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So arbeiten die Organkrebszentren am Diakonissenkrankenhaus

Tumorkonferenz: Fachübergreifendes Expertengremium berät für jeden Krebspatienten Organkrebszentren greifen auf eine ausgefeilte Infrastruktur und Logistik zurück. Ein wesentlicher Bestandteil dabei ist die Tumorkonferenz. Wir waren bei einer Fallbesprechung im Diakonissenkrankenhaus dabei. 

 

Ein Knarzen in den Lautsprechern, dann ein Räuspern – die Pathologin und der Strahlentherapeut aus kooperierenden Einrichtungen sind nun live zugeschaltet, der Onkologe aus der benachbarten Praxis ist vor Ort. Befunde und Röntgenaufnahmen werden an die Wand des abgedunkelten Besprechungsraumes projiziert, dann kehrt konzentrierte Ruhe ein. Oberarzt Dr. Dirk Meisel, Koordinator des Darmkrebs- und Pankreaskarzinomzentrums am Diakonissenkrankenhaus, stellt den ersten Befund an diesem Nachmittag vor. Mit ihm schauen zehn Ärzte aus vier verschiedenen Einrichtungen auf die Daten. Die Zeit des Arztes als Einzelkämpfer ist vorbei. Zumindest in dem medizinischen Bereich, der hier im Mittelpunkt steht: die Versorgung von Krebspatienten. Früher wäre die Besprechung durch ein so vielseitig besetztes Gremium für einen einzelnen Patienten undenkbar gewesen. Heute ist das in Organkrebszentren der Standard für jeden Patienten. Ein Standard, der allerdings auch notwendig ist, denn mit dem Fortschritt in der Krebstherapie ist auch das Wissen immer komplexer geworden: Welche Therapieformen sind die Richtigen, in welcher Reihenfolge und mit welchen konkreten Methoden? Ist bei Brustkrebs eine brusterhaltende Operation möglich und bei Prostatakrebs eine nervenerhaltende? Oberarzt Dr. Meisel scrollt durch die Befunde, die für diese Besprechung zusammengetragen wurden. Er spricht über Größe und Lage der Tumoren, über Tochtergeschwüre in weiteren Organen und über die Vorerkrankungen der Patienten. Die anwesenden und zugeschalteten Ärzte wägen gemeinsam ab. Schließlich trifft das Gremium für jeden Patienten eine Entscheidung: Der Chefarzt sieht den Patienten zur nächsten Spezialsprechstunde, die Radiologin sichert den Befund durch weitere Diagnostik ab, eine zeitnahe Operation ist notwendig. Nach der Besprechung an diesem Nachmittag wird kein Patient lange auf den nächsten Schritt warten müssen – zeitnahes Handeln kann bei der Krebsbehandlung überlebenswichtig sein. 

 

 

Pilotprojekt: Patienten am Diakonissenkrankenhaus profitieren von „Integrativer Medizin“ 

 

Schulmedizin und alternativmedizinische Angebote müssen sich nicht unversöhnlich gegenüberstehen. Damit Patientinnen von beiden Ansätzen profitieren, startete das Diakonissenkrankenhaus im Frühjahr dieses Jahres das Pilotprojekt „Integrative Medizin“. Seitdem werden alle Patientinnen im Brustkrebszentrum über die Vorteile einer zusätzlichen integrativmedizinischen Behandlung informiert. Die Vorstellungen der Patientinnen erhebt das Krankenhaus über einen eigens entwickelten Fragebogen. In Abhängigkeit von der Erkrankung, den notwendigen Standardtherapien und den vorhandenen Beschwerden erarbeitet dann ein Ärzteteam für jede Patientin ein Behandlungskonzept. Aus der Ergänzung schulmedizinischer Krebstherapieansätze mit komplementären Ansätzen können sich zahlreiche Vorteile ergeben: von der Unterstützung des Immunsystems bis hin zur Linderung von Nebenwirkungen, die moderne Krebstherapien haben können. Das Interesse an integrativmedizinischen Angeboten ist groß. Seit dem Start des Projektes nahmen viele Patientinnen die neue Initiative des Diakonissenkrankenhauses in Anspruch. Prof. Dr. Andreas Werner, Leiter des Brustkrebszentrums, stellt noch einen weiteren Effekt heraus: „Durch den intensiveren Austausch erlebe ich auch eine engere Arzt-Patienten- Beziehung und dies entspricht ganz grundlegend unseren Leitspruch ‚Zuwendung leben‘“.