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Schankhaus Anno Domini, Klotzscher Hauptstraße 27

Für die Oma muss es Zunge geben! Als wir ankommen, steht ein Lift bereit, der meine Oma samt Rollstuhl ins Restaurant befördert. Der erste Eindruck, ein wenig dunkel hier. Aber zum Glück bekommen wir den großen runden Tisch bei den Fenstern. Es ist urig und sehr robust. Auf dem großen Holztisch liegen schon ein Holzmesser und ein Holzlöffel. Das soll unser Besteck sein. Die Oma macht schon ein etwas fragwürdiges Gesicht. Sofort ist der Koch und der Chef des Ganzen am Tisch. Er trägt ein typisch mittelalterliches Kochgewand mit einem Häubchen auf dem Kopf. Er verteilt einen Latz für jeden und schon ist die Stimmung groß. Er erklärt uns im mittelalterlichen, direktem, doch auch derben Ton, wie die Sache läuft und was es gibt. Wir bestellen schon mal Getränke: selbst gebrautes Schwarzbier und Meet, Wasser und Saft, gleich für alle in großen steinernen Krügen. Dazu gibt es Holzofenbrot mit selbst gemachten Schmalz. Sehr köstlich. Der Meet ist gut gekühlt und nicht zu süß. Meinem Vater schmeckt das dunkle Bier. Dann geht es an die Karte. Es ist alles in altdeutscher Schrift und im Stile des Mittelalters verfasst. Zum Glück gibt es immer auch eine Erklärung darunter, so das wir dann auch wissen was alles ist. Es wird sich entschieden für die Wildplatte für zwei Personen für 39 Euro, deftiger Schinken auf hausbackenem Steinbrot für 9,20 Euro, geschmorte Schweinshaxe mit sächsischem Schwarzkraut und Knödel für 10,90 Euro und für die Oma gibt es Zunge mit Spargel und Spätzle für 14,90 Euro. Wie wir schon vermutet haben, ist das Holzbesteck auch das einzige, was es gibt. Befohlen wird uns in einem etwas derberen, doch freundlichen Ton, dass wir auch die Finger nehmen können. Die Kinder freuen sich, wann wird das schon mal ausdrücklich von einem verlangt. Und mit dem großen Holzmesser und dem Löffel geht es ans Essen. Schnell wird klar, dass die Lätzchen einen Sinn haben. So sehen wir dann auch bald ein wenig bekleckert aus. Aber Spaß macht es. Für unsere Oma ordern wir dann doch noch moderne Gabel und Messer, was nicht für ganz so viel Freude beim Personal sorgt. Das Essen ist lecker. Es ist, sehr gut gewürzt und schmeckt, wie man so schön sagt, wie bei Mutti zu Hause. Als wir die ersten Bissen im Mund haben, erkundigt sich die Bedienung nach unserem Wohl. Als wir aufgegessen haben und wir uns entspannt zurücklehnen, kommt aus dem Hinterhalt, vom Koch geführt, ein liebenswerter Esel an den Tisch. Die Freude bei den Kindern ist groß, die Oma zuckt kurz zusammen und schon futtert das Tier die restlichen Salatblätter vom Teller. Das ist doch mauch mal was anderes!

Fazit:

Wer mal unkonventionell und lecker speisen und mit einen gewissen Entertainment einen Ausflug ins Mittelalter unternehmen möchte, der ist hier richtig. Ob Familienessen oder Firmenfeiern - hier kommt jeder auf seine Kosten, der mal was anderes erleben will!