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Tom Roeder: Der 21-Uhr-Mann

Wenn Feuerfontänen brennen und Kulissen durch die Luft schweben, ist Tom Roeder in seinem Element

Er hat nur eine einzige Chance. Alles muss auf Anhieb klappen. Jeder „Drahtseilakt“, jeder Paukenschlag, jeder Funkenregen. Auf die Sekunde muss all das funktionieren, was sich der gebürtige Dresdner Monate zuvor ausgedacht und gebaut hat. Denn mit Tom Roeder beginnt die Show. Oder eben auch nicht.

Man kann nicht sagen, er sei der wichtigste Mann des Abends. Und doch warten eigentlich alle nur auf sein Zeichen. Besser: Auf seine Show, mit der alljährlich der Dresdner SemperOpernball eröffnet wird. Dann lässt Tom Roeder Pferde fliegen, Grammophone schweben und riesige Feuerfontänen brennen. In Dresdens Nachthimmel direkt über der Semperoper. Punkt 21 Uhr.

Einen Dresdner Opernball ohne seine Inszenierungen kann sich hier niemand mehr vorstellen. Nicht die Verantwortlichen des SemperOpernball e. V. und auch nicht die Gäste in und vor dem Opernhaus. Und erst recht nicht das Fernsehen, mit dem Tom Roeder gut ein dreiviertel Jahr vor dem Startschuss bereits seine Visionen bespricht, damit am Ballabend auch jede Fernsehkamera die spektakulärsten Bilder bekommt. „Das Schwierige an der gesamten Inszenierung ist, eine Idee zu finden, die sowohl die Menschen draußen als auch die Gäste im Saal erleben können. Eine Geschichte, die man von draußen nach drinnen mitnehmen kann“, so der 47-Jährige, der eigentlich aus einer ganz anderen Branche kommt. Er war Modellbauer, bevor er Modedesign studierte und als Dipl.-Modedesigner später erste Shows und Präsentationen initiierte. Weil er dabei auch gern mit pyrotechnischen Effekten arbeitete, entschloss er sich, die notwendige Ausbildung als Feuerwerker auch noch zu absolvieren und gründete kurzerhand eine eigene Firma. Die Shows liefen gut. Seine Ideen waren so ungewöhnlich und emotional ergreifend, dass der junge Dresdner mehr und mehr Aufträge für derartige  Inszenierungen erhielt. Aufträge aus dem In- und Ausland. Und eben auch den vom Semper- Opernball e.?V..

„Meine Aufgabe ist nicht nur, auf dem Theatervorplatz für eine ansprechende Beleuchtung, die Illumination und einen guten Ton zu sorgen, sondern vor allem die Gäste des Opernballs möglichst fesselnd“, erzählt Roeder über seine Arbeit in Sachsens spektakulärster Ballnacht. „Mein Opening ist wie eine Sandmännchen-Geschichte: Jedes Jahr wird das Motto des Opernballs aufgegriffen und mit einem anderen Gefährt zu den Gästen gebracht.“ Im ersten Jahr war es eine weiße Kutsche mit einem Schimmel. Beides hat Tom Roeder selbst entworfen und in seinen 2000 m² großen Lager- und Arbeitshallen draußen im Industriegelände Nord gebaut. Als die Kutsche nach ihrem Flug über der Semperoper dann auf dem Opernvorplatz „gelandet“ war, natürlich von einem farbenprächtigen Feuerwerk begleitet, stieg er aus dem fliegenden Gefährt und brachte das Licht zur jubelnden Menschenmenge draußen und in die in Finsternis gehüllten Ballsäle. Immer, als der maskierte Tom Roeder damals an einem der dunklen Kronleuchter vorbeilief, ergoss sich die jeweilige Lichtquelle im Opernhaus in einen Fontänenregen. Eben ganz nach dem Opernball-Motto: „Es werde Licht!“ Eine spektakuläre Inszenierung! „Es war einfach perfekt und eine Überraschung für alle Anwesenden, die gar nicht wussten, was sie erwartet. Damals bin ich noch mit einer selbstgebrannten CD zum Techniker in den MDR Sendewagen gegangen und hab ihn gebeten, die Musik um 21 Uhr einfach mal einzulegen“, blickt der „Showmacher“ lachend zurück, der heute jedes Detail zigfach planen, besprechen und mit vielen verschiedenen Partnern abstimmen muss.   

Der weißen Kutsche aus dem ersten Jahr folgten an den nächsten Ballabenden noch viele außergewöhnliche Inszenierungen: Ein zehn Meter hohes Grammophon mit einem 6 m breiten Trichter und riesiger Schallplatte schwebte zum Beispiel 2007 durch die Luft und spielte dabei Musik. Eine spanische Flamenco-Tänzerin tanzte auf der Außenbühne vor einem überdimensionalen Fächer und wurde in den Saal projiziert, bis sie (als Double) aus der Leinwand „trat“ und auf dem Parkett drinnen ihre Tanzschritte darbot. Oder 2011, als drei Clowns im Ballon über die Menschenmenge fuhren, von Feuerwerksraketen umgeben, und auf ihren Instrumenten den „Einzug der Gladiatoren“ spielten, anschließend in die Oper liefen und im Orchester auf den drei frei gebliebenen Stühlen Platz nahmen, um in den Triumphmarsch von Julius Fucik dann noch einmal mit dem gesamten Klangkörper einzustimmen. Es sind Bilder und kleine Geschichten, die Tom Roeder alljährlich mit seinem Opening produziert und mit denen er Emotionen weckt. Bilder, die in wunderschöne Lichtfontänen und Illuminationen getaucht sind und von passender Musik begleitet werden.

Bis sich Tausende staunende Augenpaare in Roeders Bilder am Nachthimmel verlieben können, sind zahlreiche Arbeitsstunden nötig. Ein halbes Jahr vor dem Ball trifft sich der Dresdner mit seinen Partnern, um erste Ideen für das Opening zu besprechen. Meist hat er da schon ein Modell seiner neuesten Vision angefertigt. Dann müssen die entsprechenden Genehmigungen eingeholt und ein Ingenieur mit der Konstruktion der echten Requisiten beauftragt werden, ehe es Tom Roeder und sein Team zum Bauen in die Werkstatt zieht. „Das Spannende sind dann die ersten Konstruktions-Proben, weil sich dabei entscheidet, ob alles so funktioniert, wie ich mir das ausgedacht habe“, erzählt Roeder, der es liebt, an der baulichen Umsetzung seiner Ideen selbst mitzuwirken. Zwei Wochen vor dem Ball sind die Arbeiten abgeschlossen und eine erste Generalprobe und ordnungsbehördliche Abnahmen können auf dem Werkstattgelände stattfinden. In der Ballwoche geht es dann noch einmal heiß her, wenn die Tests für Licht, Beschallung und Inszenierung mit allen Mitwirkenden vor dem Opernhaus anlaufen. „Bei dieser Show muss alles genau auf den Punkt kommen, deshalb ist es wichtig, dass jeder weiß, was er wann zu tun hat“, erklärt Roeder, der sich am Ballabend auf ein etwa 50-köpfiges Team  verlassen muss, wenn er selbst hoch oben über der Semperoper in einer neuen Konstruktion schwebt. Auch, wenn das nicht ganz ungefährlich ist, hält Roeder daran fest, diese Stunts selbst zu übernehmen. Zum einen könne er die Gefahr nicht an andere delegieren, wie er bemerkt, zum anderen sei es eine gute Gelegenheit, steuernd einzugreifen und von oben spontan Änderungen durchzugeben. Zum Beispiel, wenn Wind und Wetter umschlagen und sich die Konstruktionen hoch oben in der Luft anders drehen als geplant und besprochen. Dann koordiniert der 47-Jährige diejenigen, die ihn an Seilen und Kränen zur Erde lassen und diejenigen, die das Feuerwerk zünden. „Ein Job, der zwar gefährlich, aber immer spannend ist und sehr viel Spaß macht“, so Tom Roeder. Die fliegenden Bilder am Himmel sind unerlässlich, denn die Tausenden Zuschauer auf dem Theaterplatz müssen die Show verfolgen können. Mit einer reinen Handlung am Boden wäre das nicht möglich. Deshalb erzählt Tom Roeder Geschichten und entführt das Publikum mit seinen Bildern in eine andere Welt. In eine Welt zwischen Märchen und Traum - eine uncoole Welt. Beim SemperOpernball ist es eine Art Vorspiel für den Tanz im Großen Saal, für eine ganz besondere Nacht. Das ist es, wofür Tom Roeder lebt. Der 21-Uhr-Mann des Dresdner SemperOpernballs.

Wie eine „Sandmännchen-Geschichte“

"Meine Aufgabe ist nicht nur, auf dem Theatervorplatz für eine ansprechende Beleuchtung, die Illumination und einen guten Ton zu sorgen, sondern vor allem die Gäste des Opernballs möglichst fesselnd", erzählt Roeder über seine Arbeit in Sachsens spektakulärster Ballnacht. "Mein Opening ist wie eine Sandmännchen-Geschichte: Jedes Jahr wird das Motto des Opernballs aufgegriffen und mit einem anderen Gefährt zu den Gästen gebracht." Im ersten Jahr war es eine weiße Kutsche mit einem Schimmel. Beides hat Tom Roeder selbst entworfen und in seinen 2000 m² großen Lager- und Arbeitshallen draußen im Industriegelände Nord gebaut. Als die Kutsche nach ihrem Flug über der Semperoper dann auf dem Opernvorplatz "gelandet" war, natürlich von einem farbenprächtigen Feuerwerk begleitet, stieg er aus dem fliegenden Gefährt und brachte das Licht zur jubelnden Menschenmenge draußen und in die in Finsternis gehüllten Ballsäle. Immer, als der maskierte Tom Roeder damals an einem der dunklen Kronleuchter vorbeilief, ergoss sich die jeweilige Lichtquelle im Opernhaus in einen Fontänenregen. Eben ganz nach dem Opernball-Motto: "Es werde Licht!" Eine spektakuläre Inszenierung! "Es war einfach perfekt und eine Überraschung für alle Anwesenden, die gar nicht wussten, was sie erwartet. Damals bin ich noch mit einer selbstgebrannten CD zum Techniker in den MDR Sendewagen gegangen und hab ihn gebeten, die Musik um 21 Uhr einfach mal einzulegen", blickt der "Showmacher" lachend zurück, der heute jedes Detail zigfach planen, besprechen und mit vielen verschiedenen Partnern abstimmen muss. Der weißen Kutsche aus dem ersten Jahr folgten an den nächsten Ballabenden noch viele außergewöhnliche Inszenierungen: Ein zehn Meter hohes Grammophon mit einem 6 m breiten Trichter und riesiger Schallplatte schwebte zum Beispiel 2007 durch die Luft und spielte dabei Musik. Eine spanische Flamenco-Tänzerin tanzte auf der Außenbühne vor einem überdimensionalen Fächer und wurde in den Saal projiziert, bis sie (als Double) aus der Leinwand "trat" und auf dem Parkett drinnen ihre Tanzschritte darbot. Oder 2011, als drei Clowns im Ballon über die Menschenmenge fuhren, von Feuerwerksraketen umgeben, und auf ihren Instrumenten den "Einzug der Gladiatoren" spielten, anschließend in die Oper liefen und im Orchester auf den drei frei gebliebenen Stühlen Platz nahmen, um in den Triumphmarsch von Julius Fucik dann noch einmal mit dem gesamten Klangkörper einzustimmen. Es sind Bilder und kleine Geschichten, die Tom Roeder alljährlich mit seinem Opening produziert und mit denen er Emotionen weckt. Bilder, die in wunderschöne Lichtfontänen und Illuminationen getaucht sind und von passender Musik begleitet werden.

Visionär, Handwerker und Stuntman

Bis sich Tausende staunende Augenpaare in Roeders Bilder am Nachthimmel verlieben können, sind zahlreiche Arbeitsstunden nötig. Ein halbes Jahr vor dem Ball trifft sich der Dresdner mit seinen Partnern, um erste Ideen für das Opening zu besprechen. Meist hat er da schon ein Modell seiner neuesten Vision angefertigt. Dann müssen die entsprechenden Genehmigungen eingeholt und ein Ingenieur mit der Konstruktion der echten Requisiten beauftragt werden, ehe es Tom Roeder und sein Team zum Bauen in die Werkstatt zieht. "Das Spannende sind dann die ersten Konstruktions-Proben, weil sich dabei entscheidet, ob alles so funktioniert, wie ich mir das ausgedacht habe", erzählt Roeder, der es liebt, an der baulichen Umsetzung seiner Ideen selbst mitzuwirken.

Zwei Wochen vor dem Ball sind die Arbeiten abgeschlossen und eine erste Generalprobe und ordnungsbehördliche Abnahmen können auf dem Werkstattgelände stattfinden. In der Ballwoche geht es dann noch einmal heiß her, wenn die Tests für Licht, Beschallung und Inszenierung mit allen Mitwirkenden vor dem Opernhaus anlaufen. "Bei dieser Show muss alles genau auf den Punkt kommen, deshalb ist es wichtig, dass jeder weiß, was er wann zu tun hat", erklärt Roeder, der sich am Ballabend auf ein etwa 50-köpfiges Team verlassen muss, wenn er selbst hoch oben über der Semperoper in einer neuen Konstruktion schwebt. Auch, wenn das nicht ganz ungefährlich ist, hält Roeder daran fest, diese Stunts selbst zu übernehmen. Zum einen könne er die Gefahr nicht an andere delegieren, wie er bemerkt, zum anderen sei es eine gute Gelegenheit, steuernd einzugreifen und von oben spontan Änderungen durchzugeben. Zum Beispiel, wenn Wind und Wetter umschlagen und sich die Konstruktionen hoch oben in der Luft anders drehen als geplant und besprochen. Dann koordiniert der 47-Jährige diejenigen, die ihn an Seilen und Kränen zur Erde lassen und diejenigen, die das Feuerwerk zünden. "Ein Job, der zwar gefährlich, aber immer spannend ist und sehr viel Spaß macht", so Tom Roeder. Die fliegenden Bilder am Himmel sind unerlässlich, denn die Tausenden Zuschauer auf dem Theaterplatz müssen die Show verfolgen können. Mit einer reinen Handlung am Boden wäre das nicht möglich. Deshalb erzählt Tom Roeder Geschichten und entführt das Publikum mit seinen Bildern in eine andere Welt. In eine Welt zwischen Märchen und Traum - eine uncoole Welt. Beim SemperOpernball ist es eine Art Vorspiel für den Tanz im Großen Saal, für eine ganz besondere Nacht. Das ist es, wofür Tom Roeder lebt. Der 21-Uhr-Mann des Dresdner SemperOpernballs.