- September 16, 2025
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        Zwischen Elbe und Alster, Hafen und Schleusen, Docks und Deichen öffnet sich ein Wochenende lang die Tür zur Vergangenheit: Die „Tage der Industriekultur am Wasser“ machen auch in Hamburg Technikgeschichte sichtbar. Zahlreiche Orte entlang der Wasserwege werden zugänglich, die sonst verborgen bleiben – vom Dampfschiff bis zum Drehkran, vom Schleppdampfer bis zur Trinkhalle. Mit über 200 Veranstaltungen in 100 historischen Denkmalen an 50 Orten lädt die Metropolregion Hamburg zum achten Mal dazu ein, die faszinierende Welt der Industriekultur zu entdecken.
Ein besonderes Highlight ist der Schleppdampfer Fritz, der 1924 gebaut wurde und derzeit restauriert wird. Einst zog er Schuten und Baugeräte durch die Fleete und Kanäle der Hansestadt. Heute gibt es an Bord spannende Einblicke in den Stand der Restaurierung – eine Zeitreise in den Arbeitsalltag des Hafens.
Gleich daneben liegt ein Riese der Meere: Die Viermastbark Peking, Symbol der großen Frachtsegler-Ära, lädt zu Führungen über Deck ein. Ebenfalls offen für Besucher ist die MS Stubnitz, ein ehemaliges Kühl- und Transportschiff der DDR-Hochseefischerei, das heute für Kulturveranstaltungen genutzt wird. Wer mag, genießt bei einem Drink an Deck die Blaue Stunde mit Blick auf den Hafen.
Der Bereisungsdampfer Schaarhörn, 1908 in Hamburg gebaut, sticht zu Erlebnisfahrten nach Wedel in See – alles Wissenswerte zum Schiff, gibt es auf der 3,5-stündigen Fahrt. Der Dampfeisbrecher Stettin, Flaggschiff der früheren Eisbrecherflotte, zeigt seine kohlebefeuerte Dampfmaschine. Kinder gehen auf Dampferrallye.
Das Feuerlöschboot Repsold lädt zu Rundfahrten durch den Hafen ein. Im Museumshafen Oevelgönne können Fischerei- und Frachtschiffe, Schlepper und das älteste, noch fahrbereite Feuerschiff der Welt – die Elbe 3 von 1888 – entdeckt werden. Auch die Polizeidampfbarkasse Otto Lauffer und der Schleppdampfer Claus D. sind dort in Aktion.
Ein Tunnel als Denkmal: Der St. Pauli Elbtunnel von 1911 erzählt unterirdische Geschichte. Führungen bieten teils exklusive Blicke hinter die Kulissen. Ebenfalls unter der Stadt verläuft der Schellfischtunnel – Teil der Altonaer Hafenbahn und heute eine Zeitkapsel auf knapp einem Kilometer Strecke.
Im Harburger Binnenhafen werden Technik und Stadtentwicklung greifbar. Auf der Führung „Über 7 Brücken musst du gehen“ wird so das Maschinenhaus einer Klappbrücke erlebbar. Im Museumshafen Harburg geben Krane, Docks und Klappbrücken auf Rundgängen Einblicke in den Wandel des Quartiers. Neu dabei: Der Kulturkiosk Blohmstraße von 1876, einst Trinkhalle der Industrie- und Hafenarbeiter, heute nostalgische Begegnungsstätte mit Klönschnack, Bonsche und Pferdewurst.
Im Deutschen Hafenmuseum erzählen Schuppen, Fahrzeuge und Maschinen vom Stückgutumschlag vergangener Tage. Auf dem Schwimmkran Saatsee und dem Schutendampfsauger IV heißt es „Open Ship“. Zeitzeugen berichten vom Hafenalltag, Kinder entdecken Hafenkrane im Workshop. Vorträge schlagen den Bogen zur Zukunft – etwa mit Blick auf Klimawandel und Hafenbetrieb.
Am Hafen Bergedorf steht ein Drehkran von 1901. Gäste erleben das Gelände per Boot und zu Fuß. In Finkenwerder zeigt der Kunstbagger einen Schwimmbagger aus den 1950ern in Aktion. Die Ausstellung »sinnFLUT« ergänzt das Bild.
Das Museum der Arbeit widmet sich der Geschichte der Gummiindustrie – mit Führungen über die New-York Hamburger Gummi-Waaren Compagnie, einem Symbol der Hamburger Industrialisierung.
Im Freilichtmuseum Rieck Haus steht die Entwässerungsmühle Curslack im Fokus. „Buur Ernie“ führt durch die Technik der Schöpf- und Grützmühle – der letzte erhaltene Entwässerungsmühlen in den Vier- und Marschlanden.
Auf der Elbinsel Kaltehofe trifft Technik auf Natur: Das historische Wasserwerk versorgte ab 1893 Hamburg mit Trinkwasser. Führungen in der Dämmerung zeigen Gelände und Ausstellung. Auch das Wasserforum der Hamburger Wasserwerke ist geöffnet und beleuchtet die Wege von Trink- und Abwasser.
Die Bootswerft Hamburg-Cranz zeigt historische Werkstätten und eine Slip-Anlage – Relikte einer Zeit, als Hamburg hunderte kleiner Bootswerften zählte. Am Samstagabend gibt es ein besonderes Highlight: Der Hamburger Autor Krischan Koch liest aus seinem neuen Insel-Krimi „Das Schweigen der Kegelrobben“ – Anmeldung erforderlich.
Mehr Informationen zur Anmeldung und zum Gesamtprogramm unter: www.tagederindustriekultur.de