diese Zeit, in der auf bestimmte Genuss- und Nahrungsmittel verzichtet werden muss, war früher für die Menschen erträglicher, wenn sie zuvor ausgiebig feiern konnten.
Die typischen Bräuche an Karneval sind regional unterschiedlich
Um den Fastnachtbeginn zu demonstrieren, gibt es verschiedene Bräuche, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. Häufig wird eine Strohpuppe verwendet, die für das Synonym des Karnevals steht. Diese Strohpuppe wird entweder aus einem inszenierten Grab geholt, aus einem Brunnen gezogen oder vor der Stadt abgeholt – die Fastnacht wird sozusagen „ausgegraben“. Nach dieser Auferweckung wird meistens die erste Karnevalsrede abgehalten, bei der es mit dem Singen von Karnevalsliedern und Schunkeln feucht-fröhlich zugeht. In der Regel wird das Fastnachtserwecken am 11. November durchgeführt. In Süddeutschland wird zu Fastnachtsbeginn an Weiberfastnacht ein Narrenbaum ausgestellt, der die Narrenfreiheit anzeigt.
Beim sogenannten Narren- oder Rügengericht wird ein „Angeklagter“ vorgeführt und muss sich dort wie in einer richtigen Gerichtsverhandlung verteidigen. Auch Zeugen werden vernommen und zum Schluss ein Urteil verkündet. Bei der symbolischen Schlüsselübergabe im rheinischen Karneval wird die Machtübergabe an die Narren signalisiert. In der Regel erfolgt diese an Weiberfastnacht im Rathaus an die Frauen oder an den Karnevals-Prinzen.
Die Karnevalssitzungen gibt es erst seit Beginn des 19. Jahrhunderts. Zunächst waren ausschließlich Männer zu dieser Mitgliederversammlung zugelassen. Bei diesen Zusammenkünften wurden amüsante Reden gehalten und freche Lieder gesungen. Gleichzeitig wurde gutes Essen, Wein und Bier genossen. Später wurde die Rolle des Redners wichtiger, der Vortragsort wurde zur „Bütt“ und somit der Vortragende zum Büttenredner. Eingeleitet wurde diese Sitzung vom Elferrat, der mit einer Narrenkappe versehen den Vorstand der Karnevalssitzung übernahm und die Jakobiner verspottete. Später entstanden dann spezielle Frauensitzung und Frauen wurden auch zu den anderen Sitzungen zugelassen.