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Doreen Wolff

Zwischen urwüchsigen Wächtern und filigranen Punkten

Ruhig liegt er da, seine Oberfläche glänzt dunkel in der Sonne. Archaisch, einzigartig und auch ein bisschen eigenwillig. Die Pfoten nach vorne geschoben. Vollkommen in sich ruhend. Entspannt und doch wachsam.


Zufrieden und immer auf der Hut. Und genau das ist auch seine Aufgabe: Der "Wächter der Zufriedenheit" der Malerin und Bildhauerin Doreen Wolff ist eine Bronzeskulptur, die Ruhe vermittelt und jedem Betrachter ein Lächeln ins Gesicht zaubert. "Entstanden ist dieser Wächter schon 2008 aus Flußschlamm bei einem Arbeitsaufenthalt in Thailand", erzählt die Künstlerin. Danach folgten noch weitere Wächterfiguren, die zwar allesamt inspiriert sind von den Wasserspeiern im Naumburger Dom, mit denen sie aber doch wenig gemeinsam haben. Nicht furchteinflößend wirken sie, jedoch ernst, aufmerksam und würdevoll. Die glänzende Oberfläche lädt zum Streicheln ein. Auch die anderen Wächter zeigen die klare Handschrift von Doreen. Es entstanden aufmerksame und würdevolle Hüter der Gesundheit, des Mitgefühl, der Stille, des Wohlstands, der Liebe, des Glücks, der Gelassenheit, der Achtsamkeit, der Weisheit, der Kraft und der Milde. Anders als ihre filigranen Gemälde strahlen die Wächterfiguren eine urwüchsige Kraft aus. "Mit meinen Wächtern habe ich, so denke ich, ganz eigenständige Kreaturen geschaffen, die sich sinnvoll in die Reihe der traditionellen Wächterfiguren und geerdeten Wasserspeier eingliedern und eine Verschmelzung der Kulturen zeigen. Dabei verlieren sie keineswegs ihre eigentliche Schutzfunktion, nämlich die Vertreibung von Dämonen und gehen außerdem der heutigen Sehnsucht nach Harmonie und Frieden nach", erzählt die gebürtige Naumburgerin. Ihre filigranen Bilder dagegen - die andere Seite ihrer Kunst, entstehen Punkt für Punkt und erinnern an die Malerei der Aborigines. Die Ähnlichkeit jedoch ist zufällig: Prägend für Doreens Bilder war eine Studienreise zu den versunkenen Städten Italiens, nach Pompeji, Herculaneum und Stabiae. Sie verarbeitete diese einzigartigen Eindrücke. So erinnern ihre Gemälde an farbintensive Mosaike. Nur bestehen diese nicht aus bunten Glassteinchen, sondern aus winzigen Farbtupfen, die sie engelsgeduldig mit zarten Stäbchen auf die Leinwand setzt. "Zuerst ist da ein Motiv in meinem Kopf. Ich setze die ersten Punkte, meist in der Mitte des Bildes. Dann nehmen die Formen Gestalt an, die Farben korrespondieren, das Leben auf dem Gemälde beginnt", erzählt die Künstlerin. Als sie 2006 mit ihren Tupfenbildern begann, war das zunächst wie eine Therapie für Doreen, sie verarbeitete so den frühen Tod ihrer kleinen Tochter Lucy- Lee. Sie malte tage- und nächtelang hindurch, wie im Fieber. "In meinen Bildern verarbeite ich die eigenen inneren Geschichten, Träume und Vorstellungen. Das Unterbewusstsein gibt hier den Ton an." Erst im Nachhinein bekommen die Werke ihre Namen wie "Abschied", "Hoffnung", "Im Schein des Mondes" oder "Blühende Zukunft". Ihre Bilder wirken, als seien alle Mythen dieser Welt darin verarbeitet, geheimnisvoll, berauschend intensiv, traumhaft. Schon als Kind hatte sie sich eine Karriere als Künstlerin gewünscht, folgte jedoch zunächst dem Rat ihres Vaters und begann ein Bauingenieurstudium, das sie nach zwei Jahren abbrach. Sie wechselte zu Kunstgeschichte, klassischer Archäologie und Psychologie. Heute lebt und arbeitet Doreen Wolff in einem wunderschönen, lichtdurchfluteten Atelier im Künstlerhaus Loschwitz. Drei Buddha-Figuren ziehen die Blicke der Besucher auf sich und natürlich die farbintensiven Werke der Malerin und Bildhauerin an den Wänden. "Hier zu arbeiten, in einem Atelier, in dem vorher schon Künstlerpersönlichkeiten wie Sascha Schneider oder Hermann Glöckner kreativ waren, erfüllt mich mit einem großen Glücksgefühl", schwärmt sie. Seit Mai 2013 betreibt die Malerin und Bildhauerin außerdem gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Thomas Reichstein eine Produzentengalerie am Dresdner Schloss (Schloßstraße 20) in der sie ausschließlich eigene Kunstwerke zeigen. Dort können Sie Doreen Wolff finden - inmitten von ihren urwüchsigen Wächterfiguren und der filigranen Punktemalerei. Öffnungszeiten: Montag bis Sonntag 13 bis 19 Uhr.