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Der Architekturnerd
Für Gunter Ader ist der Beruf als Architekt Berufung. Der Ur-Dresdner liebt seinen Beruf und verfolgt ihn mit großer Leidenschaft. Disy sprach mit ihm über Naturstein, sein Traumhaus und wieso er ein Architektur-Nerd ist.
Wenn Sie ein Haus entwerfen, wie gehen Sie vor?
Ader: Mein erster Ansatzpunkt ist immer, dass ich dem Kunden zuhöre. Habe ich zum Beispiel einen Kunden, der sich eine Stadtvilla bauen möchte, frage ich verschiedene Dinge. Wie stellt er sich sein Leben in der Zukunft vor? Wie möchte er wohnen? Was hat er in den nächsten zehn Jahren vor? Wie stellt er sich eine Partnerschaft vor? Plant er Kinder? Es reicht nicht, nur nach dem Äußeren zu fragen. Architektur ist für mich mehr als Fassade. Es ist die Organisation von Innen und Außen.
Stimmt es, dass Sie für die dänische Königin gearbeitet haben?
Ader: Das habe ich, richtig! Zu meiner Zeit als Steinmetz war ich auf Wanderschaft. Dabei war ich auch in Kopenhagen und habe dort für die Königin ein Palais mit saniert. Ich war außerdem eine Weile in Potsdam auf Schloss Sanssouci und später auch in Italien.
Wie wichtig ist die Umgebung eines zu bebauenden Grundstückes?
Ader: Der Geist des Ortes muss erhalten bleiben. Ich muss mich auf das Grundstück einlassen, die Topografie mit einplanen, die Himmelsrichtungen, die Vegetation, die Nachbarschaft usw.. Daraus erschaffe ich einen Kontext für die Architektur. Das ist keine Anleitung, um sich Denkmäler zu setzen. Es ist ein eher pragmatischer Ansatz. Aber auch dieser kann zu guter Architektur führen. Es ist eigentlich sogar die Urform guter Architektur.
Der Geist des Ortes muss erhalten bleiben. Ich muss mich auf das Grundstück einlassen.“
Warum sind Sie so ein erfolgreicher Architekt?
Ader: Es fällt mir leicht, mich auf Gebäude einzulassen. Bei Sanierungen kann ich mich auf meine Ausbildung als Steinmetz verlassen. Ich kann mich gut in die Bausubstanz hinein fühlen, komme leicht zu Sanierungskonzepten, die dem Haus dienen, das Haus ergänzen, ihm regelrecht gut tun. Behutsames Sanieren sozusagen.
Und wenn der Kunde etwas anderes will als Sie?
Ader: Das ist schwierig. Besonders wenn die Kunden Wünsche haben, die mit dem Geist des Ortes nicht zu vereinbaren sind. Das sollte man dann einfach nicht realisieren. Meist ist das Grundstück schon falsch gewählt oder man hat nur das eine zur Verfügung. Dann muss man häufig große Kompromisse machen, weil gewisse Dinge einfach nicht zusammen passen.
Warum nutzen Sie Naturstein?
Ader: Ich habe ich eine Affinität zu Naturstein. Wenn es passt, setze ich ihn gern ein. Allerdings ist Naturstein heute eine Art Luxusartikel. Früher war Naturstein das preiswerteste Material. In der Barockzeit hat man ihn sogar überputzt und übermalt. Heute ist es umgedreht, er soll gezeigt werden.
Würden Sie gerne mal ein Stadion oder eine Oper entwerfen?
Ader: Da bin ich zu sehr Realist. Ein Stadion oder eine Oper ist mit unserer Bürostärke nicht zu realisieren. Klar hat man während des Studiums diese Luftschlösser geplant. Ich bin mit einem meiner Entwürfe bei einem Wettbewerb sogar mal ziemlich weit vorn gelandet. Doch meine Arbeit als Architekt füllt mich soweit aus, dass ich in meiner wenigen Freizeit nicht auch noch Häuser entwerfe. Auch wenn mich Architektur privat nicht los lässt. Fragen Sie mal meine Frau, die schimpft immer darüber, dass ich ein Architektur-Verrückter sei.
Das heißt, Sie haben immer den Dienst-Blick?
Ader: Ja, überall, wo ich bin, mache ich Fotos und schaue mir Architektur an. Manchmal achte ich bei den Gebäuden sogar auf Baumängel. Das gehört einfach zu meiner Philosophie. In meinem Beruf muss man diese Leidenschaft haben. Hat man sie nicht, dann wird man irgendwo Mitarbeiter. Will man etwas gestalten und seine eigenen Intensionen einbringen, dann muss man den Weg der Freiberuflichkeit gehen. Oder man versucht, in einem großen Büro Projektleiter zu werden. Freiberuflicher Architekt zu sein, ist für mich wichtig, denn nur so kann ich Dinge gestalten. Es ist für mich nicht nur Beruf, sondern Berufung. Architekt ist mein Traumberuf.