• Januar 20, 2022
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Nacht, Tag und Nacht

Der Wissenschaftler Antoni erzählt einer Schweizer Journalistin seine Lebensgeschichte, schildert seine große Liebe zur schönen Widerstandskämpferin Justyna, die ihm in langen Jahren der Gefangenschaft kreuz und quer durch das Land nachreist. In einem zweiten Bogen werden die Geschehnisse aus anderer Sicht dargestellt, neue Gestalten tauchen auf, die alle auf ihre Weise zum Lauf der Dinge beitragen.

Andrzej Szczypiorskis neuer Roman – sein erstes Werk, das er ohne Einmischung eines totalitären Staatsapparates schreiben konnte – ist Liebesgeschichte und Politthriller mit autobiographischen Zügen, Pamphlet und Lehrbuch für Geschichte in einem. Aus dem Psychogramm von Akteuren, Mitläufern und Opfern: Polen, Deutschen, Russen, Juden, Christen, entsteht ein selten klares Bild der Vorgänge und Hintergründe, die die europäische Geschichte des 20. Jahrhunderts bis heute prägen, eines Jahrhunderts, in dem manches dämmerte, es Nacht, Tag und Nacht wurde – und wieder Tag. Die Hauptfigur, der Wissenschaftler Antoni, erzählt einer jungen, neugierigen Schweizer Journalistin seine Lebensgeschichte, schildert seine große Liebe zur schönen Widerstandskämpferin Justyna, die ihm in langen Jahren der Gefangenschaft kreuz und quer durch das Land nachreist. In einem zweiten Bogen werden die Geschehnisse aus anderer Sicht dargestellt, neue Gestalten tauchen auf, die alle auf ihre Weise zum Lauf der Dinge beitragen: der Redakteur Czarnocki, der als Handlanger der Kommunisten den Judenhass schürt, weil ihn seine kluge Lidka verlässt, Lomakin, der russische Funktionär, ein Mann »wie ein Schneesturm oder ein heißer Steppenwind oder eine dunkle Wolke über den Kuppeln Moskaus«, der fehlende Bildung durch fehlende Skrupel spielend ausgleicht, der Träumer Knoller, dessen »Reise nach Amerika« alles ändern wird, der reiche Gutmajer, auch »Kuhmist« genannt, der sich von nackten Geliebten das Frühstück servieren lässt und dabei auf seltsame Weise zu Tode kommt, und nicht zuletzt der Mann ohne Gesicht, der überall auftaucht und erst wahrgenommen wird, wenn es zu spät ist … Szczypiorski gelingt mit leichter Hand die Synthese der Erfahrungen mit totalitären Mächten im Europa des 20. Jahrhunderts in einem packenden Roman.

 

eBook
304 Seiten (Printausgabe)
erschienen am 28. Juli 2021