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Hannes Jaenicke über seine neue Serie und über die wichtigste Frau in seinem Leben

Hannes Jaenicke zählt nicht nur zu den erfolgreichsten Schauspielern Deutschlands, sondern hat sich auch durch sein Engagement für den Tier- und Umweltschutz einen Namen gemacht. Der 57-Jährige drehte in den letzten Jahren zahlreiche aufwendige Tier-Dokumentationen - über Haie, Eisbären, Gorillas und Delfine - um den Zuschauern die Probleme wie Umweltzerstörung und Artenvernichtung aufzuzeigen Er geht seinen Weg konsequent: So verzichtet er beispielsweise zu Hause konsequent auf Plastik. Jetzt wird Jaenicke auch zum Retter der Kulturen! Er ist der Protagonist des neuen Formats „Guardians of Heritage – Die Hüter der Geschichte“ (AT) des Senders History. Die Eigenproduktion behandelt ein brandaktuelles Thema, nämlich den kulturellen Genozid und die Bedeutung des Erbes der Menschheit. Und es beleuchtet auch den Terror des Islamischen Staates! Denn die Zerstörung von Jahrtausende altem Menschheitserbe durch ISIS in Syrien und dem Irak hat die Welt erschüttert und den Krieg gegen die Kultur wieder aktuell gemacht. Jaenicke nimmt die Angriffe auf die Kulturstätten von Palmyra, Nineveh und Nimrud zum Anlass, sich auf eine Reise rund um den Globus zu begeben. Die zentrale Frage lautet dabei: Was muss man tun, um die kulturelle Vielfalt für die nachfolgende Generation zu bewahren? „Hannes Jaenicke geht in unserer neuen Eigenproduktion der  Frage auf den Grund, wie wir unsere Kultur retten können“, erläuterte Dr. Andreas Weinek, der Geschäftsführer von History und A&E Deutschland. Gemeinsam mit Hannes Jaenicke und Emanuel Rotstein (Director Production von A+E Networks Germany und Autor, Regisseur und Produzent des Formats) stellte er am Mittwoch im Bayerischen Hof in München das neue Projekt vor. Und die drei gaben einen spannenden Einblick in die neue Doku.  „Hannes Jaenicke ist perfekt für unsere neue Produktion, denn für ihn ist die Bewahrung des Menschheitserbes und der Geschichte ein genau so großes Anliegen wie uns“, so Dr. Weinek. „Dabei trifft er Menschen, die sich für den Erhalt kultureller Vielfalt einsetzen, und spricht mit ihnen über ihr Engagement und ihre Projekte“, so Emanuel Rotstein. Jaenicke selbst kam direkt von den ersten Dreharbeiten, die im Flüchtlingscamp „Zaatari“ stattfanden. Zudem führt ihn die Sendung u.a. auch nach Israel, Kanada, die USA und nach Bosnien: Er besucht die Vereinten Nationen in New York, die UNESCO in Paris und das Holocaust-Museum in Washington. Zu sehen sind die drei einstündigen Folgen ab November 2017 auf History, doch Hannes Jaenicke gab bereits jetzt in München einen spannenden Vorgeschmack auf das Format.

 

Herr Jaenicke, Sie kommen sozusagen direkt aus Flüchtlingscamp in Jordanien nach München. Ein ordentliches Kontrastprogramm, oder?

Jaenicke: Ja. Ich muss gleich noch weiter zu Proben nach Stuttgart, wo ich eine Vorbesprechung mit dem Regisseur Dominik Graf für ein neues Film-Projekt habe. Ich bin vorgestern erst aus Jordanien zurückgekommen und war gestern auch noch bei der CEBIT in Hannover. Morgen fliege ich dann für meine eigene Nashorn-Doku nach Afrika. Bei mir ist im Moment wirklich was los.

 

Wie anstrengend war der Dreh in Jordanien?

Jaenicke: Wir waren vier Tage dort. Es war vor allem faszinierend, alles einmal aus nächster Nähe zu sehen. Man liest ja viel über die syrische Katastrophe in den Zeitungen oder kennt es aus dem Fernsehen. Das Ganze live zu erleben ist noch einmal etwas ganz Anderes. Offiziell leben in diesem Flüchtlingscamp 80.000 Menschen, inoffiziell sind es aber  bestimmt rund 120.000. Es war vor allem beeindruckend zu sehen, dass sich dort ein Kreis aus Profi- und Amateurkünstlern gebildet hat.  Sie haben aus Sperrholz die Kulturstätten von Palmyra, die von IS zerstört wurden, nachgebaut. Das zeigt, wie wichtig diese Kulturstätten für die Menschheit sind und beweist auch die Aktualität des Formats. Es ist ein Herzensprojekt und ich bin froh mit dabei sein zu dürfen.

 

Welches Erlebnis oder welche Begegnung dort hat Sie besonders beeindruckt?

Jaenicke: Da gab es einige. Ich habe im Camp ein Kunstwerk entdeckt, das den Titel „Lapidar Scenes from my Village trägt“. Es zeigt Kinder, die im Krieg getötet wurden. Wir wollten unbedingt herausfinden, wer das Bild gemalt hat – was bei 120.000 Bewohnern wahrlich nicht einfach war. Aber es ist uns gelungen. Es war ein 16-Jähriges Mädchen, das bei einem Anschlag schwere Verletzungen am Bein davon getragen hat. Es ist uns gelungen, sie vor die Kamera zu holen. Diese Nüchternheit und gleichzeitig Desillusion dieses Mädchens mitzuerleben – da fiel es mir schwer, nicht in Tränen auszubrechen. Wir haben das Bild gekauft und mit nach Deutschland gebracht. Das Geld fließt in die dortige Künstlergemeinschaft. Ich würde es mit sehr wünschen, dass Politiker wie Herr Seehofer und Frau Petri einmal durch ein Lager laufen würden. Die Flüchtlingspolitik würde sich dann glaube ich radikal ändern. Es ist ein Augenöffner. Das Camp war aber überraschend organisiert und sauber. Und es gab eine unglaublich große Hilfsbereitschaft.

 

Haben Sie sofort zugesagt als die Anfrage für das Projekt kam? Oder gab es auch Bedenken? Schließlich reisen Sie auch in gefährliche Gebiete. 

Jaenicke: Ich habe schon mehrmals mit Emanuel Rotstein zusammengearbeitet. Fernsehen macht Kluge klüger und Dumme dümmer. Mit Emanuel macht man das Programm, das Kluge klüger macht. Es war bereits unsere dritte Zusammenarbeit. Für den Sarajevo-Teil konnten wir Kati Witt gewinnen, außerdem sind auch Ulrike Folkerts, Ester Schweins und Clemens Schick mit dabei. Es ist wirklich eine tolle Mischung an Persönlichkeiten.

 

Vom Retter der Tiere zum Retter der Kulturen. Worin liegt der Unterschied zu Ihren Tier-Dokus?

Jaenicke: Es gibt keinen Unterschied. Die meisten Menschen glauben zwar immer, dass Umweltschutz hat nichts mit Menschen zu tun. Aber wenn man den Regenwald wegsägt, dann geht nicht nur der Orang-Utan verloren, sondern auch die Bewohner, die seit Jahrtausenden in und von diesem Urwald leben. Man kann Tier-, Umwelt- und Menschenschutz nicht mehr trennen. Ich habe das noch nie getan. An einer aussterbenden Tierart hängen immer auch Menschen mit dran. 

 

Warum ist es Ihnen so wichtig, mit Ihren Dokus auf diese Themen aufmerksam zu machen?

Jaenicke: Weil das Medium Fernsehen unglaublich mächtig ist. Man kann damit so viel bewegen. Dank meiner ersten Doku über die Regenwald-Vernichtung wurden 1,5 Mio. Euro für die Wiederaufforstung gespendet. Das gelingt nur mit Fernsehen.

 

Lässt sich das Thema Umweltschutz auch auf Ihren vielen Reisen durchziehen?

Jaenicke: Ich versuche, dies so weit es möglich ist auch auf meinen Reisen zu praktizieren. Bei den Flügen funktioniert das natürlich nicht. Das Einzige ist wirklich die Fliegerei. Aber man kommt nun einmal nicht mit dem Fahrrad nach Afrika oder in die Arktis. Das wird mir auch immer wieder vorgeworfen. Das geht aber bei einem Ohr rein und beim anderen raus. Wie soll ich sonst mit meinem Team nach Zimbabwe kommen wenn nicht mit dem Flugzeug? Wenn jemand einen Vorschlag hat – ich bin dankbar. Ansonsten bin ich sehr vorbildlich und fahre ein Elektro-Auto. Für mich als Vegetarier war Jordanien ein Traum: Man isst dort ständig Humus und Falafel. Genau mein Ding.

 

Sie verbringen auch viel Zeit in den USA. Sind Sie noch oft in Ihrem Zuhause am Ammersee?

Jaenicke: Ja, ich bin nach wie vor oft hier. Ich drehe meine Dokumentationen mit zwei Münchner Partnern und unser Büro ist in der Stadt. Insofern bin ich regelmäßig und gerne hier.

 

Von Andrea Vodermayr