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Kleine Bühne mit großem Programm

Dresdens Theater und Opernlandschaft ist um eine Spielstätte reicher. Nach über fünf Jahren Planungs-, Entscheidungs- und Bauzeit konnte Semper Zwei im Oktober 2016 eröffnen. Die neue Bühne bietet all den Produktionen Raum, die für die große Bühne der Semperoper zu klein sind. Programmvielfalt, über alle Genregrenzen hinaus, wird hier in Zukunft geboten. Zudem ist die Ausrichtung auf ein jüngeres Publikum ein wichtiges Ziel von Semper Zwei. Disy sprach mit Manfred Weiß, dem künstlerischen Leiter.

 

Wie entstand die Idee zum Umbau von Semper Zwei?

Weiß: Wir haben immer das Problem mit dem Betrieb auf der Probebühne. Die „Kleine Szene“ in der Bautzener Straße war der Ort für kleinere Formate und experimentellere Musiktheater. Als ich 2010 an die Semperoper kam, entwickelte sich der Wunsch nach einer stärkeren Fokussierung auf Jugend- und Kindertheater. Dabei sollte die Spielstätte als Teil des Opernbetriebs möglichst nahe der Semperoper liegen. Als Zwischenlösung diente dann die große Probebühne auf der die Stücke von Semper Zwei aufgeführt wurden, bis 2011 die Entscheidung zum Umbau des Gastronomiegebäudes beschlossen wurde. Die Arbeiten begannen 2014 und endeten im Oktober 2016.

 

Welche Ziele haben Sie als künstlerischer Leiter von Semper Zwei? 

Weiß: Wir wollen mit der Qualität des Semperoper Ensembles im Bereich Oper, Konzerte und Ballett anknüpfen, wie es bisher bei Semper Zwei üblich war. Jedoch findet eine programmatische Unterscheidung zu dem Programm der Semperoper statt. Wir wollen keine Kopie der großen Oper sein, sondern neue Formate in unseren drei Sparten entwickeln, die an die neu geschaffenen Räumlichkeiten angepasst sind.

 

Wer ist die Zielgruppe für Semper Zwei?

Weiß: Eine ganz wichtige Zielgruppe sind Kinder und Jugendliche, die „junge Szene“, für die wir ein paar Formate übernehmen, wie die  „Kapelle für Kids“. Es werden Kinderstücke produziert werden.  Zur Eröffnung von Semper Zwei wurde mit „The killer in me is the killer in you my love.“ ein Stück ausgewählt, das sich vom Grundtenor an ein jüngeres Publikum richtet. Aber auf der anderen Seite gibt es den Wunsch moderne zeitgenössische Kammeropern zu spielen, welche zu klein sind für die große Bühne. Wir wollen eine große Bandbreite bieten, um viele Leute anzusprechen und neugierig zu machen.

 

Welche Besonderheiten hat die Spielstätte im Vergleich zur Semperoper zu bieten?

Weiß: Zum einem ist der neue Bühnenboden perfekt an die Bedürfnisse des Spielbetriebs angepasst. Er ist stabil genug, um den hohen Anforderung durch den Auf- und Abbau des Bühnenbildes zu genügen. Auch Größe und Form des Bühnenraums sind an unsere Projekte angepasst. So passen ca. 160 Zuschauer hinein, jedoch ist je nach Stück und Bühnenbild die Bestuhlung variabel. Zusätzlich ist durch den Studiocharakter der Bühne ein Bespielen von allen Seiten möglich, was den Bühnenbildnern viele Möglichkeiten zum Experimentieren ermöglicht. Das besondere Erlebnis bei solch kleinen Bühnen ist, dass die Zuschauer natürlich ganz nah an den Schauspielern dran sind, was einen großen Unterschied zur Semperoper darstellt.

 

Welche Erwartungen bezüglich der Resonanz durch das Publikum haben Sie?

Weiß: Wir würden uns wünschen, dass wir alle Altersgruppen für unser Programm interessieren können. Denn wir haben eine große Bandbreite an Stücken. Vom Kinderstück „Schneewittel“ bis zur zeitgenössischen Kammeroper „Salvatore Sciarrino Lohengrin“ oder verschiedene choreographische Formate ist alles vertreten. Es wird also für Jeden etwas geboten und wir hoffen auf die Neugier der Dresdner, den Raum anzusehen und zu erleben.