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Wenn die Welt vor der Haustür liegt

Warnemünde ist einer der besten internationalen Kreuzfahrthäfen


Er wird in einer Reihe mit Brisbane, Muscat und Vigo genannt - der Warnemünder Kreuzfahrthafen. Auf der Messe "Seatrade Cruise Shipping Convention" in Miami wurde er von der Fachzeitschrift "Dream World Cruise Destinations" mehrfach für seine effektiven Hafendienstleistungen ausgezeichnet.

Besonders wurde das Zusammenspiel von Lotsen, Schiffsmaklern, Zoll, Hafenbetreibern und Kreuzfahrtreedereien gelobt. Auch das "Cruise Center" in Warnemünde wird international geschätzt und bekam schon zahlreiche Preise. So wurde es in der Kategorie "Most Improved Terminal Facilities" geehrt. Bis zu 300 Meter lange Schiffe können an der Mündung der Warnow ankern, und ein Passagierwechsel von bis zu 2500 Gästen pro Tag ist möglich.

Genau 22 internationale Reedereien haben das Ostseebad in ihren Reiseplänen, manchmal liegen gleichzeitig bis zu vier riesige Ozeanriesen hier vor Anker. Nach den Ereignissen vom 11. September 2001 wurde der Kreuzfahrthafen wie ein Flughafen gesichert, sodass das Terminal nur mit strengen Kontrollen zu erreichen ist. Für die Abfertigung wurde 2006 ein zweigeschossiges Gebäude in Betrieb genommen, das auch Zoll und Bundespolizei beherbergt. Der Bau aus Stahl und Glas hat eine Gesamtfläche von 3.200 Quadratmetern und enthält eine 1.600 Quadratmeter große Halle mit Informationssystemen zu Angeboten in Warnemünde und Umgebung für die Kreuzfahrtgäste und einen Wartebereich mit 250 Sitzplätzen im Galeriegeschoss.

"Warnemünde ist ein moderner Hafen, den wir gern anlaufen", erklärt uns Wolfgang Ribitsch, Hoteldirektor auf der "MS Astor". Mit seinem Kreuzfahrtschiff, das auf den Weltmeeren unterwegs ist, hat er im Laufe von vielen Jahren fast alle internationalen Häfen gesehen. Trotzdem, oder gerade deshalb, schwärmt er von Warnemünde. "Schon wenn wir hier ankommen und an der Mole vorbei einfahren, ist das ein imposanter Anblick." Die Häuser, die vom Schiff aus klein und gemütlich aussehen, der Blick vom Deck in das Warnemünder Hinterland... "Leider haben wir meistens zu wenig Zeit, um als Besatzung den Ort genießen zu können", so Ribitsch. Wenn die "MS Astor" am Warnemünder Kreuzfahrtterminal liegt, gibt es meist viel Arbeit für die Verantwortlichen. "In Warnemünde haben wir immer Passagierwechsel." Weil der Ort gut an das Autobahnnetz und die Bahn angebunden ist, der Rostocker Flughafen ist ebenfalls nicht weit, starten und enden hier viele Kreuzfahrten. Die An- und Abreise ist so für die Passagiere bequem. "Für uns heißt das, wir müssen alle Gäste auschecken und verabschieden, das Schiff komplett reinigen und neu vorbereiten und alle neuen Passagiere begrüßen und einchecken", so der erfahrene Hoteldirektor. Doch gerade weil das in Warnemünde reibungslos klappt, ist der Hafen so beliebt. Das wird so bleiben und noch weiter wachsen. "Wenn wir die Destinationen unserer Kreuzfahrten üblicherweise Jahre im Voraus planen, greifen wir natürlich gern auf Häfen in Orten zurück, wo wir sicher sein können, dass Hafenlogistik, Sicherheit und Verkehrsanbindung garantiert sind", so John Will, Sprecher von "Transocean Tours". Dabei hat er Warnemünde auch in Zukunft auf dem Plan.

Einer, der für die reibungslosen Abläufe in Warnemünde mit verantwortlich ist, ist Torsten Vetter. Er ist einer von zwölf Lotsen. Bei Ankunft eines Kreuzfahrtriesen wird er vom Schiffsmakler bestellt, abgerufen und fährt mit dem Lotsenboot auf das Meer hinaus. Dann setzt er auf das Schiff über, wird vom Kapitän in die nautischen Besonderheiten des Schiffes eingewiesen und berät dann Kapitän und Offiziere über die Besonderheiten des Reviers. Er gibt Strömungs- und Windverhältnisse bekannt, die bei der Festlegung des zu steuernden Kurses berücksichtigt werden müssen. "Gemeinsam legen wir fest, wo das Schiff zu drehen hat", so Vetter. Für die größeren Schiffe gibt es eine Wendeplatte vor dem Überseehafen mit einem Durchmesser von 360 Metern. Dann spricht sich der Lotse mit der Verkehrszentrale und anderen Schiffen ab, welche Passagen zu erwarten sind und wie sie durchgeführt werden, bevor man hineinfährt. Außerdem werden revierbezogene Flaggensignale gesetzt. "Das sind Zollvorschriften, Quarantäne und gesundheitsrechtliche Vorschriften", erklärt der Lotse. Für die großen Schiffe gibt es schifffahrtspolizeiliche Genehmigungen. Das sind bestimmte Auflagen, die festlegen, unter welchen Sichtbedingungen die Schiffe den Hafen anlaufen dürfen. In der Regel kommen die Ozeanriesen früh und fahren abends wieder. "Das geht morgens manchmal schon vier Uhr los, weil viele Schiffe in der Regel zwischen sechs und acht Uhr am Liegeplatz sein müssen. Dort warten dann schon die Busse und Züge für die gebuchten Reisen", berichtet Torsten Vetter.

Zwei, die den Hafen als Passagiere erleben, treffen wir am Terminal. "Wir sind gerade mit dem Zug angekommen und starten gleich zu einer Kreuzfahrt auf der Ostsee, ein Traum", so Gisela Kohlbrenner aus Rostock. Dass die Reise in Warnemünde startet, finden die beiden ideal. "Ist doch klasse, dass wir nicht erst irgendwo zum Reisestart durch die Welt fliegen müssen." Warnemünde macht es möglich - die Welt liegt vor der Haustür.