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„Toleranz ist die Quelle für Innovationen“
Wir brauchen einen entspannten Umgang mit der Vielfalt, die im Menschen selbst und einer modernen Gesellschaft angelegt ist.
Wir brauchen weniger Aufgeregtheit und mehr Großzügigkeit, wenn Neues, Ungewohntes, anderes als das, was schon immer so war auf uns zukommt.Toleranz in diesem Sinne schafft Raum für neue Ideen, gibt Freiheit für persönliche Entwicklungen und einer Gesellschaft die Kraft, die sie für die Zukunft stark macht.Ich meine damit nicht, dass man Verstöße gegen Recht und Ordnung, gegen Anstand und moralische Überzeugungen durchgehen lässt. Im Gegenteil, wir sollten unsere Kräfte genau auf die Durchsetzung und Stärkung dieser Werte konzentrieren.
Aber seien wir toleranter, wenn innerhalb von Recht und Ordnung das Leben verschieden ist. Das gilt für sachliche Diskussionen, die nicht gleich mit der Waage politischer Korrektheit gemessen werden sollten.
Es gilt für die Kreativität von Künstlern und Forschern, denen wir in der Gesellschaft einen offenen Schaffensraum geben müssen.
Es gilt für den Dialog der Religionen - gerade zwischen Christen, Muslimen und Juden, die alle an einen Gott glauben. Es geht aber auch um die Toleranz gegenüber unterschiedlichem Leistungsvermögen: Neiden wir dem Erfolgreichen nicht seinen Erfolg und das was dafür steht. Wir müssen zu Leistungen, zur Verantwortungsübernahme motivieren und müssen dann auch die Erträge gönnen können.Tolerieren wir aber auch, wenn jemand weniger leisten kann und dennoch seinen Beitrag für unsere Gemeinschaft, für unser Land leistet. Toleranz ist ein Wesenskern des christlichen Menschenbildes, das unsere Politik prägt. Bei anderen endet die Toleranz an der Grenze ihrer Ideologie.
Stanislaw Tillich ist seit Mai 2008 Landesvorsitzender der sächsischen CDU und der dritte Ministerpräsident des Freistaates Sachsen nach der Wende.