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Kooperation Fehlanzeige

Warum der Klimagipfel von Beginn an zum Scheitern verurteilt war


Der Klimagipfel ist geplatzt und alle Hoffnungen auf eine schnelle Einigung in Sachen internationales Klimakonzept sind dahin. Dabei gab es mehr als ein aktuelles Thema, das eine von Vernunft geprägte Zusammenarbeit der Länder erforderlich gemacht hätte. Angefangen bei der jüngsten Naturkatastrophe auf den Philippinen bis hin zu den Jahrhundertfluten im Sommer dieses Jahres - es gab selten so viele umweltbedingte Ereignisse, die zum Nachdenken anregen sollten, wie in diesem Jahr. Doch auch an zu diskutierenden Innovationen hätte es nicht gefehlt. So sprießen derzeit unter anderem Vorschläge zu ökologischeren Fortbewegungsmitteln wie Unkraut aus dem Boden, die Modeindustrie besinnt sich auf mehr Nachhaltigkeit bei der Auswahl ihrer Materialien und im Bereich des Recyclings werden bahnbrechende Fortschritte erzielt, wie auch der ecochic Designaward beweist.

All diese positiven Meldungen scheinen für manche jedoch nicht Grund genug zu sein, um auf freundschaftlicher Basis miteinander zu kommunizieren. Vielmehr glänzen einzelne Staaten durch Statements, die den anderen Gipfelteilnehmern vermitteln, welche Klimaschutzziele sie zu kippen gedenken und in welchen Angelegenheiten die internationale Gemeinschaft sich eben -nicht- auf sie verlassen könne. Diplomatie geht anders. Doch was die einen zur Empörung veranlasst, kommt für aufmerksame Beobachter so gar nicht überraschend. Immerhin ließen schon im Vorfeld einige Begebenheiten darauf schließen, dass produktive Ergebnisse kaum zu erwarten sind.


Ein Mangel an Sensibilität beherrschte das Gipfeltreffen


Nehmen wir beispielsweise einmal die zeitgleich abgehaltene Konferenz des Weltkohleverbandes, welche ironischerweise im Nebengebäude des von Umweltverbänden der vereinten Nationen organisierten Tagungsortes stattfand und den Anschein hatte, als nehme sie die Veranstaltung zum Klimaschutz lediglich als Aufhänger für ihre ganz eigenen Interessen. Im Grunde machte die Kohlelobby durch diese Handlung die Bemühungen zum Umweltschutz von Anfang an zur kompletten Farce und provozierte bei zahlreichen Klimaschutzvertretern aufgebrachte Gemüter.

Weiter ging es mit den gegenseitigen Provokationen, als der japanische Regierungssprecher Yoshihide Suga und der australische Premier Tony Abbott ihren Rückwärtskurs in Sachen Klimaziele bekannt gaben. Ihre ablehnende Haltung zu den gemeinsamen Klimarichtlinien für die nächsten Jahre sorgte bei den Teilnehmenden nicht nur für einen gewaltigen Schock, sondern hatte in gewisser Weise auch einen äußerst taktlosen Charakter, bedenkt man die Anwesenheit des philippinischen Delegierten Naderev Sano und das aktuelle Schicksal seiner Nation.
 
Doch auch Umweltschutzverbände geizten nicht mit Unkooperativität. Sicher, Greenpeace, IWF und andere Schutzverbände ihrer Art mussten in der Vergangenheit stets mit harten Bandagen kämpfen, um den Ernst der Lage klar zu machen. Unversöhnlichkeit ist bei diplomatischen Gesprächen jedoch selten ein guter Ratgeber und so sorgte ihre ablehnende Haltung zumindest diesmal nicht wirklich für eine Entspannung der Situation. Bei all den Grabenkämpfen half auch der Auftritt der Klimaschutzgeneralsekretärin Christina Figueres nichts mehr, die im Anschluss an eine Greenpeace Protestaktion auf dem Dach des Warschauer Wirtschaftsministeriums zumindest nach außen hin versöhnlichere Töne anstimmte und die Mitglieder des Weltkohleverbandes sanft aber bestimmt zu mehr Kooperation aufrief.

Fazit: Der schlechte Start, den industrielle und umweltschutzorientierte Interessen zu Beginn der Verhandlungen miteinander hatten, zog sich wie eine rote Linie durch die zweiwöchigen Gespräche und sorgte letztendlich für das einzig plausible Ergebnis einer solch unversöhnlichen Atmosphäre: Einen handfesten Eklat.

Die Automobilbranche als Vorbild?

Angesichts des wenig erwachsenen Gezankes von Industrielobby und Umweltschutzaktivisten erscheinen die Bemühungen von Fahrzeugherstellern, ihre Vehikel einem ökologischen Wandel zu unterziehen, nahezu vorbildlich. Umweltfreundliche Autos aus jeder Fahrzeugklasse sind längst zur Realität geworden, wobei sich die Anstrengungen der PkW Fabrikanten nicht allein auf verbesserte Motoren beschränken. Auch Biowerkstoffe für Innenausstattung und Einzelteile stehen auf der ökologischen To-Do-Liste zahlreicher Hersteller ganz oben und beweisen, dass Industrie und Umweltschutz sich nicht gegenseitig ausschließen müssen. Vielleicht sollten die Vertreter beider Lager sich ein Beispiel an diesem Branchen übergreifenden Erfolg nehmen und künftig mehr auf Kooperation anstatt auf Konfrontation setzen.