• 4553 Aufrufe

Armin Mueller-Stahl: Anhalten. Nachdenken.

Armin Müller-Stahl erhielt den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten. Lesen Sie hier die Laudatio und Anke Plättners Interview mit dem Hollywood-Schauspieler!

Das Interview

Sie sagen, Geld macht nicht glücklich...
Mueller-Stahl: Die Oligarchen in Moskau engagieren sich Psychoanalytiker, Leute, die ihnen erklären müssen, warum sie durch den vielen Reichtum nicht glücklicher geworden sind. Für viel Geld engagieren sie sie. Und was wird ihnen vorgeschlagen? "Beschäftigen Sie sich mit Kunst! Sehen Sie sich Bilder an! Hören Sie Musik!"

Wo liegt das Problem?

Mueller-Stahl: Das Problem liegt, glaube ich, darin, dass wir keine Musiklehrer haben. Das muss bei den Kindern beginnen. Die Ausbildung der Musik ist eine Grundvoraussetzung, um die Leute glücklicher zu machen. Mir hat ein Kinderarzt gesagt: Die Kinder, die ein Instrument lernen, sind schneller im Denken, begreifen schneller, sind sensibler und mit weniger Aggressionen behaftet. Das ist eine wichtige Voraussetzung, wenn wir eine Kultur schaffen wollen, die eine breite Masse erreichen soll.

Kultur für eine breite Masse?
Mueller-Stahl: Kultur wird niemals Mainstream sein, kann es nicht, soll es nicht. Aber sie muss die Kraft haben, als wäre sie es. Und ich meine, wenn wir heute von deutscher Kultur sprechen, denken wir natürlich an die großen Dichter, an die großen Musiker. Gerade heute hat mir meine Frau eine Stelle vorgelesen: Theodorakis wurde in der Nazizeit verhaftet, und er stand mit einer Gruppe von Häftlingen zusammen, die erschossen werden sollten. Einer der SS-Offiziere ging auf ihn zu und sagte: "Zeigen Sie mir mal Ihren Ausweis!" Und er schlug den Ausweis auf und las: "Komponist. Ach, das ist ja interessant. Das ist Beethoven, das ist Bach, das ist Mozart, das ist Mahler." Und Theodorakis wurde nicht erschossen. Er sagt: "Diese Schizophrenie in dem Gehirn eines Menschen - auf der einen Seite ermordet er Menschen, auf der anderen Seite liebt er Beethoven!" Das ist die Kraft der Kultur, der Kunst.

Was ist für Sie der Mehrwert in Ihrem Leben?
Mueller-Stahl: Der Mehrwert ist für mich ganz einfach zu definieren. Ich habe mich mein ganzes Leben mit Kunst beschäftigt. Kunst ist gewissermaßen mein Lebensinhalt. Und wenn ich mich frage, warum ich auf diesem Planeten bin, dann sage ich: Es ist nicht die Angeberei, dem anderen gegenüber klarzumachen, dass ich besser bin als er, sondern ist zum Beispiel, kreativ zu sein. Und die Künste, die mich berühren, die mich angehen, die kommen alle aus einer Quelle. Das ist kein großer Unterschied, ob ich schauspielere, ob ich schreibe, ob ich male. Die Energien sind die gleichen.

Was denken Sie, woher haben Sie diese Energien?

Mueller-Stahl:
Vom lieben Gott vielleicht. Muss mal fragen. Ich weiß es nicht. Ich versuche dem jetzt mal nachzugehen. Schon alleine das Wort Kultur kommt aus dem späten 17. Jahrhundert. Das heißt, die Erziehung des Körpers und des Geistes ist nicht naturgegeben, man muss erziehen. Man muss sich auch für die Kunst bereit machen, muss lernen. Man kann in der Musik zum Beispiel ein Gehör bilden, und man kann ein Gehör verbilden, wenn ich ständig auf einem nicht gestimmten Klavier spiele, wenn ich Mainstream höre. Ich gehe in ein Geschäft und kaufe mir Musik, unentwegt Musik, Musik als Narkose, oder ich gehe in ein Café und höre Musik, das ist im Hintergrund, Musik als Narkose, dann verlerne ich meinen Geschmack. Das heißt, Musik verlangt auch eine Beschäftigung damit. Malerei verlangt eine Leidenschaft.

Ist das auch Handwerk und Ausbildung? Ist das Technik?
Mueller-Stahl: Darf ich dazu ein paar Geschichten erzählen? Ich erinnere mich, ich war am Stern'schen Konservatorium, war junger Geiger, leidenschaftlich nebenbei. Und eines Tages ist der berühmte Dirigent Bruno Weil ins Stern'sche Konservatorium gekommen: Einer möchte ihm den ersten Satz der Sonate von Cesar Franck vorspielen. Ich wurde ausgewählt dafür. Mein Geigenprofessor hat mir, solange ich bei ihm studierte, zwei Jahre lang, immer das Ausnutzen des ganzen Bogens beigebracht: "Man muss den ganzen Bogen nehmen. Mit dem Bogen macht man die Musik. Immer den ganzen Bogen! Das ist die Kraft! Nur mit dem Bogen sind Sie laut und leise. Diese linke Hand, auf die wir immer so fasziniert gucken, weil die Finger so schnell sind, ist unwichtig. Die Finger folgen dem Bogen." Das hatte ich gelernt. Ich spielte also mit ganzem Bogen. Da fragt Bruno Weil: "Wieso benutzen Sie den ganzen Bogen? Nur das obere Drittel! Die Sonate hat ein Geheimnis, und wenn Sie den ganzen Bogen benutzen, schmeißen Sie das Geheimnis weg. Also nur das obere Drittel!" Das hat komischerweise mein ganzes Leben geprägt, und ich frage mich: Warum soll ich das gesamte Gesicht deutlich zeichnen, wenn nur die Augen wichtig sind? Warum soll ich einen Besoffenen verquer und laut spielen? Das ist langweilig! Ich spiele ihn also nüchtern. Der will zeigen, dass er nicht getrunken hat: "Meine Herren, ich bin total nüchtern." Jeder merkt, dass er trotzdem besoffen ist. Also das Geheimnis in der Kunst bewahren! Das ist immer ein langer Lernprozess und ...

Sie haben das Glück gehabt, dass Sie in einem Elternhaus mit Musik, mit Kultur groß geworden sind. Die meisten unserer Kinder heute hören aber Mainstream und haben schlechten oder gar keinen Musikunterricht.

Mueller-Stahl: Das ist die Gefahr. Sehen Sie, der Computer ist sicher ein sehr hilfreiches Instrument, um schneller oder weiser zu lernen. Aber er hat auch eine große kriminelle Energie in sich. Und nicht nur die Hacker, sondern auch die Sucht von jungen Leuten, vom Computer nicht mehr wegzugehen.

Aber das ist auch eine neue Form der Kultur, die wir nur nicht mehr verstehen, weil wir zu alt dafür sind.

Mueller-Stahl:
Ich sehe das nicht. Ich sehe, wenn jemand süchtig wird vor dem Computer, dann ist es nicht die Kultur. Es ist wie bei allen Dingen, wie auch beim Fernsehen. Marcel Reich-Ranicki hat mal gesagt: "Das Fernsehen macht kluge Leute klüger und dumme Leute dümmer." So geht es auch mit dem Computer: Kluge Leute macht es klüger, da sprechen wir von Kultur. Und bei Kindern, die süchtig werden nach Computerspiel, die nur noch allein mit sich leben. Das ist gefährlich, das bringt sie weg.

Wann ist die Kultur am stärksten?

Mueller-Stahl: In Krisenzeiten! Ich erinnere mich an 1945. Ich bin über den Kurfürstendamm gegangen, der war schwarz von Menschen. Die haben diskutiert: Warum spielt Werner Krauß in der Komödie? Wie ist das möglich? Eine Woche später hat Sartre "Die Fliegen" vorgestellt. Und anschließend war eine Diskussion. Das Hebbeltheater war voll, ausverkauft. Und draußen standen Tausende von Leuten, die gern rein gewollt hätten. Jewtuschenko hat 20 000 Leute auf den Roten Platz gekriegt. Lyrik, da kriegen Sie heute zwanzig Leute. 20 000 Leute, stellen Sie sich das vor!

Das hat Sie berührt!
Mueller-Stahl:
Es hat mich ungeheuer aufgeregt und berührt, sagen wir berührt, viel mehr als aufgeregt: Menuhin kam 1947 nach Berlin in den Titania-Palast. Er gab sein erstes Konzert - der Jude Menuhin in Deutschland nach dem Krieg. Er kam aus Ägypten und spielte ein Stück von Bach. Mittendrin hörte er auf und holte einen Zettel, einen Brief, aus der Tasche. Und der Brief war ein Friedensangebot einer Auschwitz-Überlebenden, eine Versöhnung mit dem deutschen Volk. Er las es vor, faltete es zusammen, steckte es in die Tasche und spielte weiter. Plötzlich hatte das Stück eine andere Bedeutung. Es war eine Brücke. Ich habe damals selten so viel Berührung erlebt. Aber es gibt noch menschliche Berührung.

Was wäre jetzt die Kultur in dieser Krise, wo Sie sagen: "Das wäre das, was wir jetzt brauchen, was die Menschen begeistert."
Mueller-Stahl: Das ist das Thema. Was wir brauchen, ist sicherlich zunächst einmal ein zufriedenes Leben. Das zufriedene Leben ist das höchste Level, das wir erreichen können. Wenn wir zufrieden sind, sind wir schon in der Nähe von glücklich. Wie ist das zu erreichen? Das ist nicht zu erreichen durch Administration. Man muss sich darüber im Klaren sein, Kultur ist kein Geschenk der Regierung. Es ist ein Recht des Volkes. Wir müssen die Kinder ausbilden, dass sie sensibler werden. Wir müssen uns doch immer im Klaren darüber sein, wie die Welt aussieht. Sie sprechen von dem Glashaus. Natürlich, es sterben täglich 23 000 Kinder an Hunger und AIDS, 15 Millionen in einem Jahr an Kriegen, AIDS und Hunger. Die Welt ist aus den Fugen. Sie ist schizophren, wenn ich bedenke, dass jemand in Russland in zwei Jahren ein 16-facher Milliardär werden kann. Wie man es schafft, Ordnung zu bringen, weiß ich nicht.

Das sind zwei Sachen: Das eine ist, wie schaffe ich das mit mir, in mir? Das andere ist, wie schaffe ich als Gesellschaft eine zufriedene Menschheit? Kultur ohne Geld geht auch nicht. Filme macht man nicht umsonst. Sagen Sie: Da muss sich jetzt was ändern?

Mueller-Stahl:
Ja, man muss Filme mit weniger machen. Man muss Kultur auch mit weniger machen. Einfach mit weniger. Es ist doch nicht möglich - ich habe in Amerika den Film "Illuminati" gedreht - dass der 200 Millionen gekostet hat. Der hat 200 Millionen gekostet, weil da ein Darsteller, den ich nebenbei gesagt sehr schätze und mag, der kann nichts dafür, dass das System so ist, wie es ist, 50 Millionen bekommen hat für zwei Monate Arbeit.

Er könnte auch sagen, die Hälfte spendet er für Musikunterricht.
Mueller-Stahl:
Das ist alles sehr schwer zu sagen. Ich glaube, zunächst erst einmal muss man die Zufriedenheit in sich selbst finden, um auch Leute zu überzeugen. Die Kraft, die Sie brauchen, um andere zu überzeugen, die basiert auf einer inneren Zufriedenheit.

Wie erreiche ich diese innere Zufriedenheit? Wir reden hier über Wirtschaft, Politik, auch Religion. Gibt es etwas, was dazu beitragen kann?

Mueller-Stahl: Das sind alles sehr verwandte Themen. Die Religion, die Kultur, die Politik - die gehören alle zusammen. Die Kultur ist langfristig. In gewisser Weise führen sie auch Ehen. Engels zum Beispiel hatte Theaterstücke geschrieben. Mao Tse Tung, dieser schreckliche Politiker, hat Gedichte geschrieben, und was Theodorakis gesagt hatte: Irgendwo gehört das in der Seele des Menschen zusammen, der Wunsch nach einem inneren Frieden, nach einer inneren Zufriedenheit, nach Geliebt werden.

Sie haben aber auch früh erkannt, dass Kultur etwas mit Macht zu tun hat. Wer bestimmt denn die Kultur in Deutschland, in Amerika?
Mueller-Stahl: Die Kultur bestimmt zunächst erst einmal das Publikum. Die Leute, die die Kultur sehen wollen, hören wollen, sind diejenigen, die sie bestimmen. Wir haben das Publikum verdorben. In jahrelanger Kleinarbeit. Wir haben es im Fernsehen mit den schlechtesten Sendungen verdorben. Wie man, was ich auch sagte, ein Gehör verbilden kann, hat man den Geschmack verbildet. Man setzt Ihnen also diese Big Brothers und Dschungel-Sachen vor. Da stirbt in England jemand und vermarktet den eigenen Tod vor der Kamera. Was hat das mit Kultur zu tun? Das ist das Gegenstück. Wir zerstören damit Kultur. Genauso wie diese Geräuschmusik im Hintergrund. Gute Musik will gehört werden. Gute Kunst will berühren. In Krisenzeiten, wie ich auch sagte, sind wir bereit zuzuhören.

Aber wenn Sie sagen, wir haben den Geschmack verdorben, wer ist Wir? Mueller-Stahl: Das Fernsehen. Die Leute, die Quoten machen. Dieser Quoten-Wahnsinn, der zwingt zu berechnen, was die Leute interessieren könnte.

Man könnte auch sagen: Das klingt arrogant. Man ist den Tausenden gegenüber, die das gerne sehen, überheblich.

Mueller-Stahl: Dann bin ich überheblich.

Ich würde gerne zum Schluss noch auf den 9. November 1989 zu sprechen kommen. Wenn Sie in Dresden, in der ehemaligen DDR, sind, was verbindet Sie mit dem Herbst 1989?
Mueller-Stahl:
Ein unglaublich dankbares Gefühl. Ich habe in dieser Zeit in Amerika gedreht. Ich komme nach einem schweren Drehtag nach Hause, stelle den Fernseher ohne Ton an, weil ich die Nachbarn nicht wecken will. Ich gehe in die Dusche, gucke aus der Dusche mit einem Auge auf den Fernseher und sehe, da stehen Leute auf der Berliner Mauer. Ich sehe da einen berühmten News-Sprecher auf der Mauer. Ich sage: So ein Quatsch, wahrscheinlich ein Film. Schade irgendwo. Es wäre schön, wenn es wahr wäre. Ich gehe ins Bett, mache den Fernseher aus. In der Nacht träume ich von diesem Bild, die Mauer kommt runter. Ich wache auf und sage: Schade, es wäre so schön gewesen.

Doch es war Realität ...
Mueller-Stahl: Diese ekelhafte Mauer. Ein ganzes Leben haben wir uns in der DDR gewünscht, dass die Mauer endlich runterkommt. Ich nehme die Zeitung, die sie durch die Tür geschoben haben, und sehe: Die Mauer ist gefallen. Das war ein so berührender und schöner Moment, denn ich hatte lange Jahre dahinter gelebt. Nur wer wirklich dahinter gelebt hat, weiß, wie groß die Sehnsucht war, aus diesem Käfig auszubrechen. Das waren meine Gefühle. Meine Kollegen, wir haben alle eine unheimlich schöne Feier gehabt. Wie die mich beglückwünscht haben! Als ob ich die Mauer persönlich niedergerissen hätte.

Und wenn Sie jetzt zurückkommen, ist das etwas, was Sie immer noch begleitet?
Mueller-Stahl: Es sind immer einige Dinge, die einen ein Leben lang begleiten. Es gibt immer einige Bilder, die Sie ein Leben lang nicht vergessen, nur aber nicht unentwegt und die ganze Zeit. Diese ganze Ost-West-Diskussion ist für mich langweilig geworden. Was die Politiker versaut haben, müssen wir Künstler geraderücken. Wir müssen die Brücken bauen. Das ist die Aufgabe der Kunst. Brücken zu bauen, Leute zusammenzubringen, empfinde ich als eine wichtige Aufgabe.

Der Schauspieler

1930 in Ostpreußen geboren, wuchs Armin Mueller-Stahl bei Königsberg auf, studierte in Berlin Musik und ging ans Berliner Theater am Schiffbauerdamm und mit ihm 1954 zur Berliner Volksbühne, wo er 25 Jahre blieb. Sein Kinodebüt gab er 1956 in "Heimliche Ehen". Bekannt wurde er 1960 mit dem vierteiligen Fernsehfilm "Flucht aus der Hölle". Danach spielte er in zahlreichen DEFA- und DDR-Fernsehfilmen, bevor er im Zusammenhang mit der Biermann- Ausbürgerung 1980 nach Westdeutschland emigrierte, wo er wenig später auch in Fassbender-Filmen vor der Kamera stand, bevor er nach Hollywood ging und mehrfach für den Oscar nominiert wurde. Einprägsam war sein Auftritt in "Die Manns - Ein Jahrhundertroman". Armin Mueller-Stahl ist seit 1973 verheiratet, Vater und lebt vorwiegend in Los Angeles.

Von Horst Seehofer

Es war mir eine große Ehre und Freude, Armin Mueller- Stahl den Ehrenpreis des Bayerischen Ministerpräsidenten zu überreichen. Mit dieser Auszeichnung würdigen wir seit 35 Jahren das Werk außergewöhnlicher Filmschaffender. In der DDR gefeiert, in der Bundesrepublik Deutschland verehrt, in Hollywood bewundert - das hat nur ein einziger deutscher Schauspieler geschafft! Armin Mueller-Stahl hat mit deutschen und internationalen Filmgrößen zusammengearbeitet und ist selbst zu einer Ikone geworden. Einen besseren Botschafter des deutschen Films können wir uns nicht wünschen! Ob als Charakterdarsteller, Komödiant oder Action-Held - in jeder Rolle von Armin Mueller-Stahl ist eine besondere Leidenschaft für den Beruf zu spüren. "Avalon", "Das Geisterhaus", "Shine - Der Weg ins Licht" - mit diesen Kult-Filmen ist ihm in den 90ern der internationale Durchbruch gelungen. Er hat Hollywood im Sturm erobert! Die Oscar-Nominierung für die beste Nebenrolle in "Shine" war mehr als verdient. Unvergesslich ist auch die herausragende Verkörperung von Thomas Mann in "Die Manns - Ein Jahrhundertroman". Armin Mueller-Stahl spielt einen großbürgerlichen Patriarchen ebenso überzeugend wie einen eiskalten Mafia-Boss, Kirchenmänner ebenso wie Stasi-Agenten - Er ist wandlungsfähig, vielschichtig, immer von atemberaubender Präsenz. Seinen Helden - den guten wie den bösen - verleiht Armin Mueller-Stahl eine würdevolle Autorität, die man nicht mehr vergisst. Mit seinen anspruchsvollen, aber auch unterhaltsamen Filmen hat er Millionen von Menschen unvergessliche Kinostunden geschenkt. Er schafft Charaktere, die unter die Haut gehen! Dabei ist die Schauspielkunst nur eine seiner Begabungen. Er ist ein echtes Multitalent: Armin Mueller-Stahl hat Konzert-Geige studiert, schreibt Gedichte und Bücher, komponiert Lieder, singt und ist leidenschaftlicher Maler. Was, sehr geehrter Herr Mueller-Stahl, können Sie eigentlich nicht? Er ist ein Mann, der Charakter nicht nur darstellt. Er hat immer Mut und Geradlinigkeit gezeigt. Vielleicht ist er deshalb kein Politiker geworden. Aber er ist nie unpolitisch gewesen. "Lieber ein Knick in der Biographie als im Rückgrat" - das ist seine Devise. Durch seine Solidarität mit Wolf Biermann hat er ein Quasi- Berufsverbot in der DDR riskiert, im Alter von 60 Jahren und ohne Englischkenntnisse hat er einen Neubeginn in Hollywood gewagt - das tut nur jemand, der Überzeugungen hat und danach lebt. Mit diesem inneren Feuer, mit dieser Leidenschaft ist er ein Vorbild. Armin Mueller-Stahl setzt auch menschlich Standards! Er hat einmal erläutert, was ihn als Künstler antreibt: Grenzen überschreiten, frei sein, fliegen können. Ich sage: Seine Kunst atmet diesen Geist. Fliegen Sie weiter! Wir freuen uns auf weitere große Kunst von Armin Mueller- Stahl - eines wahren Weltbürgers, der seine Wurzeln nie vergessen hat.