- 4681 Aufrufe
Birgit Rösler lässt individuelle Welten entstehen
Was haben vier Tonnen Glas am Empfang, die Silhouette eines Bergsteigers an der Wand und Pfosten, die wie Leuchttürme aussehen, gemeinsam? Entworfen und umgesetzt wurden sie von Innenarchitektin Birgit Rösler. Wir trafen sie zum Gespräch über individuelle Lösungen, Psychologie und Handzeichnungen.
Hell und gemütlich sind die Räume des kleinen Cafés in der Dresdner Neustadt. An der Decke hängen große Kronleuchter, die Wände sind mit Spiegeln verkleidet, die Stühle und Bänke bestehen aus dunklem Holz und sind mit gelben Bezügen gepolstert. In einem abgetrennten Séparée lädt ein Kamin zum Verweilen ein. Die Inneneinrichtung stammt aus der Feder der rösler projekt GmbH. „Das Café habe ich vor acht Jahren gestaltet“, erzählt Geschäftsführerin Birgit Rösler – und das knappe Jahrzehnt sieht man der Inneneinrichtung nicht an. Moderne Zeitlosigkeit ist ein Merkmal ihrer Arbeit.
Ab 2000 war die Dipl.-Ing. für Hochbau freiberufliche Inneneinrichterin. Vor drei Jahren gründete sie ihre eigene GmbH, da immer mehr Kunden den Wunsch an sie herantrugen, die Projekte von Anfang bis Ende zubegleiten. „Jeder Kunde bekommt von mir eine individuelle Lösung, angepasst an seine Wünsche, die Räumlichkeiten, das Budget und natürlich die Funktion der Räume“, erzählt die blonde Frau. Ihr Ziel ist dabei immer, ein Ambiente zu schaffen, das den Träumen des Kunden von einer individuellen Lebenswelt sowohl emotional als auch funktional zusagt. Vom Parkett über die Möbel bis zur Deckengestaltung: Bei Birgit Rösler kommt alles aus einer Hand.
Die Einrichtungsideen kommen ihr meist schon, wenn sie die Räume betritt. „Natürlich muss ich ein Gespür dafür entwickeln, wie ich den Kunden begeistern kann. Ein bisschen Psychologie gehört dazu.“ Viele Gespräche, ein Blick auf den Grundriss, eine Ortsbegehung – schon sprudelt sie vor Ideen. In ihre Überlegungen fließen nicht nur die zukünftigen Aufgaben der Räume mit ein, auch die Lichtstimmung und die Lage spielen eine Rolle.
Ihre ersten Vorstellungen hält sie mit Pinsel und Wasserfarbe fest. „Ich arbeite sehr gerne mit Handskizzen. Die kommen auch bei den Kunden immer gut an“, erzählt sie. Anschließend erstellt sie eine A2-große Materialcollage auf der der Kunde die Farbgebung, erste Entwürfe für Möbel, Skizzen und natürlich auch 3D-Bilder der späteren Räume sehen kann. „Heute geht es nicht mehr ohne 3D-Programm. Theoretisch kann ich darin bis zum Sofakissen alles gestalten. Das ist aber nicht immer sinnvoll“, weiß Birgit Rösler. Denn die Projekte wachsen bis zum Schluss. Immer wieder kommen neue Ideen hinzu, die eingebracht werden. Am liebsten verwendet sie natürliche Materialien. Doch diese sind nicht immer möglich. Bei Arztpraxen etwa muss sie sich an Hygienevorschriften halten. „Dafür kann ich mich dann in den Warteräumen oder am Empfang ausleben. Schließlich sind das die Orte, an denen sich die Patienten und Angestellten wohlfühlen sollen“, erzählt sie. Das optisch Ansprechende mit dem Nützlichen zu verbinden, ist ihre wichtigste Aufgabe. Gerade in der Gastronomie muss die Einrichtung immer praktisch sein. Mit einem schwer zu reinigenden Teppich im Eingangsbereich tut sich kein Gastronom einen Gefallen. „Am Ende müssen sich meine Ideen in der Praxis bewähren, sonst ist der Kunde unzufrieden.“ Das gilt nicht nur für den Boden, auch bei den Bezügen und der Beleuchtung setzen immer mehr Kunden auf Nachhaltigkeit.
Ihr Lieblingsobjekt? „Ich verliebe mich eigentlich immer in das aktuelle Projekt. Da bin ich immer sehr schnell mit dem Herzen dabei.“ Dann passiert es auch, dass ihr in der Nacht noch Ideen kommen, die umgesetzt werden sollen. Dementsprechend wechselt auch ihr Stil von Kunde zu Kunde – jedes Mal sind andere Lösungen gefragt.
Übrigens gestaltet sie auf Wunsch auch Privaträume. Meistens dann, wenn die Geschäftskunden so zufrieden mit ihrer Arbeit waren, dass sie auch in den eigenen vier Wänden eine Veränderung wünschen. Gerade hier, aber nicht nur, hat der Kunde ein entsprechendes Mitspracherecht. „Wenn es ins Konzept und Budget passt, lassen sich auch außergewöhnliche Dinge realisieren. Es darf auch etwas Verrücktes sein.“ Wie lange Rösler für die Umsetzung braucht, ist unterschiedlich. Manchmal müssen Projekte in acht Wochen abgeschlossen werden, manchmal dauert es Monate – zum Beispiel, wenn die Möbel individuell angefertigt werden. Dafür arbeitet sie mit entsprechenden Zulieferern zusammen. Selbstverständlich kommen auch mal Möbel von der Stange zum Einsatz, jedoch nur, wenn sie in das Gesamtkonzept passen. „Ich hatte mal überlegt, mir ein festes Portfolio anzulegen, doch dafür sind die Kunden zu individuell.“ Und am Ende soll jede neue Einrichtung ein kleines Kunstwerk sein. Mehr zu finden unter www.roesler-projekt.de.