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Auf uns, das Leben und die Liebe!

Von Hartmut Richter (R9 – Die Weinboutique) 


„Augenschmaus und Gaumenfreuden bleiben stets miteinander verwoben.“ So steht es zu lesen in „Barocke Tafelfreuden“, erschienen im Belser Verlag. Schon damals tafelte, wer es sich leisten konnte, mit Freunden, ein bisschen -oder auch ein bisschen mehr- Pomp, an geschmackvoll dekorierten Tischen und mit viel geistigem Getränk. 

Am liebsten natürlich mit Champagner. Heute gehen wir das mit weniger Opulenz und mehr schlichterer Eleganz an, aber immer noch genauso gern mit Freunden, gutem Essen und guten Getränken. Wann hat es mehr Freunde des Kochens, guter Weine und dem immer größer werdenden Hang zum guten Schaumwein gegeben als derzeit in Deutschland? Da muss man schon etwas länger zurückgehen in der Geschichte der Kulinarik. Zum Beispiel zu Goethe, der hat`s auch gern krachen lassen und gerade in seiner Zeit in Weimar hat er gefühlt nahezu täglich geschlemmt!! (Das zweite Ausrufungszeichen steht für ein kleines bisschen Neid.) Schön beschrieben und unterhaltsam geschrieben in dem Buch „Gestern ass ich bei Goethe“: Bilder einer neuen Gastlichkeit von Sybil Gräfin Schönfeldt, erschienen im Arche Literatur Verlag. Das macht Spaß. Noch mehr Spaß macht das Lesen bei einem guten Fläschchen, bevor es dann ins Restaurant oder die Küche geht. Und selber machen macht eben doppelt Spaß, wenn man den Rhythmus bestimmt, ausprobiert und beim Hantieren noch Kommunizieren kann. Hauptsache man vergisst nicht den wichtigsten Schritt bei jedem Kochen, die Standard Einleitung für nahezu jedes Rezept: Man nehme als erstes eine Flasche Wein und gieße sie in den Koch. Wer es doch gern feierlicher und in großer Kulisse mag, der lebt gerade jetzt in der richtigen Zeit. Die Ballsaison ist noch nicht zu Ende, das rauschendste Fest steht vor der Tür. Festliche Roben bekommen ihren Auftritt, edel und elegant, ausdrucksvoll und klassisch bis modern hat jetzt seine große Zeit im Jahr. Und edel wie die Kleider der Leute soll dann ruhig mal der Auftritt der feinen Getränke sein. Top-Schaumweine, die jeden Ball, jede Party verschönern. Und was gibt es Entspannenderes, als sich vor dem Fest bei Freunden zu treffen, um gemeinsam schon mal ein, zwei Gläschen prickelnde Winzerkunst als Aperitif zu nehmen und dann gemeinsam auf das Fest zu gehen. Und hier noch ein Rezept für eine unkomplizierte Leckerei zum Schaum Traum (siehe oben). Übrigens, welches Glas denn nun zu Champagne & Co.? Um es erst einmal unkompliziert zu halten: Nehmen sie ein Weißweinglas, welches nicht zu kugelrund ist, eine etwas nach oben gezogene Wand hat und nach oben hin schmaler wird. Mein Tipp: „one-for-all“. Diese professionellen Degustationsgläser gibt es in zwei Größen, im Fachhandel u.U. sogar günstiger als im Internet! Nehmen Sie für einen Schaumwein welcher Herkunft auch immer ruhig das Größere von beiden oder ein ähnliches Glas. Nicht gut sind breite Sektkelche, das Bouquet findet eher nicht statt, Sektflöten lassen das Bouquet langweilig und der Wein wird schnell warm, kugelrunde Gläser lassen keinen gezielten Fluss und Schwung an den Gaumen zu. Natürlich gibt es speziell für verschiedene Schaumweine entworfene Gläser. Das macht dann wieder Spaß und muss nicht unbedingt sehr teuer sein. Auf keinen Fall aber zu kleine Gläser nehmen, egal welche Firma ihren Namen draufgeschrieben hat! Und welches perlende Kunstwerk ist das Beste? Das Beste daran ist, das es keine Bestes gibt, sondern so einige Kreationen bester Qualität. Die Frage ist nur ob leicht oder gehaltvoll, weiß oder rosé. Keine Angst vor Roséschaumweinen, das hat nichts mit mehr Süße oder zu viel Frucht oder gar mit unschönem Vermengen günstigerer Grundweine zu tun. Und trinken Sie doch mal verschiedene Schaumweine zu den verschiedenen Gängen eines Menüs! Das funktioniert wirklich traumhaft gut. Und nach dem Essen, dem Tanzen oder dem Konzert? Champagner geht auch wunderbar zu einer guten Zigarre, gern mit hellerem Deckblatt. Was Schaumwein kann, probiert man am besten mal auf einer ausgiebigen Probe. Wann der beste Zeitpunkt für eine solche Probe ist, sagt dieses Zitat von Lily Bollinger perfekt aus. Lily Bollinger reiste am 17.Oktober 1961 nach London, um den 1955er Bollinger Jahrgangschampagner zu präsentieren. Legendär ist ihre Antwort auf die Frage eines Reporters vom Daily Mail, zu welchen Gelegenheiten sie denn Champagner trinke: „Ich trinke Champagner, wenn ich froh bin, und wenn ich traurig bin. Manchmal trinke ich davon, wenn ich allein bin, und wenn ich Gesellschaft habe, dann darf er nicht fehlen. Wenn ich keinen Hunger habe, mache ich mir mit ihm Appetit, und wenn ich hungrig bin, lasse ich ihn mir schmecken. Sonst aber rühre ich ihn nicht an, außer wenn ich Durst habe.“ Ich wünsche uns allen ein wundervolles Jahr 2017. Auf uns, das Leben, die Liebe und Zeit, das alles zu genießen!