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Ökonomischer Angriff aufs Luxussegment - der Lexus GS450H

Heckantrieb, 345 PS, 400 Nm Drehmoment und in 5,9 Sekunden von Null auf 100 - laut Papier steht vor mir eines der kräftigsten Hybrid-Autos auf dem Markt. Gleichzeitig soll der Lexus GS 450H aber auch einer der sparsamsten seiner Klasse sein.

Durch das schlüssellose Zugangssystems Keyless-Go kann der Zündschlüssel beim Öffnen der Türen und beim Starten des Motors in der Hosentasche bleiben. Ich setze mich hinein und wundere mich, wieso der Sitz so weit hinten ist. Das liegt an der Ausstiegshilfe. Tatsächlich: Als ich später den Motor abstelle, mich abschnalle und aussteigen will, setzt sich das Lenkrad und der Sitz in Bewegung. Beim Wiedereinstieg bringt er sich automatisch in die von mir eingestellte Position zurück. Bis zu drei verschiedene Einstellungen merkt sich das Auto - sehr praktisch bei Firmenwagen. Meine ersten Meter lege ich vollkommen elektronisch zurück. Hier merkt man, dass Lexus dank Toyota-Technik bereits viel Erfahrung mit Hybrid-Antrieben hat. Das Auto läuft im Eco-Modus und der Verbrennungsmotor schaltet sich nur selten dazu. So fahre ich nahezu emissionslos durch die Stadt. Als Vollhybrid muss das Auto auch nicht an die Steckdose, die Batterien laden sich beim Bremsen auf. Der Bordcomputer wird über einen mausähnlichen Button in der Mitte bedient. Für ein Auto ist der Bildschirm riesig. Er zeigt mir wahlweise das Radio, das Navigationsgerät, den aktuellen Verbrauch oder welcher Motor gerade aktiv ist. Nach kurzer Eingewöhnung springe ich durch die Menüpunkte, verbinde ohne Probleme mein Handy und stelle mir einen Radiosender ein. Der Lexus verfügt sogar über einen Empfänger für Digitalradio. Außerdem besitzt das Auto eine Art Head- Up-Display. Ein Bildschirm zwischen Frontscheibe und Cockpit spiegelt sich in der Scheibe und zeigt mir die aktuelle Geschwindigkeit und Navigationsanweisungen an. Beim Einparken hilft eine Rückfahrkamera. Von außen macht der Lexus eine ansprechende Figur. Einem Oberklasse- Fahrzeug würdig, präsentiert sich die Front markant. Das Logo ist mit einem blauen Schimmer unterlegt. Etwas ungewöhnlich ist, dass der Hybridschriftzug unter der Tür zum Fond angebracht ist. Das Heck "klaut" sich optische Designelemente von BMW, verpackt diese aber ansprechend. Das Endrohr des Auspuffs versteckt Lexus. Der Innenraum ist hochwertig verarbeitet. Gerade der Einsatz von Bambus zahlt sich aus. Nicht nur der Innenraum wirkt besonders warm und hell, auch sorgt der Einsatz auf dem Lenkrad dafür, dass dieses noch nach vielen Kilometern nicht abgegriffen sein dürfte. Clever! Der Kofferraum allerdings fällt recht klein aus. Dafür sitzt man auch im Fond sehr bequem, hat ordentlich Bein-, und Kopffreiheit. Der Fahrer wiederum ist ein wenig von der Mittelkonsole eingeengt. Das sollte aber nur wirklich breite und große Menschen stören. Ich mache mich auf den Weg auf die Autobahn. Zuvor stelle ich den Wagen erst auf die Sportstellung. Damit spricht das Gaspedal direkter an, der Wagen wird wesentlich spritziger. Auf der S+-Einstellung verfestigt sich zusätzlich das Fahrwerk. Damit liegt der Wagen härter in der Kurve und das Lenkrad ist ebenfalls steifer und spricht direkter an. Als ich freie Bahn habe, drücke ich das Pedal komplett durch. Der Wagen reagiert sehr schnell auf meine Eingabe, jagt die Tachonadel an den Begrenzer und beschleunigt. Dabei heult der Motor ordentlich auf. Hier zahlt sich der V6-Motor aus. Die 200er-Marke ist leicht geknackt. Ab diesem Tempo machen sich jedoch Wind-, und Fahrgeräusche auch im Innenraum bemerkbar. Als ich auf dem Rückweg wieder zurück in den normalen Fahrmodus schalte, fällt mir auf, dass die Drehzahlanzeige wieder verschwindet und von einer Anzeige ersetzt wird, die den Ladebetrieb Batterie zeigt. Außerdem ist die Anzeige nicht mehr rot, sondern wieder blau unterlegt. Bevor ich das Auto zurück bringe, schaue ich mich noch einmal genau um. Ich finde viele Ablagen und Versteckmöglichkeiten. Beim Blick ins Handschuhfach entdecke ich das Handbuch. Es ist fast 1000 Seiten dick und ich frage mich, ob man nach der Lektüre einen Kampfjet oder ein Auto bedienen kann. Dabei ist es wohlgemerkt einsprachig! Zudem werfe ich noch einen Blick auf den Verbrauch. Laut der Anzeige, habe ich seit dem letzten Tanken durchschnittlich 9,5 Liter auf 100 Kilometer verbraucht. Bei entsprechender Fahrweise ist hier sicherlich noch ein wesentlich besserer Wert möglich. Laut Lexus bis zu 5,9 Liter.

Fazit: Lexus möchte mit dem GS450H ein bezahlbares Premiumprodukt für verbrauchsbewusste Fahrer anbieten. Das gelingt den Japanern außerordentlich gut. Der GS 450H ist sportlich, dynamisch überraschend und durchaus eine echte Alternative zu den Premium Marken. Er ist hochwertig verarbeitet, bietet viel Platz und macht auf der Autobahn eine gute Figur. Zudem ist er sparsam und muss sich auch optisch nicht hinter der Konkurrenz verstecken.