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Der neue Ferrari 488 GtB

488 Gran Turismo Berlinetta – so heißt der neue Ferrari mit vollem Namen. Die Italiener sprechen von einem ihrer besten jemals gebauten Autos. Die Disy-Redakteure Witalij Winogradow und Maximilian Walter haben sich ihn im Autohaus Thomas genauer angesehen. 

 

Es sind nicht die Werte eines Familienautos: 670 PS, 3,9 Liter Hubraum, V8 Turbo-Motor, 760 Nm Drehmoment im siebten Gang und in drei Sekunden von Null auf 100 km/h. Preis? Je nach Ausstattung über 250.000 Euro.


Und doch ist es das Familiäre, das diesen Wagen zu etwas besonderem macht. Einen Ferrari kauft man nicht einfach. Man lernt ihn erst mal kennen, trifft sich vielleicht auf ein oder zwei Dates. Man spürt die enge Verbindung, wie eine Leidenschaft und Temperament langsam einnehmen. Die Leidenschaft wächst und man lernt die „Eltern“ kennen: Maranello, der Hauptsitz des Sportwagenherstellers. Hier, wo jeder mit unglaublicher Leidenschaft am Werk ist, wird ein Auto nicht gebaut, sondern erschaffen, ja, geboren. Und irgendwann, manchmal unmerklich, manchmal mit voller Wucht, spürt man, dass man ein Teil dieser Familie sein möchte. 

So dürfte es auch vielen beim 488 GTB gehen, dem neusten Spross der Familie Ferrari. Doch bevor man in sein eigenes Auto einsteigen darf, vergehen noch sechs bis acht Monate. So lange beträgt die aktuelle Wartezeit. Doch die lohnt sich: denn der 488 GTB ist wirklich ein wundervolles Auto geworden. Setzt man sich in die Ledersportsitze, wird man regelrecht eingesaugt. Alles fühlt sich hochwertig an und ist dennoch funktional. Jedes Teil im Innenraum und an der Karosserie scheint eine Funktion zu besitzen. Überragt wird das Cockpit vom großen Drehzahlmesser mit integrierter Ganganzeige. Rechts und links sind kleinere LCD-Bildschirme, die Telemetriedaten und Geschwindigkeit anzeigen. Das Handschuhfach ist mit Samt ausgekleidet. Die Schaltwippen bestehen aus Karbon und Einstellungen wie die Traktionskontrolle lassen sich direkt am Lenkrad ändern. 

Herzstück eines jeden Ferraris ist der Motor. Im 488 GTB werkelt ein V8 Turbomotor – der stärkste, den Ferrari je gebaut hat. Ein verführerischer Klang, kein Turboloch, ein unglaubliches Ansprechverhalten (0,8 Sekunden bei 2.000 U/min) und eine spezifische Leistung von 172 PS pro Liter Hubraum sprechen für sich. Dabei ist man in Maranello nicht nur auf die pure Leistung stolz. Auch die Effizienz kann sich sehen lassen. Im Verbrennungstrakt kommen High-Tumble-Ansaugkrümmer zum Einsatz, die die Durchflussmenge optimieren und Verwirbelungen innerhalb der Brennkammern verringern. Das in Kombination mit 200 bar Einspritzdruck führt zu einem homogenerem Kraftstoffgemisch bei hohen Drehzahlen. Eine Ionenstrommessung ermöglicht die Kontrolle des Zündzeitpunktes, so dass Fehlzündungen vorhergesehen und Zündzeitpunktverstellungen bei hohen Drehzahlen maximiert werden. Ferrari gibt den Verbrauch mit etwas mehr als elf Litern auf 100 Kilometern an – was auf der einen Seite zwar ein sensationeller Wert ist, aber wenn überhaupt nur mit äußerst sparsamer Fahrweise erreicht werden dürfte. 

So viel Power möchte auch ansehnlich verpackt werden. Das Design des 488 GTB ist Ferrari-typisch zeitlos elegant. In sanften Linien schwingt die Karosserie und leitet die Luft Richtung Motor. Hier merkt man besonders, wie viel Erfahrung Ferrari im Rennsport hat. Der Abtrieb wurde im Vergleich zum Vorgänger um 50 Prozent er- höht und der Luftwiderstand reduziert. Die Front wird von einem Aero Pillar und einem von der Formel 1 inspirierten Doppelspoiler dominiert. Der Aero Pillar verteilt die Luft längs nach unten, wo sie mit hoher Geschwindigkeit vom Unterboden angesaugt wird – quer und nach oben fließt die Luft in die Kühler. Übrigens: Ohne den neuartigen Unterboden, der das Auto auf der Straße festsaugt, ließe sich der GTB kaum kontrollieren. Alle aerodynamischen Teile zusammen sorgen für einen Abtrieb von 325 Kilogramm bei 250 km/h. 

Um die gewaltige Kraft wieder zum Stehen zu bringen, hat Ferrari eine Reihe von Assistenzsystemen eingebaut. Das Getriebe ist darauf ausgerichtet, das Drehmoment optimal zu nutzen. Sechs Sekunden braucht der GTB um vom Stand im ersten Gang an den Begrenzer des vierten Ganges zu beschleunigen. Dann ist man nur noch zwei Sekunden von der 200 entfernt. Um wieder auf Null zu kommen, braucht der Italiener nur noch 117 Meter, aus Tempo 100 sind es nicht mal 30 Meter. Ermöglicht wird das durch das Brembo Bremssystem. Dank geänderter Bremszangen zur optimalen Kühlung in extremen Fahrsituationen und Material, das die Bremsen schneller auf Betriebstemperatur bringt, konnte der Bremsweg im Vergleich zum Vorgänger um 9 Prozent gesenkt werden.