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Global vernetzt zur Meisterschaft in der klinischen Forschung

Gemeinsam mit Wissenschaftlern der Harvard T. H. Chan Schoolof Public Health hat Dr. Timo Siepmann, wissenschaftlicher Leiter des Masterstudiengangs "Clinical Research" an der Dresden International University, eine internationale Plattform für die klinische Forschung geschaffen. 


Studenten aus aller Welt lernen interaktiv und diskutieren gemeinsam im kreativen Teamwork. Sie erwerben wissenschaftliche Fähigkeiten, um ihre wissenschaftlichen Ziele auszudrücken und eignen sich entscheidende Werkzeuge an, um die eigene Karriere voranzutreiben. 

 

Welche Vorteile bietet das Master’s program "Clinical Research"? 

Dr. Siepmann: Unser Studiengang richtet sich u.a. an angehende Mediziner mit wissenschaftlichen Ambitionen. Die Studenten lernen, klinische Studien zu planen, durchzuführen und zu interpretieren. In der heutigen Medizin sind wissenschaftliche Leistungen für eine erfolgreiche Karriere nahezu unabdingbar. Auf der anderen Seite fehlt es im Medizinstudium in den meisten Ländern aber an methodischen Vermittlungen in den Lehrplänen. Hierzu stellt uns die Harvard T.H. Chan School of Public Health das System "Principles and Practice of Clinical Research" zur Verfügung, welches die Möglichkeit bietet, internationale Mediziner per Videokonferenz kommunizieren zu lassen und gemeinsam an der Entwicklung neuer Fragestellungen zu arbeiten. Wir erschaffen damit eine internationale Plattform, um kulturelle Brücken zwischen Wissenschaftlern unterschiedlicher Länder und Kontinente zu errichten. Lehre aus Harvard erreicht auf diese Weise unsere Studierenden in Dresden, während Studenten in Harvard von Dresden aus unterrichtet werden können. Beide Lehranstalten stehen im Austausch mit anderen Universitäten, wie denen in Sao Paulo, Mexiko City, Lima oder Tokyo. Alle zusammen können wir an neuen Fragestellungen und Themenkomplexen arbeiten. Es ist damit ein sehr dynamisches Lehrkonzept, welches sowohl wissenschaftlich als auch themenbezogen permanent weiterentwickelt wird. 

 

Wie führen Sie dieses Programm an der Dresden International University (DIU) durch?
Dr. Siepmann
: Die DIU als Weiterbildungsuniversität der TU Dresden ist Träger dieses Studiengangs, durch Sie wird an die Studierenden am Ende eines erfolgreichen Studiums der Abschluss „Master of Science“ verliehen. Die Vorlesungen, in direkter Kooperation mit der Harvard T.H. Chan School of Public Health und dem Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, führen wir wöchentlich durch. Da wir uns wegen der Zeitverschiebung in ein internationales System einpassen müssen, finden diese je- den Donnerstag von 22 Uhr bis ein Uhr nachts statt. Der andere Teil unseres Programms besteht aus wöchentlichen Intensiv- Workshops, von denen wir drei Workshops, aufgeteilt auf sechs Wochenenden pro Semester, anbieten. Ich selbst teile mir die Leitung der Lehre mit Dr. Ben Illigens, unserem Kooperationspartner an der Harvard Medical School Boston. 

 

Wer sind Ihre Studenten?
Dr. Siepmann
: Aktuell haben wir 38 Studierende und 15 Absolventen, die aus deutschen Großstädten, aber auch aus Sao Paulo, Boston, Lima, Mexico City und Riad kommen. Über 80% unserer Studenten sind Ärzte, wir haben aber auch Studienkoordinatoren und PHD’S Naturwissenschaftler nicht klinisch-medizinischer Ausrichtungen, die sich ebenfalls für klinische Forschung interessieren.

Wie läuft so ein Unterricht ab?
Dr. Siepmann
: Wir arbeiten nach einem multimodalen Lernkonzept. Jede Woche wird ein neuer Themenkomplex mit Fragestellungen erarbeitet, wozu wir die Studenten verschiedener Länder in Lerngruppen aufteilen. Unsere multimodalen Interaktionstools ermöglichen es Studenten, von allen Winkeln der Welt aus zu interagieren, beispielsweise Power Point Präsentationen zu verfolgen, an Abstimmungen teilzunehmen oder mit den anderen Lehrkräften in optionalen Sessions und Bürozeiten direkt und interaktiv zu kommunizieren. Die Lerngruppen können sich für Diskussionsforen in separaten Chatrooms treffen. Als Ausgangspunkt wird den Studenten ein fiktiver Fall zur Verfügung gestellt, in dem ein klinischer Wissenschaftler mit einem auf das Thema der Woche bezogenen Problem konfrontiert ist. Dann werden in der Gruppe für das skizzierte Problem über die ganze Woche multimodale Lösungsansätze bis zur wöchentlichen, dreistündigen nächtlichen Videokonferenz erarbeitet, in der jeder seine Ergebnisse vorstellt. 

 

Was lernen also die Studenten?
Dr. Siepmann
: Um die theoretischen Grundlagen, die die Studenten lernen, auf ein hilfreiches praktisches Niveau zu bringen, haben wir zusätzlich den sehr aktiven Workshop "Scientific Presentation" an der DIU installiert. Wir üben das Präsentieren wissenschaftlicher Daten aktiv und direkt mit den Studierenden. Sie sollen verstehen, wie sie optimal einen wissenschaftlichen Vortrag vorbereiten und durchführen und geben ihnen beispielsweise die Möglichkeit, ihren Präsentationsstil vorzustellen und Feedback durch uns zu erhalten. Sie bekommen Antworten, wie mit Forschern umzugehen ist, erfahren die absolute Notwendigkeit und Wichtigkeit der richtigen Aufklärung des Patienten und generell auch die enorme Bedeutung positiver Kommunikation. Es ist über zwei Jahre ein kompaktes und sehr intensives Programm, welches hohe Anforderungen an die Studenten stellt. 

 

Was bekommt der Absolvent Ihres Studiengangs?
Dr. Siepmann
: Das Ziel dieses Studiengangs ist es, mit einer Publikation abzuschließen, die der Student als Masterthesis einreicht. Die Publikation muss in einer international anerkannten Fachzeitschrift publiziert sein, welche in internationalen Datenbanken gelistet ist. Darüber hinaus bekommen sie ein Zertifikat der Harvard T.H. Chan School of Public Health und den Abschluss "Master of Science". Wir wollen mit dem Master-Programm einen maximalen Erfolg für unsere Studenten erzielen, weshalb wir uns entschieden haben, die Masterthesis als Publikation zu ermöglichen. Eine Veröffentlichung macht die Forschungsarbeit sichtbar und hilft dem Absolventen direkt, denn es ist das, woran der Erfolg der medizinisch-wissenschaftlichen Karriere ganz hart bemessen wird.

 

Was für Reaktionen erhalten Sie auf ihr neues Lehrmodell?
Dr. Siepmann
: Wir stellen fest, wie leicht es den Studenten nach diesem Studium fällt, klinische Studien nicht nur durchzuführen, sondern auch zu beurteilen. Studenten berichten uns, dass sie wissenschaftliche Veröffentlichungen mit einem viel kritischeren, analytischeren Blick lesen. Sie bemerken Dinge, die ihnen vorher überhaupt nicht aufgefallen sind. Ein Oberarzt im Klinikum sagte mir, dass sich die Art, wie seine Studenten nach der Teilnahme klinische Leistung präsentierten, dramatisch verbessert hätte. Das ist ein neuer Ansatz, der viele neue Aspekte miteinander vereint, Innovatives hineinbringt und Dresden als medizinischen Wissenschaftsort im internationalen Vergleich sehr gut platziert. 

 

Dr. Timo Siepmann 

Arzt und wissenschaftlicher Mitarbeiter Klinik und Poliklinik für Neurologie Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Technische Universität Dresden 

 

Postdoctoral Research Fellow (Visiting Scholar 2015-2016) Cardiovascular Clinical Research Facility
Radcliffe Department of Medicine
University of Oxford 

 

Site Director
Principles and Practice of Clinical Research Dresden Site Center
Harvard T.H. Chan School of Public Health