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Zum Gedenken an Hardy Krüger: "Wer keine Angst hat, ist dämlich."

Disy-Chefredakteurin Anja K. Fließbach interviewte Hollywoodstar Hardy Krüger in Brasilien. 

 

Man kennt Sie aus vielen internationalen Filmen. Außerdem sind Ihre Fernsehauftritte in „Daktari“ und als „Weltenbummler“ allen bekannt. Was machen Sie heute?

Ich schreibe Bücher. Einige davon werden auch als Theaterstücke aufgeführt, wie zum Beispiel „Liebesbriefe aus einer geteilten Stadt“.

 

Wie sind Sie zur Schriftstellerei gekommen?

Ich schreibe seit meinem 12. Lebensjahr, gedruckt werde ich seit 1970. Beson- ders liebe ich die Lesungen. Nach jedem Buch, im Durchschnitt schaffe ich eins pro Jahr, toure ich damit durch viele Städte von Usedom bis Dresden.

 

Fehlt Ihnen Hollywood nicht?

Natürlich würde ich gern wieder Filme drehen. Als ich damals die Welten- bummler-Sendungen im Fernsehen begann, war mir bewusst, dass ich damit meine internationale Filmkarriere nicht nur unterbreche, sondern gefährde.

 

Verzeiht Hollywood Ausflüge ins TV nicht?

Zum einen das. Zum anderen habe ich zehn Jahre lang wegen der NDR-Pro- duktionen Filme abgesagt und Hollywood vernachlässigt. Als ich wieder zu- rückwollte, war ich außerdem zehn Jahre älter.

 

Das klingt traurig.

Überhaupt nicht. Ich höre immer auf meine innere Stimme und mache gerade das, was ich gern möchte.

 

Nur eben keine großen Filme mehr ...

Es ist nicht so, dass ich keine Angebote bekomme. Aber einen großen Film machen drei Dinge aus: ein gutes Drehbuch, ein gutes Drehbuch, ein gutes Drehbuch. Darauf warte ich seit Jahren.

 

Sie sind also eher ein Mensch, der auf Chancen wartet?

Überhaupt nicht. Im Gegenteil. Hätte ich nur abgewartet, wäre ich damals im Theater Berlin eingeschlafen. Stattdessen habe ich mich auf Arbeitssuche im Ausland begeben, wollte nach Paris oder London, wo nach dem Krieg Deutsche noch nicht gern gesehen wurden. Ich ging nach Frankreich und wurde deswegen sogar von Präsident Chirac in die Französische Ehrenlegion aufgenommen. Be- gründung: „Veränderung vom Bild des Deutschen in den Augen der Franzosen.“

 

Das klingt beeindruckend. Was kann Sie denn beeindrucken?

Die Natur, der Busch, die Tiere. Demnächst gehe ich wieder auf Safari. Fahre mit Landrover und Zelt im Busch am Fuß des Kilimandscharo herum. Für mich neben der Antarktis der schönste Platz der Erde.

 

Haben Sie da keine Angst?

Wer keine Angst hat, ist dämlich. Man muss die Gefahr voraussehen.

 

Ich könnte das im Busch nicht.

Ich schon, schließlich habe ich auf einer Farm in Afrika gelebt. Erinnern Sie sich an den Film „Hatari“? Diese Farm habe ich gekauft. Dort habe ich wilde Tiere gefangen, Büffel, Nashörner ... Ich habe gelernt, wie Tiere sind.

 

Sind Sie ein Jäger?

Nein. Ich benutze keine Waffen. In mir lebt noch etwas von den wilden Tieren. Ich verlasse mich nur auf meine Instinkte und meine Sinne. Man muss sich nur benehmen. Der Löwe will mich auch nicht sehen. Ich muss das Tier riechen, bevor es mich riecht.

 

Verlassen Sie sich bei Menschen auch auf Ihren Instinkt?

Das funktioniert bei Menschen nicht. Menschen sind berechnend. Ich gehe auf die Menschen offen zu und erwarte das Beste. Wenn das Gegenüber meine Erwartungen nicht erfüllt, gibt es diesen Menschen für mich nicht mehr.

 

Also hat Ihre Frau Sie schon bei der ersten Begegnung in Ihren Bann gezogen?

Wir sind seit über 30 Jahren verheiratet. Anita hat mich in dieser Zeit als Fotografin auf fast allen Reisen begleitet, wir haben viel gemeinsam durchlebt. Das sagt alles.

 

Wo leben Sie mit Ihrer Frau?

Wir haben ein Haus in Kalifornien in den San Bernadino Mountains. Es liegt sehr idyllisch in 1800 m Höhe in einem Mischwald, rund 90 km von Los An- geles entfernt. Außerdem leben wir noch in Hamburg und sind immer noch sehr oft unterwegs in der Welt: Südsee, Ostafrika, Neuseeland, Indischer Ozean, Karibik und gerade eben Südamerika.

 

Das klingt nach einem erfüllten Leben.

Allerdings. Langeweile kenne ich nicht.