- Dezember 29, 2021
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Rapper Sadboi Kenzo im Interview über Mobbing und gesellschaftliche Konventionen
Vor kurzem feierte Sadboi Kenzo mit seiner Single „Illusionen“ sein Debüt. Im Song gibt der Rapper mit autistischen Zügen einen tiefen Einblick in seine Psyche. In seiner Kindheit war der verträumte Junge, der sich mit seinem Verhalten nicht immer in die Gesellschaft einzugliedern wusste, starkem Mobbing ausgesetzt. Im Interview hat uns Sadboi Kenzo nun erzählt, wie er dadurch schon sehr jung zum Rebell gegen gesellschaftliche Konventionen wurde und von einer Welt träumt, in der jeder so sein darf, wie er möchte.
Im Alter von acht Jahren hast du deine musikalische Karriere am Klavier begonnen. Wie hast du die Liebe zum Rap gefunden?
Sadboi Kenzo: Als ich damals anfing die Schule zu schwänzen und zu kiffen habe ich angefangen den ersten Rap zu hören. Anfangs sogar noch Oldschool. Irgendwann hat es mich extrem genervt, durch das Kiffen so unproduktiv zu sein. Da habe ich angefangen Beats laufen zu lassen und dazu zu freestylen. Als dann irgendwann meine Freunde meinten, dass sich das gut anhört und ich doch mal etwas aufnehmen sollte, habe ich angefangen die ersten Texte zu schreiben und zu recorden. Das ging dann immer so weiter. Meine Schule habe ich aber trotz der vielen Absenzen fertig machen können.
Als Rapper trägst du den Namen Sadboi Kenzo. Was bedeutet der Name für dich?
Sadboi Kenzo: Der Name Sadboi ist eine Kombination aus zwei Begebenheiten. Zum einen hatte ich früher immer einen emotionslosen Gesichtsausdruck und jeder fragte mich ständig: „Hey, geht’s dir gut? Bist du traurig?“ Zum anderen denke ich, dass je älter wir werden, desto mehr sehen wir, wie die heutige Welt wirklich funktioniert und das macht mich ebenfalls traurig. Der Name Kenzo hingegen ist ein japanischer Vorname und steht für gesund, weise und die Zahl drei.
In deiner Kindheit warst du aufgrund deiner autistischen Züge starkem Mobbing ausgesetzt. Inwiefern hat das deinen Lebensweg beeinflusst und wie gehst du heute damit um?
Sadboi Kenzo: Ich habe schon sehr früh bemerkt, dass dieses Mobbing sehr auf gesellschaftlichen Konventionen basiert. So wurde ich schon sehr früh zum Rebellen. Ich habe mich gegen alles gewehrt, was nicht meiner Ansicht von „fair“ entsprach oder ich zum Teil noch nicht verstehen konnte. Ich habe mich sogar mit Absicht gegen die Sachen gestellt, die mir aufgezwungen wurden. Dadurch habe ich ein sehr offenes und von Schubladen weit entferntes Denken entwickelt. Jeder soll so sein wie er will und machen worauf er Lust hat, solange er anderen keinen Schaden zufügt.
Vor kurzem hast du mit „Illusionen“ deine erste eigene Single veröffentlicht. Worum geht es in dem Song?
Sadboi Kenzo: Diesen Song habe ich kurz nach meiner Psychose geschrieben. Ich weiß noch, dass ich ihn in fünf Minuten geschrieben hatte, weil ich emotional so geladen war, dass alles einfach nur noch von selbst ging. Ich war dort an so einem Tiefpunkt angekommen, dass ich mir nichts mehr wünschte als eine schöne Welt, in der jeder sein kann, wie er sein will. Es beschreibt auch zu einem Teil den Schmerz, den ich fühlte und ich dachte, wenn ich nur eine einzige Person damit erreiche, die dasselbe durchmachen muss wie ich und ich ihr somit helfen kann, dann habe ich mein Ziel erreicht.
Im Musikvideo stellst du künstlerisch das Dilemma zwischen deiner Vorstellung einer perfekten Welt und der realen Welt dar, das sich in deinem Kopf abspielt. Wie würde denn eine perfekte Welt bei dir aussehen?
Sadboi Kenzo: Meine perfekte Welt würde viel bunter aussehen. Jeder hilft jedem wo er kann und alle dürfen sich wohlfühlen. Dafür müssten die Leute aber viel offener werden und sich von Vorurteilen verabschieden.
Was war die Inspiration zum Song und dem Video?
Sadboi Kenzo: Meine Inspiration war die Situation, in der ich mich beim Schreiben befand. Die meisten meiner Lieder entstehen aus Situationen oder Gefühlen, die ich durchlebe.
Zusammen mit dem Produzenten Lostboi Pero hast du das Label HiddenWorld gegründet. Kann man in Zukunft noch mehr Musik von euch erwarten?
Sadboi Kenzo: Absolut. Das war nur der Anfang. Ich mache Musik schon seit ich denken kann und ich werde das auch tun, so lange ich noch denken kann. Musik ist für mich wie Luft zum Atmen. Erfolg ist zwar schön, da er eine Bestätigung ist, ist für mich jedoch eigentlich nur nebensächlich. Sehr bald wird die nächste Single kommen, soviel darf ich schon mal verraten. Von einer EP munkelt man ebenfalls, aber das werden wir dann noch sehen.