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Interview mit Designerin Lola Paltinger

Interview mit der Dirndl-Queen über ihre erste Zusammenarbeit mit Star-Fotografin Ellen von Unwerth, über Paris Hilton und Kim Kardashian, die Wiesn-Trends für 2017 und ihr Erfolgsgeheimnis

 

Ritterschlag für Trachten-Designerin Lola Paltinger! Ihre phantasievollen Kreationen sind jetzt auch in einem Buch verewigt. Und zwar in einem ganz besonderen: Die international bekannte Star-Fotografin Ellen von Unwerth wählte für ihr neues Foto-Buch „Heimat“ überwiegend Lola’s Kreationen aus. Die Models wurden für das Shooting in den feschen Dirndln von Lola Paltinger, kunstvoll-sexy in Szene gesetzt. Das Ergebnis wird am 14. September in der Galerie „Immagis“ in München präsentiert – in Anwesenheit von Ellen von Unwerth, die gebürtige Deutsche ist, und natürlich auch von Lola Paltinger. Wir haben Lola schon vorab zum Interview in ihrem Münchner Showroom in der Müllerstrasse getroffen. Mit internationalen Stars kennt sich die gebürtige Mannheimerin und Wahl-Münchnerin bestens aus: So trugen zum Beispiel schon Stars wie Salma Hayek, Kim Kardashian, Katy Perry und Paris Hilton ihre Mode. Zu ihren zahlreichen prominenten Fans aus Deutschland zählen u.a. Franziska Knuppe, Viktoria Lauterbach, Marianne Hartl Verena Kerth und Giulia Siegel – um nur einige zu nennen. Lola Paltinger war eine der ersten, die mit ihren außergewöhnlichen Kreationen den traditionellen Dirndlmarkt aufmischte. Schon im Jahr 1999 gründete sie gemeinsam mit ihrer Mutter Brigitte ihr eigenes Label und verkauft ihre Kollektionen unter anderem auch seit über zehn Jahren erfolgreich für einen Teleshopping-Sender. Mit den internationalen Stars kam sie schon früh in Kontakt: Ihre Lehre machte sie bei der Modeschöpferin Vivienne Westwood. Im Interview spricht Lola nicht nur über die Zusammenarbeit für Ellen von Unwerth, sondern verrät auch ihr Erfolgsgeheimnis und die Dirndltrends fürs kommende Oktoberfest.

 

Lola, Ihre Mode kann bald auch im Buch „Heimat“ von Ellen von Unwerth bewundert werden. Wie kam es dazu?

Paltinger: Das Buch ist ein Projekt, das über sechs oder sieben Jahre ging. Der Kontakt entstand damals durch die Stylistin Susanne Kölmel, die auch für das Styling bei diesem Buch-Projekt verantwortlich war. Sie hat damals bei mir angefragt, ob ich für diese Produktion Kleider zur Verfügung stellen könnte. Das Team kam immer wieder bei mir vorbei - und ist jedes Mal mit voll bepackten Kleiderstangen aus unserem Atelier abgerauscht (lacht). Ich habe mich immer mal wieder gefragt, wann das Buch denn nun endlich erscheint, da es eben über diesen langen Zeitraum ging. Im Vorjahr hatte mich dann der Taschen-Verlag, in dem das Buch erscheint, kontaktiert. Das Buch hat ein riesiges Format, fast A3-Größe, und befindet sich in einer Kassette. Der Verlag fragte, ob sie diese Kassette mit meinem Stoff beziehen könnten. Der Einband ist also auch von mir mitgestaltet. Insofern ist wirklich sehr viel Lola in diesem Buch. Das freut mich natürlich sehr, zumal ich schon immer ein großer Fan von Ellen von Unwerth war. Es ist ein großartiges Projekt, das sie da auf die Beine gestellt hat.

 

Kannten Sie sich persönlich?

Paltinger: Wir haben uns noch nie getroffen. Aber ich freue mich, sie bei der Vernissage in München endlich persönlich kennenlernen zu dürfen. Sie hat das Buch im Mai bereits in Los Angeles präsentiert und zu diesem Anlass ein Dirndl von mir getragen. Wir waren die ganze Zeit über in freundschaftlichem eMail-Kontakt und sie hat mir immer wieder sehr nett geschrieben, wie viel Spaß ihr dieses Projekt doch gemacht hat, Das war wirklich reizend. Es lief alles sehr unkompliziert und zugleich sehr professionell ab. Ich freue mich sehr, dass dieser wunderschöne Bildband mit meinen Dirndln bestückt wurde. Ich liebe ihre Art von Fotografie und finde es toll, dass sie mit diesem Buch zu ihren deutschen Wurzeln zurückkehrt.

 

Wie viele Ihrer Modelle sind in dem Buch zu sehen?

Paltinger: Ich habe sie nicht gezählt, aber ich denke, es sind mindestens 20 Modelle. Die Kleider wurden wunderschön in Szene gesetzt. Es sind darüber hinaus noch traditionelle Trachten in dem Buch zu sehen, von anderen Designern, das ist wirklich ein wunderbarer Kontrast. Ich sehe es als große Wertschätzung, dass ich für dieses Projekt angefragt wurde und nun auch so viel Platz mit meinen Kleidern dort bekomme. Es gibt ja auch Projekte, wo man viele Kleider zur Verfügung stellt und am Schluss wird nur eines verwendet oder keines – und am Ende ist dann nichts zu sehen. Das Buch hat bei mir schon einen Ehrenplatz, es steht gleich bei im Eingangsbereich des Ateliers. Ich finde es schön, dass Ellen von Unwerth mit diesem Buch zu ihren deutschen Wurzeln zurückkehrt.

 

Das Buch wurde in Hollywood präsentiert und Sie haben auch schon viele Stars aus Hollywood einkleiden dürfen. Wie fühlt sich das an?

Paltinger: Es ist mir natürlich immer eine Ehre, mit solchen Menschen zu arbeiten oder sie auszustatten. Ellen von Unwerth schrieb mir, dass sie so großen Spaß hatte, mein Dirndl in Los Angeles zu tragen. Das berührt mich natürlich dann sehr. Denise Rich ist ebenfalls eine gute Kundin von mir. Sie kommt immer wieder zu mir ins Atelier und ich denke, sie wird auch zum Oktoberfest wieder etwas von mir tragen. Wenn sich die Prominenten über meine Mode freuen, dann weiß ich das zu schätzen. Ganz egal um wen es sich handelt.

 

Paris Hilton trug auch schon ein Dirndl von Lola Paltinger. Wie kam es dazu?

Paltinger: Das lief damals über ihre Agentur. Paris Hilton hat damals für einen Dosen-Prosecco geworben und ich wurde gefragt, ob ich zu dieser goldenen Dose ein goldenes Dirndl entfernen könnte. Ich habe Paris damals zur Wiesn begleitet und somit auch kennengelernt. Sie ist ein nettes amerikanisches Mädchen, das muss man wirklich sagen. Salma Hayek und Katy Perry hingegen habe ich nicht persönlich getroffen, sie hat einmal ein Kleid von mir bei „Wetten, dass...“ getragen. Aber Kim Kardashian war bei mir im Atelier. Sogar zweimal. Wir haben uns über Paris Hilton kennen gelernt. Damals war sie die noch unbekanntere Freundin von Paris. Später haben wir dann mit ihrer Mutter für Pro7 bei mir im Atelier gedreht. Und beide waren reizend und wirklich ganz unkompliziert. Es gibt solche und solche Prominente, aber in der Regel läuft alles immer sehr professionell ab. Gerade mit den internationalen Stars.

 

Gibt es jemanden, den Sie gerne noch ausstatten würden?

Paltinger: Interessant fände ich Herzogin Kate. Sie und William sind mir sehr sympathisch. Mal sehen...

 

Jetzt steht erst einmal das Oktoberfest vor der Türe. Was sind die Trends für die Wiesn in Sachen Dirndl?

Paltinger: Am meisten gefragt sind derzeit hellere Farben. Die Damen möchten auf der Wiesn gerne strahlen. Auch das klassische Vichy-Karo läuft gut: rot-weiß oder blau-weiß. Generell ist Blau immer eine sehr beliebte Farbe. Oder aber ein ausgewaschenes oder kräftiges Rot. Rosa ist gerade etwas weniger angesagt.

 

Was bleibt besser im Schrank?

Paltinger: Dirndl mit zu viel Glitzer und zu viel Spitze! Allgemein werden die Dirndl wieder etwas traditioneller was ich persönlich sehr schön finde. Und immer mehr Damen entscheiden sich auch für einen klassischen Zweiteiler, bestehend aus Bluse und Rock. Das kann man auch unterm Jahr und mit oder ohne Schürze tragen. Darin sehe ich den Fortbestand der Tracht: Dass es immer wieder etwas Neues gibt.“

 

Sie sind seit 1999 dabei. Hätten sie damals gedacht, dass im Jahr 2017 fast jeder zum Oktoberfest Tracht trägt?

Paltinger: Ich habe mir damals ehrlich gesagt keine Gedanken darüber gemacht. Aber natürlich: dass auch alle Fremden zur Wiesn Tracht tragen oder dass man am Bahnhof Dirndl kaufen kann, daran hätte ich nicht gedacht. Dass die Tracht ein so großer Exportschlager wird, das ist schon überraschend.

 

Sie waren die Pionierin, mittlerweile gibt es sehr viele Dirndl-Designer. Ärgert Sie das?

Paltinger: Solange jemand etwas eigenes macht und seine eigenen Handschrift hat, ist mir das vollkommen egal. Nur kopieren mag ich nicht. deswegen entwerfe ich sogar meine Stoffe selbst. Auch Borten, Stickereien und Knöpfe werden inzwischen exklusiv für mich angefertigt. Das kann mir so schnell keiner nachmachen.

 

Wie viele Dirndl besitzen Sie selbst?

Paltinger: Bei der Wiesn muss ich das nehmen was übrig ist. Zu dieser Zeit hat meine Schneiderei in Nürnberg keine Zeit, noch etwas für mich anzufertigen. Mein allererstes Dirndl habe ich aufgehoben, das ist mein Glücksdirndl. Ansonsten trage ich natürlich die Modelle, die am Neusten sind und die ich am Schönsten finde. Das erwartet man ja in gewisser Weise von mir.

 

Lola Paltinger ohne Dirndl – kommt das auch einmal vor?

Paltinger: Wenn ich den Reitstall gehe, dann trage ich eine Reithose. Aber ansonsten trage ich fast ausschließlich meine eigenen Sachen. Ich designe ja auch für HSE24 und trage selbst bei Jeans meine eigenen Kollektion. Ich designe zudem Pullover und T-Shirts.... Für mich ist es ganz normal, dass ich meine eigenen Sachen trage.

 

Der Buchtitel lautet „Heimat“. Sie sind gebürtige Mannheimerin, leben aber schon lange in München. Was bedeutet Heimat für Sie?

Paltinger: Natürlich, meine Wurzeln liegen in Mannheim. Aber ich lebe seit 25 Jahren in München und fühle mich sehr wohl hier. Insofern würde schon sagen, dass München meine Heimat geworden ist. Es ist eine wunderschöne Stadt und ich könnte es mir derzeit nicht vorstellen woanders zu leben.

 

Und wenn Hollywood anklopfen würde?

Paltinger: Wenn sich Kooperationen ergeben, so wie mit Ellen von Unwerth, dann finde ich das spannend. Aber ansonsten lautet meine Devise: „Schuster, bleib bei deinen Leisten.“ Und obwohl das Dirndl mittlerweile wie gesagt auch ein Exportschlager ist – in erster Linie gehört es hier in diese Region. Und da gehöre auch ich hin.

 

Text: Andrea Vodermayr