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Editorial Herbst 2015

Von Anja K. Fließbach

 

 

Sind Sie auch so ein Typ wie ich, dem es wichtig ist, alles im Griff zu haben und die Dinge zu überschauen, sie in ihrer Gesamtheit zu erfassen und mit eigenen Erfahrungen, Wissen und Intuition zu verknüpfen? Dann hat man den Überblick, kann eventuelle Gefahren voraussehen oder sieht bei plötzlich auftretenden Problemen spontan die besten Lösungen.

Das ist im Augenblick ganz schön schwierig. Wie will man die aktuelle Lage durchschauen? Wie will man sich vorbereiten und für die Zukunft gerüstet sein, wenn man nicht alle Informationen hat?

Mit logischem Menschenverstand kann man die aktuellen Krisen und die Flüchtlingsströme zwar scheinbar erklären, aber wir kennen nicht die Denkweisen der mächtigen Akteure. Wer kooperiert warum mit wem und wer hat was abgesprochen? Wer plant welche Schritte? Entwickeln sich die Dinge wirklich aus sich selbst heraus? Sind alle Ereignisse logische Folgen von realen Entwicklungen? Durch Internet und soziale Medien sind Menschenmassen heute viel schneller zu beeinflussen und zu bewegen. Wer das geschickt nutzt...Oder ungeschickt! Ganz ehrlich: Würde ich im Fernsehen oder Internet eine Kampagne von Australien sehen „Europäer willkommen!“, würde selbst ich, die ich nicht im geringsten ans Auswandern denke, aufmerksam werden. Ich würde mich näher informieren. „Australien will Europäer? Dann bieten die sicher etwas.

“Die Völkerwanderung von Süd nach Nord war erst für viel später prognostiziert, wenn der Klimawandel weiter gegriffen hat und die Menschen aus der Äquatorialzone nach Norden kommen, weil sie einfach Hunger haben. Jetzt kommen sie schon viel früher. Und schneller.

Es ist nicht so leicht als Mutter von drei Kindern, die außerdem die Verantwortung für inzwischen reichlich Mitarbeiter hat, die Zukunft vorauszusehen und sowohl Familie als auch Firma optimal darauf einzustellen.

In meinem Editorial in der Herbstausgabe vor einem Jahr habe ich geschrieben: „Besser schon mal Arabisch lernen.“ Da lag ich ziemlich richtig. Wie mit den meisten meiner Prognosen. Deshalb prognostiziere ich heute mal lieber nichts. Ich weiß auch gar nicht, was ich Ihnen raten soll. Manche sagen, die Dinge ausblenden. Manche sagen, mitmachen. Manche sagen, dagegen aufstehen. Wahrscheinlich bleibt uns nur, unsere persönlichen Freuden im Moment wahrzunehmen und unser aktuelles Leben zu genießen ohne Panik, aber auch ohne schlechtes Gewissen und uns zu konzentrieren auf Familie, Freunde und Kollegen. Auf ein schönes Zuhause wertzulegen und unseren Job an unserem jeweiligen Platz mit Mut und Verantwortungsbewusstsein wahrzunehmen, weiter fleißig zu sein und an unsere Gesellschaft und die Zukunft zu glauben! In diesem Sinne!

 

Herzlichst!
Anja K. Fließbach