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Editorial Frühjahr 2020

Kann nicht einfach mal Ruhe einkehren?
Können wir nicht einfach mal unbeschwert und ohne anstrengende Vorkommnisse von außen arbeiten, leben und glücklich sein? Ich hätte gern einmal – jetzt nicht lachen, denn es passt ganz und gar nicht zu mir – Routine. Dass einfach mal eine Weile alles geordnet läuft. Keine Viren, Flüchtlinge, Trumps, Gretas, Atomkatastrophen, Kriegsgefahr, Finanzkrisen, keine Mitarbeiterkündigungen, Telekom, die uns von Donnerstag auf Freitag das alte Kupfernetz abklemmt und eine ganze Redaktion ohne Internet und Telefon da stehen lässt, keine Erkenntnisse, dass man sich hat hier und da von geglaubt Vertrauten ganz schön über´s Ohr hat hauen lassen.
Nein! Auf solche unbeschwerten Zeiten warten wir wohl vergebens. „Irgendwas ist immer“, hat meine Oma oft gesagt. Es ist der Umgang mit der Situation, die Bewertung und auch die Benennung. Ausgangssperre, Quarantäne oder Corona-Ferien? Der Name macht den Unterschied. Todesvirus, Grippevirus, Erkältungsvirus – merken Sie was? Hilft uns das? Vielleicht ein bisschen. Und was bei solchen Situationen auch gut ist: Statistiken und Zahlen. So kann man versuchen, Gefahr zu relativieren. Oder einfach mal ein paar Tage oder wenigstens Stunden die Informationsflut abschalten.
Nach dem 11. September 2001 habe ich morgens immer aus dem Fenster geschaut und war beruhigt, weil alles noch so aussah wie am Vortag. Das wird wohl nicht mehr funktionieren, wenn die Straßen leer sind. Vom „schlimmsten Fall“ ausgehen und hoffen, dass es so schlimm nicht kommt? Um Gottes Willen! Das hält ja keiner aus.
Diese unsicheren Zeiten erinnern mich ein wenig an die Wende. Nur, dass wir da alle viel optimistischer waren und mutiger. Oder betrifft das nur mich?
Manchmal wünschte ich, wir könnten die Zeit zwei Jahre vorspulen. Dann wüssten wir mehr und hätten es vielleicht hinter uns. Aber Leute – das sind zwei Jahre unseres Lebens! Die können wir uns nicht einfach blockieren. Die müssen wir trotzdem weiter sinnerfüllt, liebevoll und mit dem Glück, das da ist, nutzen.
Im Moment scheint die Sonne, der Himmel ist frei und neben mir sitzt eine nette, junge Redakteurin, die lächelt und froh ist, dass sie mit Instagram eine positive Kommunikationsplattform hat.
Wisst Ihr, was ich meine? Schaut Euch um und sucht das Glück! Es ist auch jetzt da. Wir müssen uns anstrengen, es zu sehen und dran zu bleiben. Aber wenn wir etwas beeinflussen können, dann das: Bewerten, Benennen und froh sein, zu leben.
Ich wünsche Euch von Herzen Gesundheit!

Eure


Anja K. Fließbach

PS: Ich habe Euch das erste Mal nach 18 Jahren im Editorial geduzt. Es ist mir ein Bedürfnis. Rücken wir auf diese Weise doch etwas zusammen! Lasst uns in Verbindung bleiben auf Instagram @disy_fliessi ! Und in der nächsten Disy.